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Das Heizmaterial vor 100 Jahren

Entnommen aus Aufzeichnungen des Bauern Adolf Kliemt, die sich
jetzt im Dorfmuseum Markersdorf befinden.
01. Januar 1901 Kalt bis sehr kalt
22. Januar 1901 Dienstag Tauwetter
16. Februar 1902 Sehr kalter Tag

In unserer Stube waren die Doppelfenster total zugefroren Die genaue Temperatur entnahm der Bauer aus der Tageszeitung. Heut kann man den Wetterbericht zu jeder Zeit abfragen.

Der Januar 2012 hat doch noch mal gezeigt, was Winter sein kann, vor allem mit Temperaturen im Frostbereich. Haben wir es doch heutzutage bequem (leider noch nicht alle), um unsere Zimmer zu beheizen bzw. unsere Speisen zubereiten zu können. Anmerkung: Es gab vor 110 Jahren noch keinen elektrischen Strom in Markersdorf.

So wollen wir uns nun mal zurückversetzen, wie viel Aufwand und Zeit dafür verwendet wurde, um Heizmaterial,wie Holz und Kohle, heranzuschaffen.
Alles, was ein Baum hergab, wurde verfeuert, das Reisig, die Äste, der Stamm und die Wurzel, sogar getrocknete Blätter wurden zum Anzünden verwendet.

Wir können in den Aufzeichnungen lesen, dass jedes Jahr im Januar eine Holzaktion durchgeführt wurde, die bei den jeweiligen Waldbesitzern vor Ort stattfand.

25. Januar 1900 Holzaktion im Reichenbacher Wald

Das Bauholz, die Stämme der Bäume, wurden in die Holzsägemühlen
gebracht, um sie zu Balken und Brettern zu verarbeiten.
Die Äste sowie der Baumstumpf (Wurzel) wurden zu Heizzwecken aus
dem Wald geholt.

27. Januar 1900 Ich war im Reichenbacher Wald Reißig hacken

21. Mai Reißig reingeholt

26. Mai Nachmittag 7 Fuder dürres Hackholz reingeschafft
(Der Kuchen wurde noch im hauseigenen Backofen gebacken)

08. März 1901 Früh auf Schlitten u. schlechten Wagen Stöcke reingeholt
(Die Baumstöcke wurden freigegraben, von den Wurzeln abgehackt
und für den Transport gespalten.)

16. März Vorm. mit meiner Schwiegermutter Hackspäne aus dem Reichenbacber Wald reingeholt

12. März Die letzten Stöcke reingeholt

19. März Die letzten Stöcke gesägt

21. März Die letzten Stöcke gehackt

So wurde genau notiert, wann er im Wald war, sogar wie viel Gebund Reißig er bei Richters vorgeschafft hat. Das zerkleinerte Holz wurde zu einer Holzfeime aufgeschichtet, aber vorher kamen die getrockneten Holzscheite in den Holzschuppen.

14. Nov. 1902 Holzfeime reingeschafft

Im Jahr wurde durchschnittlich 19-mal mit dem Pferd nach Brennholz in den Wald gefahren. Auch hat Bauer Kliemt notiert: an welchem Tag die Sägen geschärft oder die Öfen ausgeräumt wurden.

Nach Kohlen, Stückkohle, (also gesiebte Braunkohle) fuhr er mit seinem Pferde immer nach Moys, jetzt Zgorzelec. Dort gab es um die Jahrhundertwende zwei Kohlengruben.

27. Juli 1901 Früh 4 Uhr nach Kohlen gefahren

25. Mai 1902 Nachm. nach Kohlen in Moys gewesen

Eine Fahrstrecke zur Grube sind ca. 10 Kilometer und nach den Aufzeichnungen ist der Bauer 9-10-mal im Jahr nach dem Brennstoff gefahren.

Ein Eintrag ist zu finden:

6. Juli 1901 im Kohlenfuhrwerk 15 Ztn. Briketts geladen

Mit diesen Brennstoffen, sie waren teuer, wurde sparsam umgegangen. 

Auch die Erbin des Hofes, Charlotte Tzschoppe, hatte die Sparsamkeit bis in das Jahr 1988 beibehalten. Zum Abend wurde ein Brikett in Zeitungspapier eingewickelt und in die Glut des Koch- und Wärmeofens gelegt. So konnte am Morgen des nächsten Tages mit trockenen Baumblättern eine Flamme durch Pusten erzeugt werden. 

Der Ofen wurde nur einmal im Jahr zur Reinigung für einen Tag nicht beheizt.

H. Kreisch


Nach einem Beitrag im Schöpsboten, Ausgabe Mai 2012.

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