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Gesundheitsversorgung im Dorf

Gegen den Ärztemangel – aber wie?

Eine gute ärztliche Versorgung ist nicht nur wichtig für die Einwohner, sondern insgesamt ein Standortvorteil
Eine gute ärztliche Versorgung ist nicht nur wichtig für die Einwohner, sondern insgesamt ein Standortvorteil

Symbolfoto: Max, Pixabay License

Der Mangel an Hausärzten ist ein Problem in vielen Regionen. Nicht nur im ländlichen Raum fehlen oftmals Hausärzte, sondern auch in den Ballungszentren steigt die Nachfrage nach Gesundheitsdienstleistungen. Wegen der größeren Entfernungen zeigt sich das Problem jedoch in weniger dicht besiedelten Regionen verschärft und vor allem für jene, die auf öffentliche Verkehrsmittel angewiesen sind.

Arzt werden im Dorf: Herzlich willkommen!

Vor Kommunalverwaltungen und Bürgermeistern steht vor allem die Herausforderung, jene Ärzte, die in den Ruhestand gehen, zu ersetzen. Wer rund zwölf Jahre vorausdenkt, könnte darauf setzen, dass junge Leute aus dem Ort Medizin studieren und dann zurückkommen, um sich als Allgemeinmediziner niederzulassen. Ob das gelingt, hängt von vielen Zufällen ab. Dennoch ist es gewiss kein Fehler, interessierte Jugendliche an den Arztberuf heranzuführen. Angehende Ärzte für Sachsen sind jedenfalls hochwillkommen!

Vielen Patienten ist es wichtig, einen Hausarzt als festen Ansprechpartner zu haben

Symbolfoto: tomwieden, Pixabay License

Der andere Weg stellt darauf ab, einem ansiedlungsinteressierten Arzt mit den vor Ort gegebenen Möglichkeiten eine Praxiseröffnung möglichst einfach zu machen. Allerdings kann eine Kommune insbesondere die gesetzlichen Rahmenbedingungen des Betriebs einer Arztpraxis weder ignorieren noch aushebeln. Dennoch: Interessierte Ärzte finden in Bürgermeister Silvio Renger den richtigen Ansprechpartner und Möglichmacher dessen, was nur irgend geht.

Sächsisches Hausarztstipendium

Bereits seit vielen Jahren wird versucht, dem sich abzeichnenden Versorgungsmangel zu begegnen. Aktuell können bis zu 20 Studenten, die sich verpflichten, als Hausarzt an der vertragsärztlichen Versorgung in einem unterdurchschnittlich versorgten Gebiet Sachsens teilzunehmen, unter bestimmten Bedingungen das attraktive Sächsische Hausarztstipendium erhalten; darum bewerben kann man sich noch bis zum 15. November 2022.

Eignung statt Abiturnote

Ein weiteres Mittel, hausärztlichen Nachwuchs für unterversorgte Regionen zu gewinnen, ist der Ersatz des Numerus Clausus durch ein von der Landesdirektion Sachsen durchgeführtes Auswahlverfahren. Dabei sind nicht mehr die Abiturnoten für die Studienplatzvergabe entscheidend, sondern die persönliche Eignung und der Wille, Hausarzt dort zu werden, wo man gebraucht wird. Im Oktober 2022 haben 40 künftige Landärzte ihr Studium in Sachsen aufgenommen.

Weitere Fördermöglichkeiten

Wer Hausarzt werden möchte, aber in Deutschland keinen Studienplatz findet, kann sich im Modellprojekt “Studieren in Europa – Zukunft in Sachsen” sogar ein Medizinstudium in Ungarn finanzieren lassen. Die Kassenärztliche Vereinigung Sachsen hat eine eigene Webseite zu solchen Fördermöglichkeiten für Nachwuchsärzte für Sachsen eingerichtet.

Approbation in der Tasche – und nun?

So gesehen wird im Freistaat Sachsen viel unternommen, um den Nachwuchs für Haus- beziehungsweise Landärzte zu sichern. Mit der staatlichen Zulassung – der Approbation – kann ein Arzt seinen Beruf selbständig und eigenverantwortlich ausüben; die Frage für ihn ist nur, wo, in welchem Vertragsverhältnis und auf welchem Tätigkeitsgebiet. Es ist ein großer Unterschied, ob man sich ins Getriebe eines Krankenhauses begibt, sich mit einer eigenen Praxis niederlässt, sich etwa auf gutachterliche Tätigkeiten konzentriert oder ein medizinisches Kabarett gründet.

Ursachen für den Ärztemangel

Betrachtet man jedoch die Gesamtsituation, die zum Ärztemangel führt, dann zeigen sich andere Engpässe, die nicht im Zusammenhang mit dem langen Weg der Arztausbildung stehen: Es ist schlichtweg wenig attraktiv, sich als Hausarzt oder Landarzt niederzulassen.

