Die Ereignisse im Monat April verpflichten mich, in meinem heutigen Bericht ein paar Worte zu dem Thema Salmonellenvergiftung zu äußern. Vorab möchte ich aber allen Erkrankten vollständige Genesung wünschen. Auch allen Angehörigen wünsche ich, dass die Ängste und das Mitleiden mit den Erkrankten so schnell wie möglich der Vergangenheit angehören und niemals wieder auftreten mögen.
“Autorität wie Vertrauen werden durch nichts mehr erschüttert,
als durch das Gefühl, ungerecht behandelt zu werden.”Theodor Storm (1817-88)
Liebe Bürgerinnen und Bürger der Gemeinde Markersdorf!
Mir ist schon klar, dass man mit Worten ein Unglück nicht ungeschehen machen kann. Und mir ist auch bewusst, dass einige Menschen, welche von einem Schicksalsschlag direkt betroffen wurden, sehr schwer zur objektiven Einschätzung bereit sind. Meine Aufgabe ist es aber dennoch, auch bei allem Mitgefühl für die Betroffenen, die Situation real einzuschätzen und über die veranlassten Maßnahmen zu informieren.
Als ich am Samstag, dem 4. April 2008, nach dem Mittag von den ersten Durchfallerkrankungen erfuhr, brachte ich dies mit den zahlreichen Fällen von Viruserkrankungen im Görlitzer Klinikum in Verbindung. Trotzdem informierte ich die Leiterin der Kindergärten der Gemeinde und diese setzte sich umgehend mit einer Mitarbeiterin des Gesundheitsamtes in Verbindung. Erst am Sonntag erfuhren wir, dass es sich wahrscheinlich nicht nur um eine Virusgrippe handelt, da in kürzester Zeit zu viele erkrankte Kinder und Erzieher mit den gleichen Symptomen den Ärzten vorgestellt wurden.
Eine Bestätigung über den Verdacht einer Salmonellenvergiftung erhielten wir leider erst am späten Nachmittag, zu einem Zeitpunkt, an welchem schon das Gesundheitsamt die Kontrolle übernommen hatte. Da aber das Gesundheitsamt der Stadt Görlitz die Leitung der Aktionen ausübte, wurden wir in unserer Gemeinde am Sonntag noch nicht in den Verteiler der Informationen einbezogen. Dies geschah erst durch unser Nachfragen am Montagvormittag.
Ein zu spätes Reagieren und eine unterlassene Information kann uns nicht vorgeworfen werden, denn wir wurden selbst nicht offiziell informiert.
Deswegen möchte ich mich an dieser Stelle bei all denen bedanken, die von der ersten Minute des Bekanntwerdens, teils instinktiv, meist aber sehr umsichtig und pflichtbewusst, die richtigen Entscheidungen getroffen haben.
Ich bedanke mich bei all denen, die schon am Sonntagabend und Montagfrüh unaufgefordert die notwendigen Desinfektionsarbeiten in den betroffenen Einrichtungen durchgeführt haben, sodass diese für die gesunden Kinder am Montag ohne Risiko wieder geöffnet wurden. Großer Dank gebührt auch den nicht von der Krankheit
betroffenen Mitgliedern des Elternrates, die sofort mit der Leiterin der Kindergärten Frau Urban Kontakt ufnahmen und Hilfe anboten.
Obwohl aufgrund der sehr hohen Anzahl von erkrankten Kindern und Erziehern die Einrichtungen fast nicht besucht wurden, haben wir uns entschieden, beide Einrichtungen geöffnet und besetzt zu lassen, um für die betroffenen Familien eine Ansprechstelle zu gewährleisten. Außerdem übernahmen die Erzieher die Zuarbeit für das Gesundheitsamt und halfen bei der Benachrichtigung der Familien und der Umsetzung der notwendigen Maßnahmen.
Nachdem wir die Information erhielten, dass alle Erkrankten versorgt sind, die notwendigen Anordnungen für die Absicherung der Betreuung der gesunden Kinder erteilt wurden und vor allem die sehr aufdringlichen Medien abgewimmelt wurden, fragten wir uns, wie wir den Betroffenen und ihren Angehörigen helfen können.
Viele Vorschläge wurden uns unterbreitet und die meisten davon schnell wieder verworfen. Als Favorit entwickelte sich der Verzicht auf den Elternbeitrag für den Monat April. Da aber auch hier sozial bedingt sehr verschiedene Beträge erfasst werden, die Belastung für die Erkrankten aber die Gleiche ist, haben wir uns entschieden, für jedes an Salmonellen erkrankte Kind einen Betrag von 100 Euro auszuzahlen. Darüber informierten wir am 15.04.2008 die Eltern mittels eines Elternbriefs.
Damit können wir die Geschehnisse nicht rückgängig und auch die Schmerzen der Betroffenen und die Ängste der Angehörigen können wir damit nicht vergessen machen. Aber vielleicht hilft diese Geste, einen kleinen Teil der Mehraufwendungen zu decken.
Zwei Fragen wurden mir in den letzten Tagen am häufigsten gestellt. Warum erfolgte die Information offiziell erst am Montag und wie können wir es als Gemeinde verhindern, dass der Ausbruch einer solchen Krankheit in unseren Einrichtungen noch einmal passiert?
Die erste Frage ist relativ einfach zu beantworten. Wenn die bevorstehende Kreisreform auch nicht nur Vorteile mit sich bringt, so wird es ein Ziel sein, den Bereitschaftsdienst des Gesundheitsamtes besser zu organisieren und ausreichend mit Fachpersonal zu besetzen. Durch die dann nicht mehr vorhandenen Kreisgrenzen wird es
hoffentlich bessere Absprachen und Verteilungen von Informationen geben und auch einige irritierte Krankentransporte haben dann von Zittau bis Weißwasser freie Fahrt.
Die zweite Frage ist für mich schwerer zu beantworten, denn wir als Gemeinde haben sehr wenig Einfluss darauf. Und ich kann auch nicht versprechen, dass solche Dinge nicht wieder passieren. Unsere Verträge mit allen Dienstleistern sind so aufgesetzt, dass eventuell eintretende Ereignisse berücksichtigt werden. Wir werden hierbei in Zukunft noch vorsichtiger sein. Die Kontrolle der Einhaltung von gesetzlichen Bestimmungen und
Verordnungen sowie die Feststellung von Verstößen obliegen den zuständigen Ämtern, denn dafür besitzen wir nicht die notwendige Ausstattung und auch nicht die Ausbildung.
Wir können und werden zukünftig nur intensiver darauf drängen, dass durch Kontrollen diese Pflichten eingehalten werden. Ich möchte mich dafür entschuldigen, dass ich mich in meinem Beitrag so ausführlich mit dem Thema beschäftige. Aber auch für uns als Verwaltung und für das übrig gebliebene Personal war die Situation sehr ungewohnt.
Und da uns die amtlichen Stellen bescheinigt haben, dass wir sehr viele Entscheidungen auch ohne Anordnung richtig getroffen haben, möchte ich mich nochmals bei den Mitarbeitern in den Einrichtungen und vor allem bei Frau Sylvia Urban und Frau Dunkel vom Gesundheitsamt für ihr umsichtiges Handeln bedanken.
Ihr Bürgermeister Thomas Knack