“Was haben der Tag der Deutschen Einheit am 3. Oktober und eine Zeitreise zum Mittelpunkt der damaligen Zeit gemeinsam?”, fragt Kerstin York gleich zu Beginn ihres Beitrags im Schöpsboten vom Oktober 2018, um die Frage anschließend gleich selbst zu beantworten, wie nachstehend zu lesen ist.
Mal sehen, sagten wir uns und mit dem Fahrrad im Gepäck ging es los ins Brandenburgische im heißen Sommer des Jahres 2018.
Bad Belzig, eine kleine Stadt mit einer wunderbaren Soletherme, war unser Ziel für einen entspannten Urlaub. Das eiszeitliche Urstromtal im Fläming mit seinen flachen Hügeln, den kleinen Bächen, vielen Wiesen und Wäldern hatte es uns nicht zum ersten Mal angetan. Fernab von täglichem Stress gibt´s eine alte Wassermühle von anno 1404 am “Ende der Welt” in Fredersdorf.
Tja, was aber noch? – bei 36 Grad und viel Sonne? Wir fanden den kleinen Ort Verlorenwasser – früher hätten wir gesagt: sechs Häuser, zehn Spitzbuben und ´ne kleine Kneipe haben sich dorthin verirrt. Nein – im April 1974 war es, dass sich die Fernsehsendung “Außenseiter-Spitzenreiter” mit Hans-Joachim Wolfram auch hierher durchkämpfte, nachdem von der TU Dresden der auch Unebenheiten berücksichtigende Massenmittelpunkt der DDR ermittelt worden war.
Also, ab auf die Räder und los ging es auf sandigen und holprigen Feld- und Waldwegen durch Kiefernwälder, vorbei am “Weitzgrund”, einem tollen Pferdehof, hin zu den vermessenen Koordinaten 12 Grad 31 Minuten östlicher Länge und 52 Grad 12 Minuten nördlicher Breite. Ganz unscheinbar am Waldrand an einer kleinen Straße stand dann der besagte Pfahl aus Holz. In einem kleinen Holzpavillion an diesem heimlichen Ort in der Nähe von Bad Belzig war sogar ein Gästebuch zu finden und gemäß dem Spruch “Im Osten geht die Sonne auf!” verewigten wir uns natürlich auch. Nicht umsonst kommen wir schließlich vom 15. Meridian.
Drei Jahre nach der Sendung im Fernsehen wurde die Tafel abgebaut, da der Truppenübungsplatz der Bereitschaftspolizei hier angrenzte, also der Besucherverkehr unerwünscht war und der Punkt geriet in Vergessenheit. Nach der deutschen Einheit 1990 wurde das Gebiet wieder zugänglich gemacht und durch die Universitäten Dresden und Göttingen wurde 1991 der Mittelpunkt der neuen Bundesrepublik Deutschland bei Niederorla in Thüringen ermittelt. So weihten die Bürgermeister von Belzig und Niederorla den 1994 neugestalteten Mittelpunkt ein. 1995 kam der aus Belzig stammende zirka dreieinhalb Tonnen schwere Findling als flämisches Relikt der letzten Eiszeit hinzu.
Es gibt aber noch weitere Mittelpunkte zu erwähnen – der Mittelpunkt von Mitteleuropa befindet sich ebenso in Deutschland – im oberpfälzischen Flössenburg. Der “Nabel” von Europa ist in Neualbenreuth im Osten des Landkreises Tirschenreuth an der tschechischen Landesgrenze zu finden. Dieser Erholungsort ist bestimmt auch mal eine Reise wert.