Das Vorhandensein eines solchen Kretschams war über Jahrhunderte hinweg für das Dorfleben und die Dorfgemeinschaft von großer Bedeutung. Das Gründungsjahr lässt sich nicht mehr feststellen, es dürfte vermutlich bereits um 1200 liegen. Zu dieser Zeit wurden die Ortsgerichte noch im Dorfkretscham abgehalten.
Wie allgemein auf dem Lande üblich, war auch hier die Gastwirtschaft mit einem bäuerlichen Betrieb gekoppelt. Das war aus rein wirtschaftlicher Notwendigkeit bedingt, von der Gastwirtschaft allein konnte man nicht leben.
Um 1500 lässt sich namentlich ein Merten Schneider als Besitzer nachweisen. Von 1500 bis 1875 wechselte der Gerichtskretscham 35 Mal seinen Besitzer!
Feuerbrünste im Kretscham
Großen Schaden erlitten die Kretschambesitzer in der Vergangenheit durch Brandkatastrophen. Diese Brände, teils durch Unachtsamkeit und Fahrlässigkeit verursacht, breiteten sich aufgrund der Strohdächer und des Holzanteils bei den Fachwerkhäusern enorm schnell aus.
Die Brände endeten meist mit dem Totalverlust der Gebäude und trieben die Besitzer in den Ruin.
Aus alten Aufzeichnungen entnehmen wir:
- Anno 1560, 3. Dezember abends 8 Uhr ging der Kretscham und das Haus des Gärtners No. 8 in Flammen auf.
- Anno 1721, 15. Dezember, am Vormittag ging derselbe in Rauch auf.
- Dasselbe war der Fall beim großen Brande Anno 1800, 3. April, als der Brand bei Nr. 38 (heute Meißner) anfing.
- Anno 1817 eines Morgens entzündete sich die Scheune, in die man kurz vorher Heu und Stroh gebracht hatte. Die brennende Scheune, welche gegen Westen stand, befand sich neben der ehemaligen Kegelbahn. In einer Aufzeichnung der Chronik der Familie Posselt aus dem Jahr 1750, wird von einer gut funktionierenden Kegelbahn im hiesigen Gerichtskretscham berichtet.
Auch das schön gegen Süden stehende Gedingehaus und das mit Stroh gedeckte Wohnhaus waren gefährdet, aber wegen schwachem Winde griff das Feuer nicht weiter. Vorher brannte die Gesindekammer mit, weil ein betrunkener Knecht mit brennender Pfeife sich in ein dortiges Bett gelegt hatte und dabei eingeschlafen war. Weil sich dies am Tage zutrug und Gäste anwesend waren, konnte das Feuer bekämpft werden. - Anno 1824, 2. Februar , montags 4 Uhr brannte die Scheune wieder, wahrscheinlich durch Verwahrlosung. Weil die Dächer mit Schnee belegt und der Wind schwach war, konnte das weitergehen des Feuers verhindert werden.
- Die neue Scheune musste der Bauordnung gemäß massiv gebaut werden. Der Eigentümer fand es zuträglich die neue Scheune auf die Stelle zu setzen, wo das Gedingehaus gestanden hatte. Der Kretschmer (Gastwirt) Scholze machte ein Brauhaus daraus. Dieses eingerichtete Brauhaus brannte Anno 1835, 1. August 10 Uhr bei Windstille aus.
Carl Schubert aus Görlitz kaufte den Kretscham 1850. Berichtet wurde, dass dieser ein sehr schönes Bier gebraut habe. Daneben war er noch Dorfrichter und als solcher sehr tüchtig.
Carl Weber aus Reibersdorf/Sachsen (östlich von Zittau) kaufte den Kretscham 1853. Dieser fing sofort an eine große Brauerei zu bauen, an der Grenze zum Grundstück von No. 39. Zwei Keller wurden übereinander gebaut. Für die Brauerei fehlte aber das Wasser und das vorhandene Wasser taugte nicht, sodass das ganze Bier abgelassen werden musste. Als das Brauhaus fertig war, stürzte die erste Hälfte ein, weil ein Pfeiler fehlerhaft gebaut worden war. Diese Baustelle machte den Mann bankrott, sodass das Gut verkauft werden musste.
Die Landstände der Oberlausitz, welche dem Vorbesitzer viel Geld geliehen hatten, mussten den Kretscham 1856 übernehmen. Diese verkauften den eigentlichen Kretscham-Acker (12 Morgen) nach Friedersdorf. Das Brauhaus wurde 1864 dem Maurermeister Neumann aus Reichenbach für 700 Mark verkauft. Dieser riss die Gebäude ab und verwendete die Steine für den Aufbau der protestantischen Kapelle in Jauernick. Die Landstände verkauften den Kretscham 1865 an Wilhelm Seidel aus Sohrneundorf (ab 1937 Florsdorf).
Der Besitzer des Gerichtskretschams war um 1890 der Gastwirt Bruno Mauermann, zugleich Ortsrichter in Jauernick von 1897 bis 1908.
Im Garten wurde nach 1900 eine Kolonade für Sommerbetrieb gebaut und durch den florierenden Ausflugsbetrieb, Jauernick war Luftkurort und ein sehr begehrtes Ausflugsziel, gab es zahlreiche Gäste.
Danach folgte als Inhaber der Gaststätte nach 1900 der Baumeister Oskar Richter. Dieser baute 1906 die Bühne aus und errichtete eine massive Kolonnade. Als Besitzer folgten nach 1910 die Familien W. Bindig, Schander, Rohde, Alwin Kluge.
Danach verpachtete 1938 Alwin Kluge die Gastwirtschaft an Berthold Lux. Dieser fiel im Zweiten Weltkrieg, seine Witwe betrieb die Gastwirtschaft bis zum Jahr 1958. Die Konsumgenossenschaft Görlitz nahm die Gaststätte seit 1960 als “Berggaststätte” unter ihre Verwaltung und führte zahlreiche Um- und Ausbaumaßnahmen durch.
Nach 1960 wurde die Gastwirtschaft u.a. von Martha und Ewald Giesel sowie Walter und Traudel Schmidt geführt.
Neues Leben im Berggasthof
Am 30. Mai 1991 erwarben Iris und Andriko Zimmermann die Gaststätte.
Im Berggasthof wurde seitdem – dank dem Fleiß und der Initiative der Familie Zimmermann – vieles umgestaltet und eine moderne Küche eingebaut. Update: Heute ist der Berggasthof barrierefrei.
Als besonders gelungen sind die Restauration der Fachwerkfassade und der Saalausbau zu erwähnen. Der Saal, die gemütliche Gaststube mit der Kolonnade, der Biergarten und die gute Küche locken Gäste aus nah und fern an.
Nach einem Beitrag von Joachim Lehmann im Schöpsboten, Ausgabe November 2008.