Welchen Eindruck man von einer Ortschaft gewinnt, hängt von vielen Faktoren ab: Architektur und Zustand der Häuser, Zustand und Ausbau der Straßen, die Grundstücke und ihre Einfriedungen gehören dazu. Um die Grundstückseinfriedungen soll es heute gehen.
Muss ein Ortsbild einheitlich sein?
Spaziert man durch einen Ort, der sich keine Ortsbild- oder Ortsgestaltungssatzung gegeben hat, dann fällt das ziemlich schnell auf: Anstelle von regionalen Bauweisen und der Verwendung ortstypischer Materialien baut dann jeder nach eigenem Gusto. Was mancher als Glück für die eigene Gestaltungsfreiheit empfindet, ergibt für andere ein Ortsbild, das zerrissen wirkt und zugleich beliebig austauschbar ist.
Wie dem auch sei: Heute ist es sicher niemandem zuzumuten, sich am Grundriss, wie er für ein Oberlausitzer Umgebindehaus typisch ist, zu orientieren. Im Gegenteil, die Anforderungen ans Wohnen sind längst höchst individuell: Mancher denkt ans Alter und baut nur auf einer Ebene, ein anderer stellt mit einem Würfelhaus – größtes Volumen bei kleinster Außenfläche – eher die Energieeffizienz in den Mittelpunkt.
Grundstückseinfriedungen unter unterschiedlichen Prioritäten
Ähnlich liegt der Fall, wenn eine Grundstückseinfriedung errichtet werden soll. Was steht im Mittelpunkt, der Blickschutz, der Windschutz oder der Schutz vor unbefugtem Betreten – oder soll der Hund daran gehindert werden, auf Entdeckungsreise zu gehen?
Außerdem gibt es auch ästhetische Ansprüche: Ein praktischer Mattenzaun wie im Gewerbegebiet kommt zwar auch in der Wohnbebauung vor, wirkt aber nicht gerade anheimelnd – es sei denn, er passt in der konkreten Ausführung ausgesprochen gut zu einem modernen Bauwerk oder ist – wie im Bild oben – aus Sicherheitsgründen ein gute Lösung. Die Buntstifte vermeiden den Eindruck, die Kita-Kinder seien “hinter Gittern” und bieten zugleich einen Sichtschutz.
Lattenzäune
Der auch für Markersdorf regionaltypische Klassiker ist der Lattenzaun, sprich der Zaun aus Querlatten, auch Holme genannt, und senkrecht daran befestigten Zaunlatten aus Holz. Und schon zeigt sich ein weiteres Kriterium, das für viele wichtig ist: der Pflegeaufwand. Während Holzzäune früher noch regelmäßig angestrichen wurden, entweder mit Farbe – beliebt in manchen sächsischen Regionen “grüne Latte / weiße Spitze” – oder mit Holzschutzmittel, hat im Keine-Zeit-haben-Zeitalter auch dafür niemand mehr Zeit, anders gesagt: Der Pflege- und Erhaltungsaufwand soll möglichst gering sein oder ganz entfallen.
Eine besonder Form des Lattenzauns ist der Jägerzaun mit seiner diagonalen Kreuzlattung. Weil hier die einzelnen Latten länger sein müssen als bei senkrechter Lattung sind solche Zäune oft niedriger ausgeführt als Lattenzäune, dafür wegen der Doppellattung aber recht stabil. Zu erwähnen ist auch der Staketenzaun, bei dem die Latten oder hier besser Stöcke mit Draht verbunden sind, wodurch die Querlattung entfällt.
Sichtschutz
Wem es eher um den Blickschutz geht, der wird sich wohl an einem Lamellenzaun oder einem Mattenzaun mit eingeflochtenem Sichtschutzband orientieren. Beide Zaunarten bieten auch Windschutz, müssen aber eine hohe Windlast aushalten, weil sie dem Wind eine große Angriffsfläche bieten. Wenn man bedenkt, dass in der Oberlausitz die Winde zuweilen heftig wehen, sollte man sich den vorgesehen Standort und die konkrete Ausführung genau anschauen. Der Gefahr, vom Winde verweht zu werden, entgeht wohl nur der Gabionenzaun.
