Bei den guten Wünschen für das neue Jahr steht neben dem Glück die Gesundheit immer ganz vorn – und damit ist nicht das in der Coronazeit aufgekommene und inflationierte “Bleiben Sie gesund!” gemeint. Über den Umgang mit der eigenen Gesundheit.
Um die Frage, ob dem Einzelnen heutzutage seine Gesundheit wichtiger ist als noch vor Jahrzehnten, entspann sich neulich im Freundeskreis eine Diskussion. Um es gleich vorweg zu nehmen: Sie verlief fruchtlos, weil diejenigen, die sich etwa an die 1970er und 1980er Jahre erinnern konnten, damals jung waren und entsprechend in Bezug auf ihre Gesundheit mit weniger Risikobewusstsein als heute lebten.
Besseres Gesundheitsbewusstsein
Aber insgesamt ist das Gesundheitsbewusstsein gestiegen. Wie viel hingegen wurde früher geraucht! Wenn beide Eltern im Trabant rauchten, blieb für die Kinder auf der Rücksitzbank nicht viel Sauerstoff übrig. Bis zur Einführung einer neuen Straßenverkehrsordnung im Jahr 1977 – StVO ‘77 genannt – durfte man innerhalb geschlossener Ortschaften mit dem Motorrad ohne Sturzhelm fahren – und viele machten das auch!
Nein, insgesamt hat sich das Gesundheitsbewusstsein ganz stark verbessert: Es wird weit weniger geraucht und wenn, dann mit Rücksichtnahme auf die Nichtraucher. Man ernährt sich gesünder und auch die Wahrnehmung von Alkohol als Gesundheitsrisiko ist sensibler geworden. Und es wird mehr Sport getrieben – in einem Ort wie Markersdorf mit seinen vielen Sportvereinen ist das gut erkennbar.
Männer nachlässiger
Allerdings gilt all das immer nur in der Tendenz und eben nicht für jeden Einzelnen. Unterschiede, was das Gesundheitsbewusstsein betrifft, gibt es auch zwischen Männern und Frauen. Frauen gehen eher zum Arzt, wenn etwas nicht stimmt, Männer hingegen meinen oft, ihre Zipperlein aussitzen zu können und folgen dem Spruch “Was von alleine kommt, geht auch wieder von alleine!” – Irrtum! Sie leisten mit ihrem Absentismus in der Arztpraxis nur einen Beitrag dazu, dass die Herren der Schöpfung statistisch gesehen doch etwas eher sterben als die Damen.
Gesundheitsinformationen im Überfluss
Noch nie war der Zugang zu Informationen über die Gesundheit und medizinische Themen so einfach wie heute! Populäre Zeitschriften zur Vitalität in jedem Alter und zur Gesundheit sind allgegenwärtig, die Tageszeitungen, Rundfunk und TV greifen Gesundheitsfragen auf und wem all das nicht reicht, der findet im Internet wohl auf jede Gesundheitsfrage eine Antwort.
Gesundheitsinformationen aus dem Internet
Das Internet als Informationsquelle zu nutzen, dafür braucht man zwei Voraussetzungen:
- Die erste der beiden Voraussetzungen ist eine ganz allgemeine Medienkompetenz. Dazu gehört die Fähigkeit, seriöse und fachlich zuverlässige Informationsquellen von solchen zu unterscheiden, die der Scharlatanerie frönen und im Grunde nur Produkte oder Dienstleistungen vermarkten wollen. Ein medienkompetenter Nutzer wird ungewöhnliche Informationen mit anderen, als vertrauenswürdig bekannten Quellen abgleichen.
- Die zweite Voraussetzung ist eine gewisse Vorbildung, die es erlaubt, Informationen zu bewerten und einzuordnen. Gerade in Gesundheits- und medizinischen Fragen ist das ein schwieriger Punkt, denn die Experten sind nun einmal der Arzt und der Apotheker und in aller Regel nicht die Patienten. Dennoch ist der aufgeklärte Patient, der beispielsweise weiß, warum die Einhaltung etwa eines Therapie- oder Medikamentenplanes bedeutsam ist, ein wichtiger Teil der Genesung. Anders gesagt: Für die auch Compliance genannte Therapietreue sind Wissen und daraus resultierend Verständnis für ärztliche Maßnahmen eine wesentliche Motivation.
