In dem Maße, wie die Kennzahlen der Corona-Pandemie – besonders die Sieben-Tages-Inzidenz – bis noch vor rund einer Woche sanken, schienen die Diskussionen über Lockerungen der Auflagen, wie sie die sächsische Corona-Schutz-Verordnung gebietet, hochzukochen.
Der Druck war und ist enorm, ganz besonders seitens von Alleinerziehenden und Familien mit Kindern wie auch der Wirtschaft. Insbesondere im Privatbereich ist die Sehnsucht nach mehr Normalität groß: Kita, Schule und Hort sollen Familien wieder ein geregeltes Leben ermöglichen, vor allem junge Leute möchten ausgehen, die Vereine wieder Leben einziehen lassen, sehr viele wollen Gastronomie und Kulturangebote wie Kino, Theater und andere Veranstaltungen genießen, einfach mal wieder unter Menschen sein.
Manche trifft es besonders hart: Wer erlebt, wie Selbständige aus im Lockdown zur weitgehenden Untätigkeit verdammten Branchen ihre angesparte Altersvorsorge aufbrauchen müssen und zu diesem Zweck etwa Lebensversicherungen – oft genug voreilig mangels Kenntnis anderer Möglichkeiten – kündigen, versteht, dass vielen das Wasser an der Unterlippe steht. Entsprechend schlagen Wirtschaftsverbände Alarm.
Freilich versucht die Politik, mit immer neuen Hilfspaketen unter die Arme zu greifen. doch bereits die Antragstellung kann kleinere Selbständige in Not schnell zwischen 500 und 700 Euro kosten, wenn ein Steuerbüro eingeschaltet werden muss. Erwähnen muss man unbedingt jene von der Coronakrise kaum betroffenen Unternehmer, die Dienstleistern jetzt Aufträge erteilen, die sonst wohl in der Schublade geblieben wären. Unterm Strich aber sind staatliche Hilfen und wohlwollende Auftragsvergaben kein Mittel, die wirtschaftliche Seite der Coronakrise zu überwinden.
Einschränkungen müssen sein, reichen aber nicht aus
Allerdings: Wer glaubt, das Coronavirus werde angesichts von Lockdown, AHA+L-Regeln und Impfkampagne resignieren und sich dahin zurückziehen, wo es hergekommen ist, wird wohl noch sehr lange auf die ersehnte Normalität warten müssen. Man könne nicht, so Rolf Domke, Vorsitzender des Markersdorfer Unternehmerverbandes, Mitte Februar im Görlitzer Anzeiger, die Angst vor einer dritten Corona-Pandemiewelle, ausgelöst von den Mutationen der Viren, mit Argumenten aus der Welt schaffen, sondern nur mit Maßnahmen, die gegen die Pandemie wirken.
Maßnahmen? Schon von den simplen Vorkehrungen wie der Bedeckung der Atemwege mit möglichst wirksamen Masken, häufiger und gründlicher Hygiene, auf körperlichen Abstand zueinander zu gehen und häufigem Lüften – AHA+L-Regeln genannt – fühlt sich so mancher genervt und eine hundertprozentige Disziplin ist in diesen Bereichen realistisch gesehen ebenso wenig zu erwarten wie eine schnelle Zwei-Drittel-Durchimpfung der Bevölkerung. Dies wäre der Mindestanteil, um angesichts naturgemäß nicht hundertprozentig wirksamer Vakzine dafür zu sorgen, dass der Reproduktionswert unter Eins bleibt, also Infizierte keine neuen Wellen auslösen können.
AHA+L und auch die Impfungen können nur ein maßgeblicher Beitrag zur Eindämmung des Infektionsgeschehens sein, denn all diese Vorsichtsmaßnahmen sind nicht ausreichend, um sorglos zur beschriebenen Normalität, wie sie in den Erinnerungen an die Vor-Corona-Zeit existiert, zurückzukehren. Gefragt sind technische Maßnahmen gegen das Virus, die bezahlbar und zugleich wirksam sind – und nicht zuletzt erträglich, also nicht belastend für Personen. Was wäre da geeignet?
Was Technik gegen Krankheitserreger leisten kann
Schon längst im Gespräch ist der vermehrte Einsatz von Lüftungssystemen, die für einen häufigeren Austausch der Raumluft sorgen. Doch diese haben Grenzen: Neben dem Energieverlust bei kalten Außentemperaturen – trotz Wärmerückgewinnung – können sogenannte “Raumlufttechnische Anlagen” (RLT), die grundlegend nach solchen mit und ohne Lüftungsfunktion sowie mit und ohne Temperatursteuerung unterschieden werden, selbst zur Virenschleuder, zum Keim- oder Sporenverteiler werden. Selbst modernste Filtersysteme können das nicht mit absoluter Sicherheit verhindern.
Dennoch liegt in moderner Raumlufttechnik einer der Schlüssel zur von den Pandemiezahlen weitgehend unabhängigen Öffnung von Kindereinrichtungen, Schulen, Kultureinrichtungen und Veranstaltungshäusern. Kern der Lösung ist der Einsatz von UVC-Licht, einem Lichtanteil des für Menschen unsichtbaren Ultraviolett-Spektrums, mit dem sich Keime, Sporen und – gegenwärtig besonders interessant – auch Viren abtöten lassen.
