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Aus den Jahren 1954 bis 1959

Das handgeschriebene Protokollbuch der Gemeinde Holtendorf

“.. Anbei wurde die Frage eines Wartehäuschens erneut aufgegriffen. Es wurde festgestellt, dass es bisher versäumt wurde, die Genehmigung der Chausseeverwaltung betreffs der Platzfrage einzuholen, dies wird nun baldigst erledigt. Ebenso soll der Bau eines weiteren Wartehäuschens bei Petschke erwogen werden. Der Bürgermeister teilte mit, dass der Direktor der MTS den Bau des Häuschens für das IV. Quartal zugesichert hat. 
Es wird bemängelt, dass die Dorfbeleuchtung verschiedentlich zu zeitig brennt. Die Uhr soll entsprechend richtig gestellt werden. Es wird Beschwerde darüber geführt, dass die seit vier Wochen fertiggestellte Dorfbeleuchtung für die Thomas Müntzer Siedlung immer noch nicht in Betrieb genommen ist…” 

Das alles und noch viel mehr kann man nachlesen in einem original handgeschriebenen Protokollbuch der Gemeinde Holtendorf aus den Jahren 1954-1959, welches der Ortschaftsrat im Januar aus Privatbesitz erwerben konnte. Für die Jüngeren unter uns und die Zugezogenen ist es sehr interessant, etwas über die täglichen Probleme dieser Zeit zu erfahren. Zeitzeugen und Protagonisten fühlen sich zurückversetzt. 

Teilweise noch in Sütterlin-Schrift haben Bruno Walter und Charlotte Müller, später dann Walter und Gerda Wiedmer aufgeschrieben, wer wann wie viel Rinder, Schweine, Milch oder Eier abzugeben hatte. Neben dem Bau des Sportplatzes und der Schaffung des Feuerlöschteiches in der Siedlung wurden auch internationale Themen wie der Assuan-Staudamm behandelt. Es war die Zeit der Zwangskollektivierung in der Landwirtschaft, des Arbeiteraufstandes 1953 und der verordneten Erhöhung der Konsumgüterproduktion. Halbjährlich wurden das Vieh gezählt und die Abrechnungsquoten im Gemeinderat diskutiert. Es war aber auch die Zeit des ersten öffentlichen Fernsehens in der MTS Kantine. 

Als Bürgermeister steuerte Erwin Biesert die Gemeinde Holtendorf durch diese aufregende Zeit. Der Einfluss der “Abgeordneten aus Görlitz” wurde von Jahr zu Jahr größer. Bürgermeister Biesert wurde im Dezember 1958 auf Beschluss des Rates des Kreises Görlitz von seiner Funktion entbunden. Den Grund konnten wir in den Protokollen nicht finden. 

Noch eins ist sehr bemerkenswert. Die Bevölkerung nahm regen Anteil an den Sitzungen des Gemeinderates Holtendorf, Gästezahlen von bis zu 12 waren keine Seltenheit. Das waren immerhin 3% der Einwohner, umgerechnet auf heutige Zahlen müssten sich monatlich über 20 Bürger auf den Weg machen. Ob es daran lag, dass die Sitzungen “bei Richen” (die noch heute existierende Gaststätte an der B6 – Anmerkung der Redaktion) stattfanden oder ob man sich früher einfach mehr mit seinem Wohnort identifiziert hat, das kann jeder für sich entscheiden. 

Wer will, der kann sich das Buch zur nächsten Sitzung des Ortschaftsrates am 14. März 2007 im Vereinshaus ab 19:30 Uhr ansehen. Der Ortschaftsrat hat 100,- € für das Buch bezahlt und sucht noch weitere Teilhaber, die etwas dazugeben möchten. Einige Protokolle sollen eingescannt werden und auf der ortsteileigenen Homepage www.holtendorf.de zur Verfügung gestellt werden. Endgültig, so der Holtendorfer Ortschaftsrat, könnte das Buch im Heimatmuseum Markersdorf stationiert werden.

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