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Aus alt mach neu

Upcycling – ein neuer Trend?

Hier hat die fünfjährige Elisabeth mit ihrer Mutti aus Vatis altem Shirt etwas ganz Neues gezaubert
Hier hat die fünfjährige Elisabeth mit ihrer Mutti aus Vatis altem Shirt etwas ganz Neues gezaubert

Etwas wiederzuverwenden ist eigentlich nichts Neues, obwohl es seit dem Ende der Mangelwirtschaft in der Überflussgesellschaft für lange Zeit augenscheinlich aus dem Fokus der Öffentlichkeit gerückt war. Am ehesten ist man wohl auf dem Land dazu geneigt, aus dem, was nun einmal da ist, noch einen Nutzen zu ziehen. Heute spielt dabei der Gedanke an die Schonung von Ressourcen eine wichtige Rolle, auch bei Textilien.

Was Upcycling ausmacht

Beim Upcycling werden gebrauchte Dinge nicht nur wie beim Recycling üblich wiederverwendet, sondern in neuwertige Produkte umgewandelt. Aus drei alten Pullovern wird ein neuer und heißer Minirock für den Herbst gestrickt, aus Europaletten werden Gartenmöbel gefertigt. Das sind nur zwei Beispiele für die vielfältigen Möglichkeiten, die es da gibt. Das Gegenteil von Upcycling ist übrigens das Downcycling, bei dem die Ausgangsstoffe für neue Produkte immer minderwertiger werden.

In der Kriegs- und Nachkriegszeit – in einem Beitrag von Katrin Linke klingen die schweren Zeiten an – ging es neben der Ernährung vorrangig darum, aus alten Sachen etwas Neues und Brauchbares herzustellen, denn Neuwaren gab es kaum. Da wurden aus Patronenhülsen Feuerzeuge gebastelt, aus Stahlhelmen entstanden Schüsseln und Küchensiebe, alten Decken verwandelten sich an der Tretnähmaschine in Skihosen. Besonders beeindruckend: Jutesäcke wurden aufgeribbelt und modebewusste Damen haben sich daraus – das ist verbürgt – Bikinis genäht. Gut aussehen wollte man ja schließlich schon immer und in jeder Epoche. Allerdings, auch das wird berichtet, ist Jute wohl doch sehr unangenehm auf der nackten Haut. 

Und heute?

Heute sieht das alles ganz anders aus. Kleidungsstücke gibt es im Überfluss, oftmals werden sie in Billiglohnländern unter schlechten Arbeitsbedingungen hergestellt. Die Organisation NETZ Partnerschaft für Entwicklung und Gerechtigkeit e.V. schildert im Artikel Am Ende der Produktionskette ausführlich die Arbeitsbedingungen, denen etwa Textilarbeiterinnen in Bangladesch ausgesetzt sind.

In Deutschland freuen sich natürlich alle, wenn sie ein Schnäppchen machen können. Aber wenn ein in Asien gefertigtes Hemd beim Textildiscounter für 3,99 Euro angeboten wird, sollte man da nicht misstrauisch werden? Zieht man vom Preis Mehrwertsteuer und Handelsspanne ab, auch die Kosten für den Stoff des Kleidungsstücks und für den Transport: Was bleibt dann noch für die Kosten der Fabrik und ihrer Maschinen und schließlich die Entlohnung der Arbeiterinnen und Arbeiter? Und man bedenke – die Unternehmer wollen auch profitieren.

Da jedoch der Wert eines solchen Kleidungsstücks für den Verbraucher gering ist, wird es schnell zum Wegwerfprodukt zu Lasten der Umwelt. Ein Problem ist allerdings, dass auch ein teureres Produkt nicht automatisch für faire Arbeitsbedingungen steht. Hier muss man sich auf die unterschiedlichen Siegel, von denen die Verbraucherzentrale einige vorstellt, verlassen.

Der Wandel ist bei den Menschen angekommen

Im Zuge des Klimawandels und der zunehmenden Umweltvermüllung in fernen Ländern sind auch in Deutschland viele Menschen sensibler geworden. Vielen – vor allem den Jüngeren – geht es mittlerweile immer stärker darum, ob Dinge einfach weggeworfen oder vielleicht doch wiederverwendet oder aufgewertet werden können. Auch Schulen greifen dieses Thema immer öfter auf. Sie bieten Workshops an, die sich auf ganz praktische Weise mit Upcycling beschäftigen.

Wie man Rohstoffe selbst wiederverwerten kann

Von Hemden, Blusen und Hosen kann man die Knöpfe und Reißverschlüsse zwecks Wiederverwendung ab- beziehungsweise heraustrennen sowie die Stoffe – Stichwort Downcycling – wenigstens als Lumpen oder Putzlappen verwenden. Aus alten oder einzelnen Socken, die auf wundersame Art und Weise ihr Pendant vielleicht in einer sockenfressenden Waschmaschine verloren haben, lassen sich herrliche Jonglierbälle für Kinder basteln. Die Socke wird hierzu mit Reis gefüllt, abgebunden, dann abgeschnitten und schließlich vernäht.

Das ist schnell gemacht und hat auch einen interessanten Hintergrund: Eine Studie der Uni Regensburg mit dem Titel “Jonglieren in der Primarstufe” hat nachgewiesen, dass Jonglieren vor allem bei Kindern in der Primarstufe das Gehirn wachsen läßt. Das Überkreuzwerfen der Bälle hilft demnach, die beiden Gehirnhälften besser miteinander zu verküpfen, bringt die Persönlichkeit der Kinder ins Gleichgewicht und fördert das Denken. Aus diesem Grunde wird das Jonglieren mit Tüchern und Bällen gerne in der Kinesiologie eingesetzt. 

Alte und langweilige Pullover aufpeppen

Zwei innovative Designerinnen aus Berlin schneidern aus alten Pullis Babywäsche. Dafür legen sie die Schnittmuster auf die Pullis, immer schön um eventuelle Flecken und Löcher herum und kreieren so völlig neue Kleidungsstücke. Tatsächlich sind der Fantasie keine Grenzen gesetzt. Shirts und Pullover upcyceln kann man, indem man sie bestickt oder besprüht, sogar Beanies – das sind stylische Mützen, die man außer im Hochsommer fast immer tragen kann –  können daraus genäht werden; Muster und viele faszinierende Ideen zur Wiederverwertung von Textilien sind im Web zu finden. 

Fazit: Upcycling macht Spaß und läßt aus so manchem alten Teil, das andere achtlos wegwerfen würden, ein ganz besonderes Unikat werden.

Ein Beitrag der Redaktion markersdorf.de

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