Das Ultraviolette Licht (UV) wird in drei Bereiche eingeteilt:
- UVA, auch Schwarzlicht genannt, sorgt für Fluoreszenzeffekte und wird als Effektlicht in Diskotheken, aber auch bei der Inspektion von Küchen und Sanitäreinrichtungen eingesetzt. Unter seinem Einfluss beginnen beispielsweise bestimmte Pilzsporen und getrockneter, also kristallisierter Urin zu fluoreszieren. Weitere Anwendungen gibt es in der Mineralogie, bei technischen Inspektionen – etwa bei der Kontrolle auf Haarrisse – , bei biologischen Analysen und nicht zuletzt bei der Prüfung von Geldscheinen. UVA trägt zur Hautbräunung bei, lässt die Haut aber schneller altern. Nach neueren Erkenntnissen steigert UVA das Hautkrebsrisiko und nicht nur, wie früher angenommen, die UVB-Strahlung.
- UVB sorgt für lang anhaltende Bräune der Haut, weil es tief eindringt und als Schutzreaktion die Bildung des braunen Melanins anregt. Bei zu hoher Intensität oder zu langer Einwirkung führt UVB zum gefürchteten, weil auch als Spätfolge den Hautkrebs fördernden Sonnenbrand. Der UVB-Anteil des Sonnenlichts ist wichtig für viele Prozesse in der Natur, beim Menschen etwa für die Bildung des für den Knochenbau bedeutsamen Vitamins D.
- UVC als kurzwelligster Strahlungsanteil im UV-Licht ist die Wunderwaffe der Sterilisierung: Je stärker und länger die UVC-Strahlung einwirkt, umso gründlicher werden Mikroorganismen außer Gefecht gesetzt. Zur Bekämpfung der Corona-Pandemie ist dieser Anteil im Ultravioletten Licht deshalb besonders interessant.
Mit UVC-Licht gegen Viren, Bakterien und Sporen
Was sich einfach anhört, zeigt sich in der Praxis technische Herausforderung, etwa wenn Viren innerhalb von Tröpfchen als Aerosole durch die Luft schweben oder Keime an Staubteilchen haften. Dann muss die UVC Entkeimung für RLT Anlagen, die als separater Modul installiert wird, die zur dekontaminierende Luft verwirbeln und dreidimensional bestrahlen, um die nötige Wirkung zu sichern. Die Wirksamkeit solcher Anlagen wird mit der Entkeimungsrate beschrieben, die unter wirtschaftlich vertretbaren Bedingungen bis zu rund 99 Prozent erreicht.
Der benötigte Energieaufwand dafür ist durchaus überschaubar: Die genannte Entkeimungsrate wird bei den meisten Viren und Bakterien im Bereich von bis zu ungefähr 15 Milliwattsekunden pro Quadratzentimeter erreicht; für Schimmelpilze und deren Sporen sowie Hefen wird ist bis zum 18-fachen dieser Dosis nötig. Einfacher gesagt geht es darum, mit welcher Kraft eine UVC-Lichtquelle wie lange und mit welcher Intensität auf die Keime einwirkt. Zum Vergleich: Ein modernes energiesparendes LED-Leuchtmittel mit sechs Watt elektrischer Leistungsaufnahme müsste nur zweieinhalb Tausendstel Sekunden lang leuchten, um 15 Milliwattsekunden zu entsprechen. Freilich benötigen bei RLT-Anlagen auch Ventilatoren, die Steuerung und weitere Einrichtungen elektrische Energie.
Zukunft mit Corona
Wenn die Corona-Pandemie abgeklungen sein wird, dann ist das Coronavirus SARS-CoV-2 samt seiner Mutationen noch längst nicht ausgerottet, allein, wenn man den internationalen Maßstab bedenkt. Zu erwarten ist, dass sich Verhaltensweisen und gesellschaftliche Standards darauf einrichten. Corona führt zu neuen gesellschaftlichen Normen: Das früher verbreitete Handgeben zu Begrüßung und zum Abschied wird wohl weniger werden, dafür die Händedesinfektion präsent bleiben und sicherlich werden viele freiwillig Atemwegsbedeckungen tragen und bewusst Abstand halten – all das wirkt ja nicht nur gegen die Coronaviren, sondern auch gegen andere, teils unterschätzte Infektionskrankheiten.
An Bedeutung zunehmen wird zweifelsohne intelligente Raumlufttechnik, die gegen ein ganzes Spektrum von Krankheitserregern wirkt – besonders dort, wo Menschen sich für längere Zeit gemeinsam in Räumen aufhalten müssen oder möchten. Auf kommunale Träger, denkt man etwa an Kindereinrichtungen, Schulen, Sporthallen, Veranstaltungsräume und Gemeinschaftseinrichtungen, könnte damit eine Investitionslawine zurollen, die ohne umfassende Fördermittel nicht zu stemmen ist. Allerdings sind öffentliche Mittel hier auf Dauer besser eingesetzt, als mit immer neuen Nothilfen die Schlaglöcher der Politik zu flicken.
Quelle: Thomas Beier für die Redaktion markersdorf.de
Update:
Es ist der 23. Dezember 2021 und Deutschland steckt in der vierten Pandemiewelle. Die Omikron genannte, beilang gefährlichste Variante des Coronavirus SARS-CoV-2, ist bereits in Deutschland angekommen. Immer mehr Menschen lassen sich impfen oder boostern, wie man die Drittimpfung nennt. Ein Beitrag widmet sich den Schulkindern und dem Lernen unter Pandemiebedingungen.