Mit Hilfe einer Umfrage*) soll zurzeit untersucht werden, wie der Zusammenhalt in der gesamten Gemeinde Markersdorf gestärkt werden kann. In der Tat gibt es Ortsteile, die sehr stark von den Aktivitäten der Vereine geprägt sind, während man in anderen eher nebeneinander her lebt. Doch wie verändert sich das Freizeitverhalten insgesamt und welche Konsequenzen ergeben sich daraus?
Fehlender Nachwuchs belastet Sozialsysteme und -strukturen
Der “demografische Wandel” ist in aller Munde, doch allzuoft scheint es, dass eine “es wird schon irgendwie werden” Mentalität dominiert. Dabei liegen die drei Hauptentwicklungen in unserer Gesellschaft doch längst auf dem Tisch: Alterung, Schrumpfung und Internationalisierung.
Von Regierungs- und höherer Verwaltungsebene werden am ehesten noch die Konsequenzen für die Alterssicherung, das Gesundheitssystem, die Arbeitswelt und den Erhalt einer grundlegenden Infrastruktur im ländlichen Raum bedacht.
Dabei begegnen uns die neuen Herausforderungen doch längst im Alltag, beispielsweise, wenn es für die Freiwilligen Feuerwehren immer schwieriger wird, Nachwuchs zu finden. Bestimmte Entwicklungen in diesen Bereichen sind gut absehbar: Wer in vielleicht in 20 Jahren zu den einsatzfähigen Feuerwehrleuten gehören oder in die Rentenkasse einzahlen soll, muss heute schon geboren sein.
Doch auch bei jenen, die im Ort bleiben, ändert sich das Freizeitverhalten. Immer öfter ist mehr zeitliche Flexibilität im Beruf gefordert, was Freizeitaktivitäten zunehmend schwieriger planbar macht. Zudem wächst das Angebot an Freizeitmöglichkeiten – doch es gibt einen weiteren Trend: Freizeit wird zu Hause auf dem Sofa verbracht, allerdings per Internet vernetzt mit Freunden oder Freizeitangeboten. Dieser Trend macht sogar Jugendclubs zu schaffen, deren Veranstaltungen nicht mehr so intensiv besucht werden.
Wozu das Internet am häufigsten genutzt wird
Die Macht des Internets nimmt noch immer zu, in der Wirtschaft wie im privaten Bereich. Während anfangs vor allem Informationen auf Webseiten bereitgestellt wurden und die elektronische Post per E-Mail genutzt wurde, wird die private Nutzung heute von weiteren Anwendungen dominiert.
- An erster Stelle zu nennen sind hier die sozialen Netzwerke: facebook, Google Plus, Twitter, LinkedIn, Xing, Instagram sind nur Beispiele. Viele Leute sind gleich in mehreren aktiv, was dazu führt, dass sie oft mehrere Stunden täglich online unterwegs sind und “Internetsucht als Krankheitsbild entstanden ist.
- Nicht weniger bedeutend sind die Messenger-Syteme, mit denen sich Mitteilungen übertragen lassen, beispielsweise Skype oder WhatsApp, das vermutlich den facebook Messenger ablösen wird.
- Ein weiterer großer Sektor sind Online Spiele. Während man sich früher zum Skat im Gasthof oder zum Spieleabend traf, spielt man heute verbunden über das Internet. Das Angebot reicht von Spielen mit Lerncharakter bis hin zum Glücksspiel. Dieses ist in Deutschland streng reguliert, doch schon in den Nachbarländern sieht das anders aus, wie die Seite onlinespielautomat.at zeigt. Vor allem im ländlichen Raum, wo Freunde oder Veranstaltungsorte oft weiter entfernt liegen als in einer Stadt, verleiten spannende Online Angebote dazu, das Haus nicht zu verlassen.
- Rasant an Bedeutung wächst das Internet als Übertragungsmedium für interaktive Fernseh- und Radioangebote. Während Spotify, YouTube und Vimeo längst im Alltag der Webnutzer angekommen sind, gibt es auch neue Entwicklungen: So darf, nur ein Beispiel, Amazon, eigentlich bekannt als Online Händler, via “Prima Music” vier Jahre lang alle Bundesligaspiele als Hörangebot via Internet senden – neben Musik oder Filmen. Die Amazon-Tochter “Audible” bereitet hingegen innovative Formate u.a. für Reportagen und Ratgeber vor.
Fazit
Die Alterung und Schrumpfung der Gesellschaft bringt zwangsläufig mit sich, das bis zum Jahr 2050 in ganz Deutschland Kinder- und Jugendeinrichtungen, aber auch Kultur- und Freizeiteinrichtungen geschlossen werden müssen. In diesem Prozess steht Markersdorf vergleichweise gut da, man denke nur an die sanierte Grundschule und den aktuell begonnenen Kita-Neubau wie auch an das Kultur- und Freizeitangebot nicht nur im Ort, sondern auch in der unmittelbaren Umgebung.
Bundesweit wird das Internet in den nächsten Jahrzehnten jedoch zunehmend zum Ersatz für zurückgehende Freizeitangebote werden und dabei zugleich diesen Schrumpfungsprozess beschleunigen. So ist es beispielsweise schon heute üblich, große Konzerte, Theater- oder Opernaufführungen live in Kinos weltweit zu übertragen. Weiter gedacht kann das dazu beitragen, beispielsweise die Theaterlandschaft weiter auszudünnen – auch wenn das wohl niemand wirklich will.
Während manche Menschen – objektiv oder subjektiv bedingt – über zu wenig wirklich freie Zeit klagen, müssen viele Menschen den Umgang mit sehr viel freier Zeit als Rentner, Arbeitsloser oder Teilzeitbeschäftigter erst lernen, damit das Leben einen Sinn behält. Ehrenamtliches Engagement wird hier an Bedeutung zunehmen, auch weil die öffentliche Hand immer mehr gezwungen sein wird, ihre Ausgaben auf das Notwendigste zu begrenzen.
Fest steht nur, dass Bildungs-, Arbeits- und Freizeit künftig noch viel stärker miteinander verwirbelt werden – die Abfolge Lernen-Arbeit-Rente als große Lebenszyklen wird so einfach nicht mehr funktionieren. Auch dieser Umstand wir durch das Internet zugleich vorangetrieben, aber auch erleichtert.
Zum Schmunzeln:
Mobiles Internet auf dem Vormarsch und eine Konsequenz
Oft erfolgen die Internet-Aktivitäten über das Handy, man schätzt, inzwischen schon zu mehr als fünfzig Prozent.
Das führt zu ungeahnten Innovationen, mit denen Bedürfnisse (hier nach Sicherheit) auf neue Art befriedigt werden: Weil in den Städten so viele Leute mit dem Handy vor der Nase herumlaufen, gibt es inzwischen – kein Witz – an besonders gefährlichen Stellen Verkehrsampeln, die in den Boden eingelassen sind.
*) Artikel “Online-Befragung in Markersdorf”
Von Thomas Beier
Der Unternehmensberater und Medienunternehmer beschäftigt sich u.a. damit, wie Menschen die in einer hochproduktiven Arbeitswelt nicht gebraucht werden oder mit deren Anforderungen nicht mithalten wollen oder können, zu einem sinnerfüllten Leben bei ausreichendem Wohlstand gelangen können.