Eine neue Erkenntnis ist das nicht: Je mehr Menschen zusammenarbeiten, umso mehr Probleme im Miteinander gibt es. Das können Probleme sein, die schweigend hingenommen werden, und solche, wo – wie man so sagt – der Deckel draufgehalten wird, aber auch Probleme, die bei jeder Gelegenheit zutage treten und sich immer wieder in endlosen, unfruchtbaren Diskussionen zeigen. Im schlimmsten Falle kracht es so richtig, ein Verein verliert Mitglieder oder zerbricht am internen Streit. Mit etwas Hintergrundwissen kann man gegensteuern.
Es ist schon paradox, man vereint sich in einem Verein, weil man gleichartige Anliegen und Ziele verfolgt, und dennoch kann man genau darüber in Streit geraten. Jedoch ist das zutiefst menschlich, wie man mit einem kleinen Experiment beweisen kann.
Das Experiment
Angenommen, ein Verein möchte ein Fest vorbereiten. Üblich wäre, dass – je nach Größe des Vereins – die Mitglieder oder der Vorstand Ideen dafür zusammentragen, um dann ein Programm aufzustellen. Das Experiment besteht nun darin, den Verein in zwei Gruppen zu teilen und jeder Gruppe die gleiche Aufgabe zu geben, nämlich das Festprogramm zu entwickeln.
Was geschieht? Anstelle sich für das gemeinsame Ziel, ein schönes Fest vorzubereiten, auszutauschen und gegenseitig zu helfen, geraten die beiden Gruppen in einen Wettbewerb, wer denn nun das bessere Programm entwickelt. Folge: Die Kommunikation zwischen den Gruppen bricht ab, man verschweigt sich gegenseitig wichtige Informationen und lässt die andere Gruppe gegebenenfalls “ins Messer rennen”, wenn sie nicht sogar durch falsche Informationen sabotiert wird.
Verhindern kann man das nur, wenn man solche Effekte, die aus natürlichem Verhalten resultieren, kennt. Erst dann kann man seinen Verstand einschalten und sagen: “Leute, was wollen wir eigentlich? Lasst uns doch einmal den Arbeitsstand austauschen!”
Andererseits sind jene, die mit der Organisation beauftragt sind, gut beraten, Aufgaben gleich so zu verteilen, dass möglichst keine Konkurrenz entsteht. Allerdings kommt es vor, dass sogar die einzelnen Mitglieder innerhalb einer Arbeitsgruppe nicht gemeinsam an einem Strick ziehen, etwa, wenn sich einzelne profilieren möchten.
Schwierige Zeiten für das Miteinander
Natürlich ist es immer einfacher, darüber zu sprechen, als in der Lebenswirklichkeit eine vertrackte Situation aufzulösen. Gerade heutzutage ist an vielen Stellen zu erleben, wie Meinungen – nicht nur zwischen Jung und Alt – aufeinanderprallen und sich manchmal sogar zwischen Freunden oder in Familien tiefe Gräben bilden. Was kann man tun?
Zunächst ist es wichtig, Verhalten und Standpunkte von der Person, die es beziehungsweise sie an den Tag legt, zu trennen. Verhalten kann kritisiert oder gelobt werden, Standpunkte können diskutiert werden – der Mensch selbst bleibt aber außen vor. Vor allem dürfen Menschen nicht bewertet werden, etwa mit einem: “Du bist einfach zu dumm, das zu begreifen!”
Eine weitere wichtige Verhaltensweise ist es, seinen Gegenüber ausreden lassen, auch wenn er oder sie anscheinend Unsinn erzählt oder Unwahrheiten verbreitet. Das ist besonders wichtig, wenn jemand erregt ist. Je größer der Erregungszustand ist, umso mehr ist die Vernunft ausgeschaltet – es ist völlig sinnlos, mit Leuten zu diskutieren, die in diesem Zustand sind. Zugänglich werden sie erst wieder, wenn sie sich ihren ganzen Ärger von der Seele geredet haben. Also: Geduld haben, zuhören, nach Empfindungen und erst am Schluss nach Lösungsvorschlägen fragen: “Was kann ich jetzt tun, um Dir in dieser Sache zu helfen?” Und siehe da: Oft ist schon geholfen und der ganze Ärger verraucht, wenn endlich mal jemand zugehört hat.
Das Zusammenwirken entwickeln
Überhaupt reicht es in aller Regel aus (und kommt besser an), einfach nur seinen Standpunkt zu vertreten – man muss ja nicht die ganze Welt davon überzeugen oder ständig gegen Sichtweisen, die andere entwickelt haben, argumentieren. Hilfreich ist es, im Vereinsleben Höhepunkte, also gemeinsame Erlebnisse, zu schaffen. Das stärkt immer wieder den gemeinsamen Nenner und die Bindung zwischen den Mitgliedern. Ein Fest, ein Ausflug – aber daran herrscht ja bei den Markersdorfer Vereinen kein Mangel.
Im Verein gelten die gleichen Grundsätze, wie sie auch Unternehmen in der Entwicklung ihrer Organisation verfolgen. Dabei ist beispielsweise wichtig, dass jeder weiß, welche Informationen er weitergeben und welche er vielleicht hinterfragen muss, um das beliebte “Mir hat doch keiner was gesagt!” auszuhebeln. Allerdings können Vereine im Gegensatz zu Unternehmen keine Organisationsberatung beauftragen, die das Zusammenwirken teils über Jahre hinweg immer effizienter macht. Da hilft nur, sich immer wieder mal über das, wozu man sich im Verein zusammengetan hat, zu verständigen.
Thomas Beier für die Redaktion markersdorf.de