„Informationen sind notwendig. Wo sie fehlen, entsteht kein Vakuum, da machen sich viel eher Gerüchte, Klatsch und Missverständnisse breit.“
- Hans Christian Altmann, dt. Publizist
Im vergangenen Monat habe ich mich hinreißen lassen und versucht, meine Meinung zu den politischen Turbulenzen rüberzubringen. Ich dachte, es sei notwendig, dass man sich mal äußert und habe es für unerträglich gehalten, wie gegenseitige Achtung immer mehr in den Hintergrund gerät.
Was ich aber in meinen kühnsten Befürchtungen nicht voraussehen konnte, macht mich doch fast sprachlos: Wie ein Virus fast weltweit das öffentliche Leben beeinflussen und streckenweise sogar lahmlegen kann, ist erschreckend. Corona hat uns bewiesen, dass wir alle verwundbar sind und unser Leben in Sicherheit und Wohlstand nicht selbstverständlich ist.
Es kann sein, dass zu dem Zeitpunkt, wenn der Artikel im Schöpsboten erscheint, schon alles erledigt ist – wie auch immer, aber ich möchte trotzdem die Gelegenheit nutzen, einige Punkte besonders hervorheben.
Als Bürgermeister bleibt man vor Ort der Ansprechpartner und wir haben im Rathaus versucht mit Ruhe und Umsicht zu agieren und zu reagieren. Wichtigstes Augenmerk war, die Infektionsketten zu unterbrechen oder sie zumindest auf das möglichste Maß einzuschränken.
Dass die Entscheidungen nicht auf die breite Gegenliebe stoßen und sie auch viele Komplikationen für Unternehmen und Familien bringen, war voraussehbar. Was aber passieren kann, wenn man diese Infektionsketten nicht einschränkt, haben andere Länder und Regionen gezeigt.
Mit heutigem Stand (18. März 2020) sind wir noch “mäßig” betroffen. Aber gerade dieser Umstand verleitet viele dazu, die angeordneten Maßnahmen als überzogen zu bezeichnen. Die meisten haben jedoch verstanden, dass die momentan “mäßige Betroffenheit” auch das Ergebnis der eingeleiteten Maßnahmen sein kann.
Erschreckend ist für mich die massenhafte Verbreitung von Informationen und von mitunter schlechten Nachrichten. Jeder möchte zuerst eine Information verbreiten und leider sind einige davon gar nicht bis zu Ende recherchiert. Das schürt zusätzliche Ängste, sorgt für Hamstereinkäufe und beschert Existenzängste.
Wenn die älteren und die vorerkrankten Menschen den Empfehlungen folgen und sich isolieren, bleiben ihnen vor allem nur die Medien als Informationsquelle. Und die vielen Hiobsbotschaft en tun dann der Psyche nicht gut!
Diese Berichterstattung wird auch so schnell nicht aufhören, es sei denn, die Bundesregierung oder das Robert Koch-Institut gibt Entwarnung. Damit ist jedoch mit heutigem Stand nicht zu rechnen.
Was uns als Gemeinde jedoch direkt betrifft , sind die angeordneten Schließungen der Grundschule und der Kindereinrichtungen. Ich möchte mich ausdrücklich bei den meisten Eltern für das Verständnis der Situation bedanken. Wenn wir uns konsequent an die Vorgaben für die Notbetreuung halten, ist das kein böser Wille. Wir sind einfach bestrebt, eine klare Linie zu verfolgen.
Die Absage von Veranstaltungen und das Verbot der Nutzung von öffentlichen Einrichtungen und Plätzen dient dabei auch nur dem Ziel, die Infektionskette einzuschränken. Die Ansteckung verhindern wird es nicht in Gänze können. Wir können alle nur hoffen, dass wir diese Situation gut und gesund überstehen und wenn wir Mitte April sagen können, Glück gehabt, dann haben wir eigentlich alles richtig gemacht! Für einige ist das dann jedoch nur ein kleiner Trost, denn die Auswirkungen der Pandemie werden viele erst im Nachhinein spüren. Ich hoffe, dass unsere Landesregierung die sozialen Härtefälle auch auf ihrem Schirm haben wird. Was wir als Bürgermeister über den Sächsischen Städte- und Gemeindetag beeinflussen können, werden wir tun. Wir als Gemeinde werden uns jedenfalls darauf vorbereiten, dass wir in der Lage sein werden, soweit es in unseren Entscheidungen liegt, zu helfen.
Jede noch so anstrengende Situation hat jedoch auch positive Seiten. Es ist gut, dass man wieder etwas mehr das zu schätzen beginnt, was man hat. Und es war schon eine neue Erkenntnis für mich, wie abhängig wir von “Made in China” waren.
Ich bin mir relativ sicher, dass wir Corona ebenso wie BSE, Schweinepest und Vogelgrippe überstehen werden, wenn wir vernünftig sind und zusammenhalten. Ich weiß nicht den Zeitrahmen und ich kenne auch nicht das endgültige Ausmaß, aber wir sollten uns immer vor Augen halten, was passieren kann. Und wir sind gut beraten, Bestehendes zu achten.
Ihr Bürgermeister Thomas Knack