Ostern, das war vor einer Woche für viele die Gelegenheit, die etwas weiter entfernt lebende Verwandtschaft zu besuchen. Entweder kam der Besuch nach Markersdorf oder man begab sich selbst auf die Reise, Vorteil: Ist man woanders unterwegs, kommt man gewiss nicht dümmer zurück.
Diesmal im Gepäck waren nach einem Besuch in Bayern neue Erkenntnisse für den Kartoffelanbau, die an das Lazy Gardening, das “faule Gärtnern” erinnern. Tatsächlich kann man mit einer Methode aus Amerika Kartoffeln selbst anbauen, ohne damit nennenswert Arbeit zu haben.
Kartoffeln unterm Heu
Wie das geht? Man nehme ein Stück frisch gemähten Rasens und lege seine Saatkartoffeln im Abstand von ungefähr 40 oder 50 Zentimetern aus. Anschließend wird die Fläche mit einer Heuschicht von reichlich 40 Zentimetern Dicke abgedeckt – das wars dann auch schon, im Oktober können die “Kartoffeln im Heu” geerntet werden. Doch halt, ganz so einfach ist es dann doch nicht!
Zum Abdecken darf kein Grünschnitt verwendet werden, der würde von unten schimmeln. Erfahrene Kartoffelanbauer, die sich der Methode bedienen, warnen aus gleichem Grunde auch vor Stroh. Verwendbar sind hingegen – unbedingt gehäckselt – trockenes Laub und frische Zweige.
Nach dem Abdecken wird gründlich gewässert. Ungefähr einen anderthalben Monat später wachsen die Kartoffeltriebe durchs Heu. Wichtig: Man muss darauf achten, dass kein Licht zu den Kartoffeln durchdringen kann, sonst entsteht das ab bestimmten Mengen lebensgefährliche Solanin, erkennbar an der grünen Verfärbung der Knolle. Also gegebenenfalls noch eine weitere Mulchschicht aufbringen, sicher ist sicher.
Reif sind die Knollen, wenn im Oktober das Kartoffelkraut abstirbt. Jetzt die Mulchschicht zur Seite rollen, die Knollen aufsammeln – fertig!
Improvisieren statt investieren
Wenn der Osten seine Improvisationskunst rühmt, dann darf darüber nicht vergessen werden, dass diese meist notgedrungen war. Wie das Osterwochenende zeigte, wird auch im tiefsten Bayern gern improvisiert, was das Zeug hält – oder so gesagt: Warum teuer kaufen, was man preiswerter haben kann?
Und so schaut man sich auf dem Lande auch hier nach Bezugsquellen um: Was brauchen andere nicht mehr, wofür man noch Verwendung hat? Was lässt sich aus anderen Quellen besorgen, etwa als Schnäppchen günstig aus einer Insolvenz Auktion für Maschinen, Geräte, Ausstattungen oder Fahrzeuge?
Oder man baut gleich selbst: Anstelle des zugegeben schicken Fertig-Gewächshauses tritt die eigene Holzkonstruktion, die mit Gitterfolie bespannt wird. Landleben bedeutet eben auch die Freiheit, die Dinge so zu gestalten, wie man selbst möchte.
Hohen Preisen ausweichen
Vielleicht wird einiges von dem, was die Älteren noch als Hobby pflegen, auch wirtschaftlich wieder interessant. Gemüseanbau auf dem eigenen Grundstück oder ein Gewächshaus machen ein Stück weit unabhängiger von dem, was der Handel bietet. Alte Methoden der Haltbarmachung von Lebensmitteln wie das Einlegen, Fermentieren oder Einkochen gewinnen angesichts der Einzelhandelspreise auf einmal wieder an Bedeutung.
Die Freunde in Bayern jedenfalls, die ganz normalen Berufen nachgehen, machen Wurst und Schinken selbst und der große gemauerte Backofen kann mehr, als nur das Brot zu backen. Jedenfalls war es ein Osterwochenende voller Anregungen, wie man aus seinem Leben in einem Dorf mehr machen kann.
Ein Beitrag der Redaktion markersdorf.de