Schwierig wird es jedoch, wenn ein Patient mit im Internet zufällig gefundenen Wissensbrocken seinen Arzt belehren möchte. Ein Görlitzer Tierarzt hat es auf den Punkt gebracht, in seiner Praxis hängt ein Schild, auf dem sinngemäß steht: Wenn Sie eine Diagnose von Dr. Google haben, dann wenden Sie sich wegen einer Zweitmeinung bitte an Dr. Yahoo!
Patienten-Arzt-Kommunikation
Es ist schon so: Im Arzt-Patienten-Verhältnis ist der Patient noch immer derjenige, dem die deutsche Bedeutung von Patient entspricht, nämlich der Duldende. Entsprechend sollte er oder sie unterlassen, was dem Arztgespräch einen stressigen Verlauf geben könnte. Dazu gehören Formulierungen wie: “Im Internet habe ich gelesen, dass das so und so ist und diese neue Therapie die beste! Warum bieten Sie mir das nicht an?” Besser wäre wohl: “Ich habe von dieser Therapie gehört. Was meinen Sie, ist da was dran?”
Psychologisch ist das einfach erklärt: Das erste Beispiel gibt einen – noch dazu fachlich unqualifizierten – Vorwurf wieder, gegen den sich der andere nahezu automatisch wehrt. Im zweiten Beispiel wird ein Rat erbeten, der an die höhere Kompetenz des anderen appelliert und entsprechend viel besser ankommt. Die Grundregel lautet: Um Hilfe zu bitten, ist erfolgreicher als einzufordern – oder wie es der Sprichwortschatz sagt: “Mit dem Hut in der Hand kommt man durchs ganze Land!”
Praktisch gesehen
Ein ganz praktisches Beispiel liefert die Eigenbluttherapie, die bei Arthrosebeschwerden, bestimmten Sportverletzungen und auch Rückenschmerzen nach Einschätzung des Arztes eingesetzt werden kann. Vereinfacht gesagt wird Blut entnommen, von dem in einer Zentrifuge das Blutplasma abgesondert wird. Dabei werden die im Plasma enthaltenen Blutplättchen als Wirkstoff konzentriert. Das so aufbereitete Plasma – genannt Autologes Conditioniertes Plasma (ACP), also körpereigenes angepasstes Blutplasma – wird ohne weitere Zusätze direkt in die betroffenen Körperregionen gespritzt und soll am Ende der individuellen Therapie volle Wirkung entfalten.
Stößt man als medizinischer Laie im Internet auf Informationen zur Anwendung der ACP-Therapie und ihre Kosten beziehungsweise die Kostenübernahme in den Krankenversicherungssystemen und hält das für sich selbst für eine Option, dann sollte man das eben nicht ohne weiteres Fachwissen bewerten und einfordern, sondern den Arzt um seine Meinung zur Eigenbluttherapie bitten.
Gesundheit in jeder Lebensphase
Sicher macht wohl fast jeder im Laufe seines Lebens mehrere Erkrankungen durch. Für Kinder ist es besonders wichtig, Erkrankungen zu verhindern, deren Folgen sie lebenslänglich beeinträchtigen würden. Eines der wichtigen Stichworte dabei ist das Impfen, auch wenn manche das anders sehen und ein Stück weit davon profitieren, dass andere sich und ihre Kinder impfen lassen. Für Erwachsene geht es neben dem Wohlbefinden vor allem um den Erhalt der Arbeitskraft, also körperlich und geistig leistungsfähig zu bleiben. Im höheren Alter rückt immer stärker der Erhalt von Lebensqualität in den Mittelpunkt, etwa gut zu Fuß zu sein, Hören und Sehen, ein funktionierender Kauapparat.
Wie gesund und fit man im Alter ist, dazu tragen die Lebensweise seit prägenden Kindheitstagen, die bewusste Gesundheitsorientierung als Erwachsener und die genutzte medizinische Vorsorge stark bei. Das ist jetzt der Punkt, an dem man über gute Vorsätze für 2023 nachdenken sollte.
Ein Beitrag der Redaktion markersdorf.de