Demografisch gesehen stehen die sieben Markersdorfer Ortschaften unterm Strich vergleichsweise recht gut da. Ein wichtige Grundlage dafür ist das Arbeitsplatzangebot vor Ort in teils weltweit liefernden Produktionsunternehmen, starken Handwerksbetrieben, im Großhandel und bei Dienstleistern, was für den ländlichen Raum nicht selbstverständlich ist. Hinzu kommen niedergelassene Ärzte, eine Bankfiliale, die Kinderbetreuungseinrichtungen und die Grundschule – all das macht es für Familien attraktiv, in Markersdorf zu leben.
Auch den älteren Mitbürgern im Dorf geht es gut, vor allem die Seniorenvereine sorgen für Abwechslung. Probleme ergeben sich jedoch fast immer dann, wenn jemand zum Pflegefall wird, aber in seiner vertrauen Umgebung zu Hause bleiben möchte. Wo früher die Kinder – meist die Frauen – zu Stelle waren und die Pflege schulterten, ist es Familien unter den Bedingungen des modernen Berufslebens kaum noch möglich, sich intensiv um die Großelterngeneration zu kümmern.
“Bitte, bitte helft mir, ich will nicht ins Heim!” – Wenn pflegebedürftige Angehörige das sagen, möchte man weinen und sucht fieberhaft nach einer Lösung. Die Trauer und die Not der pflegebedürftigen Menschen, vor allem der älteren, ist, wenn sich in ihrem Leben diese Situation einstellt, groß. Jeder möchte in seinem gewohntem Umfeld bleiben, selbstbestimmt, so gut es eben geht.
Corona hat es noch einmal mehr auf den Punkt gebracht, was beileibe nicht in jedem, aber so manchem Pflegeheim Alltag ist: Einsamkeit, oft ein gefühltes Dahinvegetieren, kaum Inspirationen. Und schon um 19.30 Uhr heißt es ab ins Bett, für mehr reicht die Personalkapazität nicht aus. Ohne Zweifel: Die Pfleger tun was sie können, doch unter diesen Umständen ist auch ihnen selbst klar, dass bei den Bewohnern von Lebensqualität nur noch wenig die Rede sein kann.
Natürlich sind die zu Pflegenden und deren Angehörige dankbar dafür, dass bei allem Zeitdruck in den Heimen Versorgung und Pflege gesichert sind. Aber – und diese Frage stellt sich – für das Geld, das man mittlerweile für einen Platz im Pflegeheim bezahlt, könnte man, zumindest gefühlt, genauso gut im Hotel mit Zimmerservice wohnen.
Aufgrund der Umstände und der Kosten wünschen sich viele Pflegeheimbewohner nach Hause zurück: “Hätte ich doch meine Wohnung nie verlassen müssen!” Ein Wunsch, der wohl nur selten in Erfüllung geht, wenn man in den Grenzen des deutschen Pflegesystems denkt. Welcher Normalrentner kann sich schon eine 24 Stunden Pflege im eigenen Heim leisten?
Hinzu kommt: Wenn die Pflegekasse einen Gutachter schickt, um die zu erteilende Pflegestufe zu bestimmen, werden die älteren Menschen beispielsweise gefragt, ob sie sich noch eigenständig waschen können – und dann ist oftmals der Stolz zu groß, um “nein” zu sagen, obgleich das zutreffend wäre. Folge: Sie erhalten weniger Leistungen und im Alltag müssen verstärkt die Angehörigen einspringen.
Helfer aus Osteuropa
Das ist natürlich immer wieder kostensparend für die Kassen, doch weder dem Bedürftigen noch seinen Angehörigen ist geholfen. Soll nun unbedingt in den eigenen vier Wänden gepflegt werden, muss zwischen den Sachleistungen der Pflegeversicherung, wie sie ein ambulanter Pflegedienst erhalten würde, und dem Pflegegeld, das pflegende Privatpersonen erhalten, unterschieden werden. Praktisch läuft das in aller Regel auf eine Kombi-Leistung hinaus, wie sie in diesem Beitrag der Verbraucherzentrale beschrieben wird. Ist allerdings die ständige Anwesenheit einer pflegenden Hilfsperson nötig, würden die Lohnkosten eines deutschen Angestellten für die allermeisten jeden Rahmen sprengen. Und genau hier kommen Pflegekräfte aus dem östlichen Europa ins Spiel.
Diese Menschen kommen – manchmal für mehrere Wochen – und sind dann tagtäglich 24 Stunden für den Hilfebedürftigen da. Es sind nicht immer Fachkräfte, aber Menschen, die – was häufig nötig ist – mit in der Wohnung sind und dort helfen, den Alltag zu bewältigen.
Sie helfen beim An- und Ausziehen, im Haushalt, bei Einkauf und können notfalls Hilfe leisten oder rufen, etwa wenn jemand stürzt. Sie begleiten auf Ausflügen und sind Gesprächspartner. Dabei kann die Sprachbarriere anfangs ein Punkt sein, der gewöhnlich jedoch schnell verblasst. Auch wenn manchmal mit Händen und Füßen kommuniziert wird: Man lernt sich kennen, hilft einander bei der Verständigung und lernt dazu.
Alles ist besser als ein Pflegeheim, besonders für Menschen, die geistig fit geblieben sind, immer unabhängig waren und es auch im hohen Alter so weit wie möglich bleiben wollen. Die osteuropäischen Pflegekräfte kommen meist aus Polen, Ungarn oder den baltischen Staaten und bleiben jeweils für eine bestimmte Zeit, dann geht es wieder zurück in die Heimat, zu ihren Familien. Beim Betreuten findet also ein Wechsel des Pflegepersonals statt; praktisch darf die Pflegekraft nach ein paar Wochen wieder ganz legal einreisen und übernehmen. So fordert es das Gesetz und natürlich möchten die Pflegekräfte auch ab und an für eine Weile zu ihren Angehörigen.
Die Kostenfrage
Anlass für Vorurteile gegenüber Pflegekräften aus Osteuropa gibt keinen, zumal wenn deutsche Vermittlungsunternehmen die Qualität überwachen. Interessant sind natürlich die Kosten. Bei einem der Anbieter zum Beispiel erhalten polnische Pflegekräfte rund 1.000 Euro im Monat, die Gesamtkosten für den pflegebedürftigen Menschen belaufen sich dann auf etwa 1.500 Euro monatlich – was kostet dagegen ein Pflegeheim? Natürlich kommen bei der häuslichen Pflege noch die Lebenshaltungskosten hinzu, doch das Modell rechnet sich für beide Seiten, von der große Erleichterung und Freude bei den Betroffenen ganz abgesehen.
Fazit
In den Dörfern war es früher üblich, dass sich Bauern bei der Übergabe des Hofen ein Altenteil, auch Ausgedinge genannt, sicherten, wenn sie den Hof an die nächste Generation übergaben. Das umfasste meist Wohnung, Ernährung, Heizung, aber auch Mitspracherechte und eben die Pflege.
Heute sind die familiengeführten Bauernhöfe selten geworden und viele Probleme des Alters sind gelöst, wenn ein ausreichender Rentenanspruch besteht. In den Mittelpunkt rückt viel stärker die Lebensqualität der Hochbetagten. Hier zählen vor allem das selbstbestimmte Leben in vertrauter Umgebung und die Teilhabe in Familie und Freundeskreis.
Schön, wenn man im Alter nicht zu den Kindern in die Fremde ziehen muss, wie es hier geschildert wird, und das Pflegeheim noch warten kann oder nie benötigt wird.
Quelle: PR/Ost!