Anzeigen

Regional werben auf markersdorf.de! anzeigen@gemeinde-markersdorf.de

Bürgermeister August 2012

“So etwas haben wir noch nicht erlebt”, das war eigentlich die Hauptaussage der Bürger nach dem Hochwasser vom 5. bis 8. Juli 2012. Drei Wellen haben Teile unserer Gemeinde heimgesucht. Und wer in der Nacht vom 5. zum 6. Juli der Meinung war, schlimmer geht es nicht, der wurde in der Nacht darauf eines Besseren belehrt.

“Die Natur ist unerbittlich und unveränderlich,
und es ist ihr gleichgültig,
ob die verborgenen Gründe und Arten ihres Handelns
dem Menschen verständlich sind oder nicht.”

Galileo Galilei

Der nochmalige Anstieg des Schöpspegels dann am Samstag wieder um einen Meter, war dann das Halali der Katastrophe. 2,81 Meter Freitagfrüh und 2,90 Meter Samstagfrüh am Pegel in Holtendorf sind Rekordmesswerte für unsere Gemeinde.

Wenn diese Pegelstände gemessen werden, dann ist in den Ortslagen Gersdorf und Markersdorf eigentlich schon fast alles vorbei. Und der Pegelstand ist die Grundlage der Alarmierungen und der Entscheidungen im Kat-Stab.

Darum ist es nicht verwunderlich, wenn erst Samstag um 10:45 Uhr Katastrophenalarm ausgelöst wurde. Um diese Zeit waren die meisten Menschen schon bei den Aufräumarbeiten. Deswegen sind wir unbedingt auf Meldungen der Bevölkerung angewiesen und auch die Einsatzleitungen/Wehrleiter müssen sich nach den Wetterberichten mit der Lage beschäftigen.

Um es aber vorwegzunehmen, ich möchte mich ganz herzlich für den beherzten und überlegten Einsatz der Kameraden unserer Ortswehren und vor allem auch bei den vielen freiwilligen Helfern bedanken. Ohne dieses umsichtige Handeln wären gewiss noch größere Schäden eingetreten. Eine Gefahrenabwehr oder ein langfristiges vorbeugendes Handeln war diesmal nicht möglich. Ein Wasseranstieg innerhalb von kürzester Zeit um fast 2,50 Meter ist einfach nicht voraussehbar und dann auch nicht beherrschbar.

Vom Gemeindewehrleiter, der direkt aus dem Urlaub die Einsatzleitung übernahm, über die Einsatzleiter und die Kameraden der Feuerwehren hat jeder das getan, wozu er in der Lage war. Leider wurden unsere Hilferufe beim Katastrophenstab erst richtig ernst genommen, als die zweite Welle schon im Abfluss war. Aber so konnten wir wenigstens noch einige Bergungsarbeiten mithilfe des THW durchführen. Vielen Dank auch an die Kameraden des THW. Autowrack unter der Brücke am Wehr in Markersdorf (Foto: Thomas Knack)

Autowrack unter der Brücke am Wehr in Markersdorf (Foto: Thomas Knack)
Und die festgestellten Schäden sind enorm. Die schon Samstagfrüh hinzugezogenen Ingenieurbüros IBOS und Reibetanz stellten alleine im kommunalen Bereich Schäden an Straßen, Brücken und Wasserläufen in Höhe von 2,5 Millionen Euro fest. Die von den betroffenen Bürgern gemeldeten Schäden an Gebäuden und Grundstücken belaufen sich noch einmal auf ungefähr 1,5 Millionen Euro.

Anstatt jetzt schnell an die Beseitigung der Schäden zu gehen, müssen wir uns mit Aufräum- und Sicherungsmaßnahmen begnügen. Ein ganz großes Dankeschön auch an die Stadtwerke Görlitz, die uns mit der Bereitstellung eines Lkw mit Ladearm dabei sehr geholfen haben. Die Arbeiten sind natürlich auch enorm wichtig und ich möchte mich an dieser Stelle auch ganz besonders bei der Truppe der Chancenwerkstatt für die tolle Hilfe bedanken, aber wir würden auch gerne die Sicherungs- und Absperrmaßnahmen nur als kurzfristige Lösungen ansehen.

