Die Einführung der EU-Datenschutz-Grundverordnung hat im Jahr 2018 viel Staub aufgewirbelt und für Verunsicherungen gesorgt. Spaßvögel meinten, nun müssten die Namen von den Klingelschildern verschwinden und bei manchen Ärzten werden die Patienten seither nicht mehr mit dem Namen aufgerufen – während übrigens bei der Datenaufnahme am Tresen das gesamte Wartezimmer mucksmäuschenstill mithört.
Die Datenschutz-Grundverordnung wird gern mit den Persönlichkeitsrechten verwechselt. Da dieser Beitrag eher allgemeinen Überlegungen dient und nicht in detaillierte Rechtsfragen abgleiten soll, seien Interessenten auf die Wissensplattform der Universität Bremen verwiesen, die klar strukturiert und übersichtlich Wissenswertes zu den Persönlichkeitsrechten zugänglich macht.
Gegen Datenkraken: Datensparsamkeit als Prinzip
Die Frage, um die es hier gehen soll, ist der vorsichtige beziehungsweise sparsame Umgang mit persönlichen Daten. Spätestens mit der Nutzung des Internets beginnt jeder Datenspuren zu hinterlassen, auf die sich …zig Analyseunternehmen stürzen. Wer beim Besuch einer Webseite die Abfrage zur Cookie-Zustimmung genauer anschaut, entdeckt manchmal dutzende Unternehmen, die den Besuch der Webseite auswerten möchten. Da möchten Otto und Erika Normalverbraucher fragen: “Leute, geht’s noch?!”
Datenspuren entstehen jedoch auch an anderer Stelle, etwa beim Bezahlen mit einer Debit- oder Kreditkarte oder wenn man zum Beispiel einen weltweit aktiven Übernachtungsvermittler nutzen möchte und dieser dafür erzwingt, ein offizielles Dokument hochzuladen und ein aktuelles Foto gleich noch dazu. Kommen solche Daten in die falschen Hände, ist dem Identitätsdiebstahl Tür und Tor geöffnet. Generell gelten in den Augen mancher auch mobile Endgeräte als Datenschleudern, weil Vorsichtsmaßnahmen, wie sie am PC typisch ergriffen werden, unterbleiben.
Big Data is watching you!
Das große Problem besteht darin, dass kaum jemand weiß, was mit gespeicherten persönlichen Daten geschieht und ob oder wie diese verknüpft werden. “Big Data” nennt man den riesigen Datenraum, aus dem sich detaillierte Erkenntnisse und Vorhersagen für jeden Einzelnen ableiten lassen – wenn es den rechtlich möglich ist. Denkbar sind Szenarien, wonach etwa Versicherer eine persönliche Risikobewertung durchführen – was ein noch vergleichsweise harmloser Ansatz ist.
Zwei Beispiele
Es kommt also darauf an, die eigene Datenspur möglichst schmal zu halten. Nur zwei Beispiele: Das erste Beispiel bezieht sich auf die Suchmaschinen des Internets. Die sind sehr praktisch, wenn man Informationen schnell finden will, dass man dabei jedoch auch viel über sich selbst preisgibt, das dann gespeichert und ausgewertet wird, daran denken die wenigsten. Deshalb sollte man sich informieren, wie man auf eine anonyme Suchmaschine wechseln kann, die generell keine persönlichen Daten erhebt oder speichert. swisscows.com aus der Schweiz ist so ein Beispiel, das nach eigenen Angaben auf Cookies, Tracking und personalisierte Werbung verzichtet.
Das zweite Beispiel: Wenn man mit einem Unternehmen telefoniert und dieses fragt, ob das Gespräch zu Trainingszwecken aufgezeichnet werden darf, sollte man konsequent und deutlich “Nein!” sagen. Trainiert werden unter Umständen nicht etwa Mitarbeiter, die das Gespräch auswerten, sondern es lernt eine Künstliche Intelligenz, die aus dem Gespräch eine Strategie oder Optionen ableitet, mit deren Hilfe der Gesprächsteilnehmer dazu gebracht werden kann, etwa einen Kauf zu tätigen.
Gesicht zeigen? Kinder besser nicht!
Ein letzter Tipp: Manche gehen mit ihrem persönlichen Konterfei im Internet recht sorglos um. Bei sogenannten biometrischen Aufnahmen – das sind Frontalfotos des Gesichts – ist man allerdings dank biometrischer Auswertung immer wieder auffindbar. Bei Kindern sollte man das – wie es auch auf markersdorf.de geschieht – auf jeden Fall vermeiden: Niemand kann wissen, ob es den Kindern in 30 Jahren noch gefällt, wenn ihre Fotos aus der Kindheit im Web herumgeistern und ihnen zugeordnet werden können.
Widersprüchliche Praxis
Wer im Internet unterwegs ist, ermöglicht trotz moderner Technologien wie dem Virtual Private Network (VPN) grundsätzlich Zugriff auf seine Daten beziehungsweise Datenspur. Deshalb jedoch auf das Internet zu verzichten, wäre wenig realistisch. Besser ist es zu überlegen, wem man welche Daten anvertraut. Paradox erscheint es allerdings, wenn jemand seine Google-Webseite aus Datenschutzbedenken abschaltet, die dort veröffentlichten Daten aber weiter per Gmail, den E-Mail-Dienst von Google, überträgt.
Ein Beitrag der Redaktion markersdorf.de