Das Jahr 2020 hat das verdeutlicht, was viele im Alltag gern vergessen: Wir leben in einer unsicheren Welt. Das ist an sich nichts Neues, aber die Corona-Pandemie hat es in vielen Lebensbereichen für die Betroffenen unbarmherzig verdeutlicht: Beruf und Einkommen, das Zusammenleben und die Zusammenarbeit im Dorf, die Gesundheit und – angesichts der Tatsache, dass auch Krankenhäuser im Kreis Görlitz in der Corona-Pandemie keine Patienten mehr aufnehmen können – selbst die medizinische Versorgung sind so selbstverständlich nicht.
Es gibt jedoch etwas, auf das man sich sein Leben lang verlassen kann: den deutschen Sprichwortschatz, der von tiefer Volksweisheit geprägt ist. Aktuell liegt es nahe, “Neues Jahr, neues Glück” zu zitieren und tatsächlich werden wohl viele sagen: “Im neuen Jahr kann es nur besser werden!” Ob das nun Gewissheit oder eher Hoffnung ist – auf jeden Fall wird es noch Monate dauern, bis sich das Leben wieder deutlich normalisiert.
Erst vorgestern wurden im Landkreis Görlitz die ersten Impfungen gegen die Covid-19 Erkrankung durchgeführt. Wer Bedenken hat: Die mRNA-Immunisierungstechnologie, wie sie auch beim aktuellen Covid-19-Impfstoff verwendet wird, ist bereits seit fünf Jahren im praktischen Einsatz. Diese Impfstoffe wirken nicht zellschädigend, beeinflussen nicht die Erbinformationen und werden binnen kurzer Zeit abgebaut. Ausführlicher wird das auf den Webseiten des Robert-Koch-Instituts im Abschnitt Impfstofftypen unter der Frage “Was wissen wir über die mRNA-Impfstoffe?” erläutert.
Der Beginn der Impfkampagne ist in der Pandemie ein erster Lichtstreif am Horizont und zugleich vielleicht die beste Nachricht für den Jahresbeginn 2021. Dennoch wird uns die Corona-Pandemie mit ihren Auflagen auch für Geimpfte noch etliche Monate begleiten. Per 29. Dezember 2020 waren deutschlandweit gerade einmal 42.000 Menschen gegen Covid-19 geimpft, bis die zweite Impfung absolviert ist und schließlich die erwartete Wirkung vollständig eintritt, vergehen ab dem ersten Pieks rund vier Wochen – und schon wird über die Lockerung der Auflagen für Geimpfte diskutiert. Weshalb in diesem Zusammenhang der Begriff “Sonderrechte” falsch ist und wieso diese Diskussion zur Unzeit losgetreten wurde kann man im Görlitzer Anzeiger vom 30. Dezember 2020 nachlesen.
Gestern, am 29. Dezember 2020, meldete das Landratsamt Görlitz eine Sieben-Tage-Inzidenz von 404 pro 100.000 Einwohner, das rund 2,75-fache des Bundesdurchschnitts. Eine Pandemiebekämpfung durch Nachverfolgung der Infektionsketten ist bei einem Inzidenzwert von 10, allerhöchstens aber von 50 möglich. Da sich die Impfungen wohl bis zum Sommerbeginn hinziehen werden, sollte zu den guten Vorsätzen für das neue Jahr unbedingt die Vorsicht vor einer Infektion und vor der Weitergabe des Erregers gehören. Was man dafür tun kann, weiß inzwischen jedes Kind: Abstand halten, häufiger die Hände waschen, Atemwege abdecken und viel lüften.
Wer diesen geringen Aufwand als unerträgliche Belastung und Einschränkung empfindet, der sei an die Generation der Groß- oder Urgroßeltern erinnert. Ein nicht untypisches Beispiel ist mein Großvater, geboren im Jahr 1900 und alles erlebt, was dieses Jahrhundert an Belastungen und Grausamkeiten zu bieten hatte: Mit 17 in den Ersten Weltkrieg gezogen, dann die Spanische Grippe. Die Unruhen der frühen Zwanzigerjahre, Inflation und Weltwirtschaftskrise. Die Nazidiktatur und den Zweiten Weltkrieg, der in Trümmerbergen endete. Anschließend 15 Jahre Arbeit in einem Privatunternehmen, das grundsätzlich keinen Urlaub gewährte, sondern auszahlte. Erst der Wechsel in einen VEB, der ihn auch als Rentner halbtags – heute heißt das Teilzeit – weiterbeschäftigte, brachte ein vergleichsweise faires Arbeitsverhältnis. Die Friedliche Revolution erlebte er nicht mehr.
Trotz aller aktuellen Einschränkungen leben wir zum Jahresübergang von 2020 zu 2021 in weit besseren Zeiten. Es geht den allermeisten so gut, dass Solidarität und tätige Nächstenliebe möglich sind, ohne selbst zurückstecken zu müssen. Wichtig erscheint, im Gespräch zu bleiben und im Meinungsstreit den gemeinsamen Nenner nicht zu vergessen: Allen geht es doch im Grunde immer wieder um die gleichen Dinge, etwa Sicherheit und Glück für die Familie, eine Perspektive für die Kinder, insgesamt faire Lebensumstände, den Erhalt von Traditionen und ohne bedrohliche Sorgen in die Zukunft zu schauen.
Die Markersdorfer Ortschaften bieten viele Möglichkeiten, sich einzubringen, in den Vereinen, den Räten, in Gesprächsrunden oder vielleicht auch ganz neuen Initiativen. Das Einzige, was zählt, ist: Machen!
Ein spannendes Jahr wird 2021 auf jeden Fall, dazu viel Gesundheit, Kraft und das unverzichtbare Glück wünscht
Ihr Thomas Beier
Redaktion markersdorf.de