“Schlesische Talsperren waren diesmal das Ziel unseres Ausfluges am 16. September. Um 8 Uhr haben wir im großen Reisebus Platz genommen und so begann die Fahrt über die Grenze ins Nachbarland Polen”, beginnt Rosemarie Urban ihren Bericht des Kultur- und Heimatvereins Markersdorf e.V. im Schöpsboten vom Oktober 2017.
Weiter ist zu lesen: Die Hochwassergefahr ist bei uns bereits seit Jahrzehnten immer wieder ein aktuelles Thema gewesen. So waren auch im früheren Schlesien starke Hochwasser in den Jahren 1890 und 1897 zu verzeichnen, welche die Ortschaften an den Flüssen Bober und Queis stark beschädigt haben. Daraufhin wurde von der Regierung im Juli 1900 ein Hochwasserschutzgesetz erlassen, das in den folgenden Jahren zu intensivem Bau von Talsperren an den beiden Flüssen führte.
Das erste Ziel für uns war die Talsperre Goldentraum. Sie wurde als zweites Stauwerk am Queis in den Jahren 1919 bis 1924 gebaut. Unmittelbar am Fuß der Staumauer wurde ein Kraftwerk errichtet. Damit sollten nicht nur der Hochwasserschutz gewährleistet werden, sondern auch die Elektrizitätserzeugung den steigenden Bedarf decken.
Weiter ging die Fahrt zur Staumauer Marklissa. Die Bauzeit von fünf Jahren (1901-1905) hat Bewunderung in uns hervorgerufen, denn es wurde damals mit Aufzügen, einfachen Hilfskonstruktionen und hölzernen Schubkarren gearbeitet.
Als letzte Anlage vor dem Zweiten Weltkrieg wurde im Tal des Bober die Talsperre Boberullersdorf in den Jahren 1926/1927 errichtet. Auch hier dient ein in die Wehranlage eingefügtes Kraftwerk der Stromerzeugung.
Die Bobertalsperre Mauer (Pilchowice) war bei Fertigstellung 1912 die größte Talsperre Europas. Die Staumauer ist an der Krone 280 m lang und 7,2 m breit, es wurden insgesamt 250.000 Kubikmeter Bruchsteinmauerwerk verbaut. Der Stausee ist etwa vier Kilometer lang mit einem Speichervolumen von 50 Millionen Kubikmetern.
Die Vorarbeiten (ab 1904) für die Anlage bis zur Grundsteinlegung 1908 mussten wegen Hochwasserschäden oft unterbrochen werden, die Baustelle war verwüstet, Maschinen und Handwerkszeugwaren zerstört oder von der Flut mitgerissen. So eindrucksvoll, wie die Kulisse von Riesen- und Isergebirge bei schönem Wetter ist, birgt sie doch eine unheimliche Kraft des herabströmenden Wassers.
An unserem Talsperren-Weg lag auch der Wohnturm von Boberröhrsdorf (Siedl%u0119cin). Seine Erbauung wird auf die Jahre 1313-1314 unter Fürst Heinrich I. von Jauer datiert. Im großen Saal existieren Wandmalereien aus der Zeit um 1345/1346, sie stellen mit der Geschichte des Lancelot vom See (Ritter der Tafelrunde) Szenen aus dem damaligen Hof- und Ritterleben dar.
Zwischen den Besichtigungen gab es natürlich auch gute Gelegenheiten für Mittagessen und Kaffee, Kuchen und Eis. Während der Fahrt hat unser Reiseleiter Werner Bressel viele interessante Fakten, Geschichten und eigene Erlebnisse aus der schlesischen Region erzählt. Die angenehme, gut organisierte Tagestour endete ca. 19 Uhr in Markersdorf.