Die Zufahrt von der S111 nach Deutsch-Paulsdorf musste ebenso voll gesperrt werden wie die Brücke an der Feldstraße. Die ausgewiesenen Umleitungen für die Anlieger können keine Dauerlösungen sein.

Bei der Paulsdorfer Zufahrt werden wir eine schnelle Lösung anstreben, auch auf die Gefahr hin, dass wir sie alleine finanzieren müssen. Die Feldstraßenbrücke wird wohl etwas mehr Zeit in Anspruch nehmen.

Die Ortsdurchfahrt im Gersdorfer Niederdorf macht uns das meiste Kopfzerbrechen. Zwischen der Töpfer- und der Gohlischbrücke sind Bereiche komplett grundhaft zu erneuern. Das können wir nicht mit eigenen Mitteln bewerkstelligen, dazu benötigen wir Fördermittel. Um diese zu bekommen, muss das Kabinett des Landtages in Dresden die Schäden erst einmal als Elementarschäden anerkennen. Dann muss der Nachweis erbracht werden, dass die Schäden durch die außergewöhnlichen Wassermassen entstanden sind und nicht durch unterlassene Unterhaltung.
Also dieser Bereich wird wohl noch etwas länger für den Durchgangsverkehr
gesperrt bleiben. Und ich bitte alle Anwohner, darauf zu achten, dass die Sperren stehen bleiben.

Die Gemeinde hat, gemeinsam mit den angrenzenden, ebenfalls betroffenen Gemeinden, Anschreiben an den Kreis, den Ministerpräsidenten und die zuständigen Stellen gesendet. Die Antworten werden wohl noch etwas auf sich warten lassen.

Unmittelbar nach der Katastrophe hat der Gemeindewehrleiter ins Feuerwehrhaus Markersdorf eingeladen, um eine erste Auswertung der Einsätze vorzunehmen. Nach der allgemeinen Auswertung und dem Dank an die beteiligten Kameraden wurde vor allem das tolle Zusammenspiel der Einsatzkräfte hervorgehoben.
Manche Kameraden haben sich nach einem 24-h-Einsatz drei Stunden Schlaf gegönnt und sich dann wieder beim Einsatzleiter gemeldet. Manche haben auch auf die drei Stunden verzichtet.
Viele Kameraden brachten ihre Angehörigen mit zum Befüllen der Sandsäcke und auch viele Freiwillige halfen an den Brennpunkten und bei den betroffenen Nachbarn und Angehörigen. Im Feuerwehrhaus Markersdorf bei der Nachbereitung (Foto: Thomas Knack)

Im Feuerwehrhaus Markersdorf bei der Nachbereitung (Foto: Thomas Knack)
Leider gab es aber auch Vorwürfe. Die berechtigten wurden umgehend ausgewertet und werden im nächsten Einsatz nicht mehr vorkommen. Die Mängel in der Alarmierung und bei der Weitergabe von Informationen werden beseitigt und die notwendigen Absprachen sind erfolgt.

Die Geschwindigkeit des Wasseranstiegs stellte aber auch die Kameraden der Freiwilligen Wehren vor ganz neue Herausforderungen. Die unberechtigten Vorwürfe tun weh und lassen einige an der Bereitschaft zur ehrenamtlichen Arbeit zweifeln. Zum Glück gab es aber bei Weitem mehr Zuspruch und Danksagungen von betroffenen und unbetroffenen Bürgern.

Ich hoffe, dass wir die Ferienzeit nutzen und wenigsten einen Teil des Chaos beseitigen können. Hoffentlich gehen die entscheidenden Gremien nicht auch erst einmal in die Sommerpause.

Nicht ganz uneigennützig wünsche ich unseren Schulkindern und deren Familien sonnige Ferien. Vom Regen haben wir, glaube ich, langsam alle genug.

Ihr Bürgermeister
Thomas Knack

Verknüpfungen Bürgermeister August 2012

Bürgermeistermehr aus diesem Themenbereich