Weshalb und wann Deutsch-Paulsdorf den Spitznamen “Hundepulsdorf” erhielt, darüber gibt es leider keine exakten historischen Überlieferungen.
Manche vermuten, dass hier einmal die reinrassigsten Schäferhunde gezüchtet worden seien, was aber aus dem gegenwärtigen Hundebestand des Ortes nicht unmittelbar zu schlussfolgern ist.
Andere verweisen auf die Randlage des Dorfes und verbinden damit die (natürlich völlig falsche!) Deutung von “auf den Hund gekommen”, was schon dadurch mühelos zu widerlegen ist, dass Deutsch-Paulsdorf gerade wegen seiner Randlage für längere Zeit als “erstes Dorf Preußens” bezeichnet wurde. Welches Dorf könnte sich schon mit einem so stolzen Namen schmücken? Für wahrscheinlicher halte ich eine dritte Deutung: Als Grenzort brauchte Deutsch-Paulsdorf zur Abwehr von Spitzbuben, Schacherern und Spionen ein gut funktionierendes “Frühwarnsystem!” Was bot sich dafür im vortechnischen Zeitalter besser an, als massives Hundegebell, wodurch der Ort in Minutenschnelle vom Nieder- bis ins Oberdorf in Alarmzustand versetzt werden konnte?
Mancher Grenzkonflikt (wenn nicht sogar ganze Kriege!) konnten dadurch vermutlich schon im Ansatz verhindert werden – allein durch den gut organisierten Einsatz der stimmgewaltigen “Pulsdorfer” Vierbeiner! Wäre das nicht eine viel bessere Deutung des Spitznamens “Hundepulsdorf”, als es die beiden anderen Deutungen des Namens erwarten ließen? Die cleveren Deutsch-Paulsdorfer hätten sich das sehr wohl verdient!
Die Grenznähe führte mitunter zu merkwürdigen Situationen. Dafür ein Beispiel, das diesmal übrigens nicht nur aus dem Bereich der Vermutungen stammt, sondern tatsächlich historisch überliefert ist: Im Zuge der neuen Grenzziehungen des Wiener Kongresses 1815 war der nördliche Teil der vormals sächsischen Oberlausitz, darunter auch Deutsch-Paulsdorf, Preußen zugeschlagen worden. 1866, im Preußisch-Österreichischen Krieg, standen einander in Sohland sächsische und in Deutsch-Paulsdorf preußische Truppen Gewehr bei Fuß feindlich gegenüber.
Ein Markersdorfer Lehrer schreibt darüber:
“Die sächsischen Truppen rückten bis nach Sohland an die Grenze vor und versperrten den Paulsdorfer Einwohnern den Zugang zu diesem Dorf, das ja ihr Kirchdorf war, aber auch wegen der dort vorhandenen Windmühlen wichtig für die Versorgung der Deutsch-Paulsdorfer. Nur Kinder durften die Frontlinie durchqueren. So brachten Kinder aus “Feindesland” Brot und andere Lebensmittel nach Paulsdorf und sollen dabei auch sächsische Zeitungen in das feindliche Preußen geschmuggelt haben.”
Ein schönes Beispiel friedlichen Grenzverkehrs und Europäischer Einigung schon vor 137 Jahren! Nur gut, dass damals die Sohländer Hunde schwiegen. Sie waren offenbar nicht ganz so intelligent wie ihre Paulsdorfer Artgenossen …
W. Baier, Pf.i.R.