Schaut man sich das Kulturleben in den sieben Markersdorfer Ortschaften an, so sind es meist die Vereine, die aus eigener Kraft ein vielfältiges Angebot stemmen – eigentlich, denn die Wellen der Corona-Pandemie haben immer wieder die Hoffnung auf gewohnte und liebgewonnene Traditionen zunichte gemacht. So musste etwa im Dezember 2021 – für viele gerade in der Weihnachtszeit besonders traurig – das Deutsch-Paulsdorfer Krippenspiel ganz abgesagt werden.
Je länger die Pandemie andauert, umso schwieriger wird in der Kultur und in der Vereinsarbeit die ersehnte Rückkehr zur Normalität. Wenn etwa ehrenamtliche Macher sich nun für den altersbedingten Rückzug auch von der ehrenamtlichen Arbeit entscheiden, dann fehlen zwei Jahre, in denen sie ihr Wissen und ihre Erfahrungen hätten weitergeben können. Überhaupt wollen eingespielte Abläufe und Zuständigkeiten teils neu definiert sein.
Situation auch für professionelle Anbieter schwierig
Doch diese Kalamitäten treffen auch professionelle Anbieter im Landkreis Görlitz, vor allem dann, wenn sie nicht über ein festes Ensemble für ihre Projekte verfügen. Ein Beispiel ist die früher als Kulturinsel Einsiedel bekannte Geheime Welt von Turisede, wo bis zum Ausbruch der Pandemie jährlich ein neues Stück für das “Theater zum Essen” mit jeweils meist neuen Künstlern einstudiert wurde: Mangels Vorlaufzeit für die Proben wird es zum Saisonstart der etwas anderen Freizeit- und Urlaubswelt am 25. März 2022 zunächst keine Aufführungen im Krönum, dem Nachbau des legendären turisedischen Krönungssaals, geben. Versucht wird, mit vielen Neuerungen gegenzusteuern, bis zum Saisonstart mit der Winterspielzeit, einem erweiterten und zudem wettergeschützten täglichen Angebot.
Es scheint Paradox: Obgleich viele Künstlerinnen und Künstler sofort einsteigen könnten, lassen sich Vorlaufzeiten nicht vermeiden. Andererseits kann man bereits jetzt Künstler buchen für Shows und Events – und zwar jene, die in einem eigenständigen Programm integriert sind, das weitestgehend unabhängig vom Aufführungsort ist. Manche Künstlertruppen erweisen sich zudem als besonders flexibel, indem sie darauf vorbereitet sind, sehr weitgehend auf Anforderungen und Erwartungen der Veranstalter einzugehen. Auf jeden Fall ist zu spüren: Die Sehnsucht zur Rückkehr von Kunst- und Kulturerlebnissen liegt nicht nur beim Publikum, sondern auch bei den Künstlerinnen und Künstlern selbst.
Hoffnung für Markersdorfer Höhepunkte 2022
Wenn man noch einmal auf Markersdorf blickt, dann geht es in den Ortschaften nicht darum, das ganz große Rad zu drehen. Aber für bestimmte Veranstaltungen, die für die Ortschaften wichtig und identitätsstiftend sind, ist die Hoffnung groß, dass sie 2022 wieder stattfinden können. Ganz spontan ist an die Walpurgis-, Wolper- und Hexenfeuer, den Jauernicker Heiratsmarkt, das Dorf- und Sportfest in Friedersdorf, den Weihnachtsmarkt im St. Wenzeslaus-Stift, das Deutsch-Paulsdorfer Krippenspiel oder das Holtendorfer Knutfest zu denken, um nur einige stellvertretend für die vielfältigen Aktivitäten zu nennen.
Sobald die Termine als durchführbar angekündigt werden, erscheinen sie selbstverständlich im Markersdorfer Terminkalender. Vereine und andere gemeinnützige Anbieter aus den Markersdorfer Ortschaften können Ihre Termine selbst eintragen; wegen der Zugangsdaten bitte bei der Redaktion anfragen.
Neue Unsicherheit: der Krieg in der Ukraine
Überlagert wird die Hoffnung auf ein weitgehend normales Jahr 2022 in der längst noch nicht durchgestandenen Corona-Pandemie seit wenigen Tagen vom Krieg in der Ukraine. Krieg, Flucht und Vertreibung haben einige Markersdorfer noch selbst erlebt und nicht nur ihre Gedanken sind nun oft in diesem nahen Land. Dort, wo sich im heutigen Zgorzelec in der Nähe der Einkaufszentren der große Kreisverkehr befindet, stand vor Jahren ein Wegweiser: “Kiew 1.300 km”. Bis zur polnisch-ukrainischen Grenze sind es ab Markersdorf gar nur rund 740 Kilometer mit dem Auto, das ist ab Markersdorf näher als etwa Freiburg im Breisgau.
Schon jetzt zeichnen sich durch den Krieg enorme Auswirkungen auf die europäische Friedensordnung ab, die auch die Bürgerinnen und Bürger der Bundesrepublik schultern müssen. Aus heutiger Sicht bleibt nur zu hoffen, dass die Mächtigen im Kreml möglichst bald auf weitere militärische Gewalt verzichten und den Krieg nicht noch in weitere Länder tragen. Bis dahin sollte jeder überlegen, welchen Beitrag er selbst leisten kann, um den Leuten in der Ukraine und den Flüchtlingen – größtenteils Frauen und Kinder – zu helfen.
Ein Beitrag der Redaktion Markersdorf.de