Die Geschichte begann wie im Märchen: Mit Unterstützung vieler Helfer gelangt der Schwanenprinz zu seiner einsamen Schwanenprinzesses und für einen Moment erscheint das Schwanenglück auf dem Deutsch-Paulsdorfer Schlossteich perfekt. Doch kurz darauf – “Bin mal kurz Zigaretten holen!” – ist der Liebhaber wieder weg.
Die Medien hatten die Geschichte aufgegriffen, so auch der Görlitzer Anzeiger am 15. März 2019. Doch nur sechs Tage später erschient der nächste Artikel über den Deutsch-Paulsdorfer Schwan: “Ruf aus Deutsch-Paulsdorf: Franz, wo bist Du?” – denn der weißgefiederte Schönling hatte sich aus dem Staub gemacht.
Auf den Suchaufruf hatten viele um das Wohl des Schwans, vor allem aber das der nun wieder einsamen Schwänin besorgte Bürger gemeldet, doch jedesmal mussten die Deutsch-Paulsdorfer Schwanenfreunde feststellen: “Fehlanzeige! Falscher Schwan!”
Neue Hoffnung
Neue Hoffnung keimte auf, als den Görlitzer Anzeiger am 7. April 2019 eine Leserzuschrift von Hans Budig aus Kunnerwitz erreichte: “Wir haben einen einzelnen Schwan in der Nähe von Jauernick-Buschbach gesehen. Wenn man die Betonstraße neben dem Schwarzen Berg runterfährt, dann rechts rum läuft bis man an den Teich kommt. Dort war der Schwan, der eventuell der Franz ist.”
Die Redaktion informierte Beatrix Rudolph vom Deutsch-Paulsdorfer Ortschaftsrat. Die als engagierte Macherin bekannte Frau hatte gemeinsam mit anderen die Reise von Schwan Franz vom Bodensee in die Oberlausitz organisiert und teils begleitet.
Doch wie erkennt man einen Schwan wieder? “Das Problem ist, dass auf dem Wasser ein Schwan aussieht wie der andere”, lacht Beatrix Rudolph. Doch bei Franz ist es eigentlich einfach, trägt er doch ein Plastikbändchen an seiner linken Flosse – aber nur eigentlich, denn: “Sollte ich ihn eindeutig identifizieren, müsste ich ihn anlocken und fangen, was nur Sinn hat, wenn ich mein Auto in der Nähe habe, weil ich ihn mit seinen zwölf Kilo nicht weit tragen kann.”
Außerdem sieht Beatrix Rudolph, die fast täglich Schwanentipps aus der ganzen Oberlausitz bekommt, noch ein ganz anderes Problem: “Selbst wenn ich den Franz identifiziere, was dann? Ich bringe ihn nach Deutsch-Paulsdorf und er fliegt wieder weg?”
Dennoch ist sie nach Jauernick-Buschbach gefahren. Der Reisebericht fiel ein wenig lakonisch aus: “War dort. Das war mit großer Wahrscheinlichkeit eine Sie. Wir haben uns ein bißchen auf schwänisch unterhalten und ich habe sie gebeten, mal ans Ufer zu kommen und Bein zu zeigen. Hat’se gemacht. Kein Bändchen. Kein Franz.”
Trotzdem mal nach Deutsch-Paulsdorf
Einen Vorteil hat der ungetreue Franz für die Deutsch-Paulsdorfer: Die Geschichte um den Schwan hat der Ortschaft, die zur Großgemeinde Markersdorf gehört, viel Aufmerksamkeit gebracht. Wird die einsame Schwänin zur Touristenattraktion? Einen Ausflug zum besser Schwanensee genannten Schlossteich und Schlosspark Deutsch-Paulsdorf, wo ein Friedwald entsteht, kann man ja mal machen; die Gegend ist mit ihren ruhigen Straßen, Feldwegen und dem Großen Nonnenwald zudem radfahrerfreundlich.
Ein Geheimnis wird noch gelüftet: Woher kommt das große Herz für Schwäne, das Beatrix Rudolph hat Das liegt ein Weilchen zurück: “Ich bin als kleines Mädchen mal als Schwan zum Fasching gegangen, in weißem Tüll, mit echten Schwanenfedern. Da muss irgendwas hängen geblieben sein.”