Rund 70 Prozent der Medizinstudenten sind aktuell Frauen, zwei Drittel der Markersdorfer Ärzte übrigens auch

Symbolfoto: Daniel Dan outsideclick, Pixabay License

Tatsächlich könnte das auch in der Markersdorfer Ärzteschaft übliche Modell des niedergelassenen Arztes, dessen Praxis als Freiberufler nichts anderes als ein Unternehmen ist, auf lange Sicht immer öfter von Medizinischen Versorgungszentren (MVZ) abgelöst werden, die am ehesten mit der altbekannten Poliklinik vergleichbar sind. Hier arbeiten mehrere Ärzte, auch unterschiedlicher Fachspezialisierung, unter einem Dach. Sie können sich Ressourcen teilen und so die zeitliche Belastung durch unproduktive Tätigkeiten senken, für die Patienten hingegen ergeben sich womöglich kurze Wege, wenn alle benötigten Gesundheitsdienstleistungen in einem Haus verfügbar sind.

Aber wie es im Wort Zentrum schon anklingt: Die gewohnte Landarztpraxis im Dorf, in der ein Arzt seine Patienten vielleicht über Jahrzehnte begleitet, ist das dann wohl nicht mehr.

Hindernisse schafft nicht der ländliche Raum

Ursächlich für den Mangel an Arztpraxen im ländlichen Raum sind vor allem Faktoren, die nicht durch den ländlichen Raum bedingt sind, sich aber als hinderlich für die Niederlassung als Arzt erweisen: 

  • Betriebswirtschaftliche Unsicherheiten durch die Abrechnung nach Punktwerten bei gesetzlich Krankenversicherten.
  • Ein hoher Anteil der Arbeitszeit muss für Bürokratie aufgebracht werden, etwa für die Leistungsabrechnung, die Dokumentation oder für Leistungsanträge für die Patienten.
  • In der alternden Gesellschaft steigt der Bedarf an ärztlichen Leistungen. Lange Arbeitszeiten und mehr unzureichend bezahlte Hausbesuche sind die Folge.

Nach einer langen Ausbildungszeit scheint es verständlich, wenn vor diesem Hintergrund die Existenz als selbständiger Allgemeinmediziner nicht unbedingt der berufliche Traum eines Arztes ist.

Hochspezialisiert effektiv arbeiten

Ein anderer Entwicklungsweg wäre der zum gefragten Fachspezialisten mit vielleicht sogar einem hohen Anteil an selbstzahlenden Patienten, was unabhängig von immer wieder neu zu verhandelnden Punktwerten macht.

Aufzeigen lässt sich das an bestimmten Ärzten, die manchmal fälschlich als “Schönheitschirurgen” bezeichnet werden: Gemeint sind als Oberbegriff die Spezialisten für Mund-, Kiefer- und Gesichtschirurgie, kurz MKG-Chirurgie genannt. Wer Facharzt für MKG-Chirurgie werden möchte, muss zwei Studien – ein Medizinstudium und ein Zahnmedizinstudium – sowie eine insgesamt fünfjährige Weiterbildung absolvieren. Zur Facharztprüfung müssen beide Approbationen vorliegen – welch ein Bildungsweg!

Weisheitszahn: Oh weh!

Bekanntschaft mit einem Facharzt für MKG-Chirurgie macht unter Umständen, bei wem – als ein einfaches Beispiel – ein Weisheitszahn herausoperiert werden muss. Anlässlich des Tages der Zahngesundheit am 25. September 2022 hat die Deutsche Gesellschaft für Mund-, Kiefer- und Gesichtschirurgie e.V. (DGMKG) Hinweise dazu veröffentlicht.

Es liegt auf der Hand, dass hochqualifizierte Spezialisten in ihrer Arbeitszeit vor allem ihr Knowhow einsetzen müssen und die Zeit nicht mit “Papierkram” oder Verwaltungstätigkeiten verschwenden sollten. Wer selbst hochspezialisiert ist, muss zwangsläufig mit anderen Spezialisten kooperieren. In diesem Fall übernehmen diese etwa die Optimierung von Abläufen und die kaufmännische Abrechnung MKG-chirurgischer Leistungen

Blick in die Zukunft

Aus heutiger Sicht ist schwer einschätzbar, wie sich die von Sachsen auf den Bildungsweg gebrachten zukünftigen Hausärzte und Landärzte in ihrer Arbeit organisieren werden. Es erscheint naheliegend, dass es nicht die manchmal etwas romantisch verklärte Landarztpraxis sein wird, sondern verstärkt Ärztehäuser und Medizinische Versorgungszentren entstehen. Die Verfügbarkeit von Dienstleistern – sei es auf digitalem Weg oder wie etwa Labore per Kurier – ist auch in ländlich geprägten Gegenden wie den sieben Markersdorfer Ortschaften gegeben.

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