Diebstahlschutz
Mit einem normalen Zaun das Eindringen von Menschen, die Arges im Sinn haben, zu verhindern, ist im Zeitalter von Bolzenschneider und Akku-Flex kaum möglich; hier wären eher spezielle alarmgesicherte Zäune hilfreich. Allerdings kann ein stabiler Zaun durchaus verhindern, dass großes Diebesgut verbracht wird. Dass es dabei manchmal auch den Falschen trifft, zeigt ein Beispiel aus Holtendorf.
Tiere zurückhalten
Ist ein Hund im Haus, werden dem Zaun durchaus zwei Funktionen zuteil: Einerseits soll er verhindern, dass Bello ausbüxt – und falls Bello kein Katzenliebhaber ist, der es ehrlich meint, muss der Zaun verhindern, dass Katzen aufs Grundstück gelangen.
Je nach Hunderasse und Temperament kann ein Hundenetz ausreichen, den Hund zurückzuhalten. Neigt er aber zum Untergraben des Netzes oder eines Zauns, kommt der Hundebesitzer kaum um ein Streifenfundament oder das Eingraben von Armierungsmatten herum.
Maschendraht
Besonders preiswert im Zaunbau ist der Maschendrahtzaun, der außerdem gut geeignet ist, Haustiere zurückzuhalten. Es gibt ganze Systeme, die den Zaunbau mit Maschendraht unkompliziert machen.
Neben Pfählen, Befestigungs- und Spannelementen gehören dazu auch Tore. Maschendrahtzäune bestehen aus einer Zink-Aluminium-Legierung, meist aber aus kunststoffummanteltem verzinkten Stahldraht. Allerdings ist der Maschendrahtzaun nicht unbedingt der Hingucker, weswegen er gern für Grundstücks-Rückseiten oder Gärten verwendet wird.
Tipp:
Maschendrahtzaun fällt weniger auf, wenn er grün ummantelt ist. Mit einer Hecke hinterpflanzt wird er mit der Zeit nahezu unsichtbar und ist damit auch gut für die Sichtseite eines Grundstücks geeignet. Weniger ratsam ist es allerdings, unmittelbar am Maschendrahtzaun einen Knallerbsenstrauch zu pflanzen.
Metallzäune
Ein eigenes Kapitel sind Zäune und Einfriedungen aus Metall. Früher wurden diese manchmal aus Stanzabfällen oder generell aus Stahlrohr gebaut, das hält zwar so ziemlich ewig, ist aber außer Mode gekommen. Elegant hingegen wirken Zäune aus Schmiedeeisen oder zumindest in entsprechender Optik. Sie sollten feuerverzinkt sein und wer schwarz oder einen anderen Farbton bevorzugt, kann oft zusätzlich eine Pulverbeschichtung auswählen.
Eine Mauer bauen?
Abschließend sei noch eine Einfriedung erwähnt, die heutzutage kaum noch neu errichtet wird: Die Mauer, entweder als echte Ziegelmauer oder in Stahlpfeiler gesetzt wie der erhalten gebliebene Teil der Mauer des früheren Spinngutes an der Mittelstraße in Holtendorf.
Erhältlich sind auch in Beton gegossene Mauerelemente, wie sie etwa im nahen Polen verbreitet, in Deutschland jedoch nur selten zu sehen sind.
Unter dem Strich
Ganz egal, welchen Baustil oder welche grundlegene Architektur ein Haus hat, die Einfriedung dazu sollte nicht allein funktional, sondern auch in der Bauart beziehungsweise Gestaltung passend dazu gewählt werden. Oft ist es zudem ein guter Tipp, sich den Ortsüblichkeiten anzupassen.
Ach so, und zu einem Schwatz über den Gartenzaun sollte eine Einfriedung eigentlich immer taugen. Miteinander zu reden ist für gute Nachbarschaft nämlich wichtig.
Ein Beitrag der Redaktion markersdorf.de