Stichworte wie “Landflucht” oder “Urbanisierung” sind seit längerem in aller Munde. Gemeinden wie Markersdorf müssen sich somit immer häufiger die Frage stellen, ob, wie und warum sich ihre Einwohnerzahlen verändern. Fakt ist: Die Einwohnerzahlen in der Gemeinde Markersdorf sind seit Jahren relativ konstant.
Zwar wurde der Höchststand aus dem Jahre 2002 mit 4.540 Einwohnern seitdem nicht mehr erreicht, doch insgesamt bewegt sich die Einwohnerzahl seit der Bildung der Großgemeinde stets in einem Toleranzbereich von deutlich weniger als +/- 100 Einwohnern. Gegenwärtig sinkt sie tendenziell wieder ganz leicht. Ende Dezember 2018 lag sie bei 3.913 Einwohnern.
Womit die Schwankung bzw. Entwicklung der Einwohnerzahlen genau erklärt werden kann, ist letztlich nicht ganz klar und noch genauer zu erforschen. Im nationalen Maßstab lassen sich aber dennoch einige Muster erkennen.
Deutschland ist eine urbanisierte Gesellschaft
Deutschland sei eine “urbanisierte Gesellschaft” – das sagte die Geographie-Professorin Ulrike Gerhard von der Uni Heidelberg auf Deutschland.de. Dies ist nicht nur so, weil das Land mit 230 Menschen pro Quadratkilometer sehr dicht besiedelt ist und städtische wie ländliche Regionen gleichsam ineinander überzufließen scheinen, sondern auch, weil die Lebensweisen der Menschen in Städten und auf dem Land sich zunehmend angleichen, sprich: Sie werden urbanisierter. Dies lässt sich beispielsweise an der Infrastruktur erkennen, wenn riesige Einkaufszentren auch in ländlichen Gebieten auftauchen oder an der Einrichtung der Haushalte – von der Personenwage zur Kontrolle des Gewichts (ein typisch urbanes Utensil, das dem Gebot der Selbstdisziplinierung und -optimierung eines modernen, erfolgreichen, urbanen Menschen entspricht) bis hin zur modernen, urbanen Appartementeinrichtung.
Landleben und zeitgemäßes Wohnen sind längst kein Widerspruch mehrGleichwohl gibt es in Deutschland regionale Ungleichgewichte zwischen Stadt und Land: Während in manchen Gegenden Dörfer bzw. das Landleben insgesamt florieren, weil sie wiederum von der Prosperität einiger in der Nähe liegender Großstädte profitieren, leiden andere unter rapidem Bevölkerungsschwund. Besonders dramatisch sind die Folgen dabei oftmals für die verbleibende, zumeist schon etwas ältere Bevölkerung. Vielerorts fehlt es nicht nur an Arbeitsplätzen, sondern auch an ärztlicher Versorgung, an Banken, Schulen, weiterführenden und höheren Bildungsangeboten oder an kulturellen Einrichtungen – allesamt Bereiche, in denen im Gegensatz zum allgemeinen Trend Markersdorf gut aufgestellt ist, teils sogar sehr gut. In den betroffenen Regionen jedoch sinkt in der Konsequenz die Lebensqualität der Bevölkerung deutlich. Die Landflucht, insgesamt ein deutschlandweites Phänomen, betrifft insbesondere Regionen im Osten Deutschlands.
Regierung möchte gegensteuern
Die Sächsische Staatsregierung hat es sich nun zur Aufgabe gemacht, der Landflucht entgegenzuwirken und attraktive Rahmenbedingungen für die Lebensqualität zu schaffen, indem attraktive Dörfer gestärkt werden, ein Masterplan ländlicher Raum entwickelt und die Kultur in den ländlichen Regionen gefördert wird. Auf Bundesebene zielt der Koalitionsvertrag zwischen CDU/CSU und SPD für die 19. Legislaturperiode (Download ca. 8,73 MB) in die gleiche Richtung. Ein gesamtdeutsches Fördersystem für strukturschwache Regionen soll entwickelt werden, im Fokus stehen wirtschaftliche Strukturprobleme und die Anbindung des ländlichen Raums. Vor Ort stehen oft an vorderster Stelle im Fokus vor allem der Internetausbau, erweiterte Möglichkeiten zur Selbstverwaltung sowie die lokale Wirtschaft.
Infrastruktur in Markersdorf:
Ganz oben die Filiale der Volksbank Raiffeisenbank Niederschlesien eG im Rathaus, das selbst wichtiger Teil einer bürgerfreundlichen Infrastuktur ist, unten das Gewerbegebiet MarkersdorfUmstritten ist, inwieweit sich dies umsetzen lässt, denn das Festhalten an der sogenannten “Schwarzen Null” verhindert aus Sicht der Kritiker bislang bestimmte Investitionen in die öffentliche Infrastruktur, die maßgeblich die Lebensqualität der Bevölkerung tangiert. Ob es für die Bevölkerungsentwicklung ein erfolgreiches Gegensteuern geben wird, hängt letztlich stark davon ab, ob und wie gut es gelingt, den ländlichen Raum vor allem für die jüngere Bevölkerung attraktiver zu machen. Dazu gehören insbesondere die Entwicklung und Realisierung innovativer Mobilitätskonzepte, die es erleichtern, in der Stadt zu arbeiten und auf dem Land zu wohnen.
Quelle: PR/Ost!