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Gesellschaft

Darf man neidisch sein?

Manche sind von Argwohn und Neid regelrecht zerfressen – wer sich im Dorf einbringt, bei dem kommt es erst gar nicht soweit
Manche sind von Argwohn und Neid regelrecht zerfressen – wer sich im Dorf einbringt, bei dem kommt es erst gar nicht soweit

Symbolfoto/Monatge: Gerd Altmann, Pixabay License

An einem Haus in Holtendorf findet sich der Spruch “Neider lasset neiden, Hasser lasset hassen, was Gott uns gab, das müssen sie uns lassen”. Leben wir in einer Neidgesellschaft? 

Bevor man sich in eine Diskussion über Neid einlässt, muss man sich selbst klar werden über diesen Begriff. Zwar zählt der Neid wie etwa auch die Habsucht, zu der er führen kann, zu den sogenannten Todsünden, andererseits ist es zutiefst menschlich, Neid zu verspüren, hängt er doch eng mit dem Selbstwertgefühl zusammen: Ist man auf etwas neidisch, dann vielleicht genau deshalb, weil das Selbstwertgefühl angekratzt ist.

Das geht schnell, wenn jemand etwas erreicht oder sich leisten kann, was man selbst nicht erreicht hat. Interessant ist, dass der Neid erst dann entstehen kann, wenn man von dem erfährt, auf was man dann neidisch ist. 

Mit dem Neid umgehen

Es ist nicht schlimm, Neid zu verspüren, die Frage ist nur, was der Neid mit einem macht und wie man damit umgeht. Bestenfalls führt Neid zu Anerkennung und Ansporn: Da hat jemand etwas erreicht, das ich auch erreichen will. Schlimmstenfalls jedoch führt Neid zu Habsucht oder gar Zerstörungswut, nämlich dann, wenn man ein beneidetes Objekt um jeden Preis in seinen Besitz bringen will oder es zerstört nach dem Motto, was ich nicht habe, soll der andere auch nicht haben.

Schaut der Mann auf dem Wasserscooter nun neidisch, bewundernd oder einfach nur neugierig zur Jacht?

Foto: ceparedonda, Pixabay License

Am einfachsten kann man dem übrigens entgehen, wenn man sich seine eigenen Lebensmaßstäbe setzt und sich eben nicht an anderen orientiert. Dahinter steht die Frage, was wirklich wichtig ist und was man braucht zum Glücklichsein – und schon wird vieles, dem andere hinterherjagen, sehr sehr unwichtig. Wer wirklich weise ist, beschreibt die Welt, anstelle ständig zu vergleichen und zu bewerten.

Ein Beispiel: die Krankenversicherung

Oftmals ist zudem Neid unangebracht. Ein typisches Beispiel ist die sogenannte Zwei-Klassen-Medizin: In der gesetzlichen Krankenversicherung (GKV) Versicherte meinen, die in der Privaten Krankenversicherung (PKV) Versicherten hätten Vorteile beziehungsweise die Mitglieder in einer GKV-Krankenkasse wurden gegenüber Privatpatienten benachteiligt. 

Der Zittauer Anzeiger hat erst am 26. Mai 2022 in einem Beitrag über den Mikrokosmos Krankenhaus aufgezeigt, dass man mit solchen Vorurteilen sehr vorsichtig sein sollte. Nicht nur, dass Privatversicherte bei den wohl meisten Ärzten in Ostdeutschland nicht bevorzugt werden, sie stützen mit ihren Steuern sogar das System der GKV, das staatliche Zuschüsse erhält, während die PKV sich vollständig selbst finanzieren muss. Während sich die GKV gern als Solidargemeinschaft darstellt, sind es so gesehen vielmehr die Privatversicherten, die sich zu Gunsten der gesetzlich Versicherten solidarisch verhalten.

Beamtenanwärter, Referendare und Beamte kommen um die PKV oft kaum herum

Mehr noch: Manche Berufe werden regelrecht in die Private Krankenversicherung getrieben. Während in normalen Arbeitsverhältnissen der Arbeitgeber die Hälfte der Krankenversicherungskosten und gegebenenfalls des Zusatzbeitrags einer gesetzlichen Kasse übernimmt, ist das bei Beamten und bereits bei Beamtenanwärtern anders: Sie zahlen den vollen Krankenversicherungsbeitrag aus eigener Tasche, nur Brandenburg, Bremen, Hamburg und Thüringen zahlen einen pauschalen Zuschuss.

Wechselt ein Beamter jedoch in eine  private Krankenversicherung, dann übernimmt die Beihilfe des Bundeslandes bzw. des Bundes mindestens 50 Prozent der Krankheitskosten und nur die verbleibenden Restkosten müssen durch eine private Krankenversichung abgesichert werden. Auch bereits Beamtenanwärter und Referendare im Lehramt sind betroffen. Eine Beispielrechnung zu den Kosten der PKV für Beamtenanwärter im Vergleich zu gesetzlichen Kasse zeigt, dass die zu leistenden Beiträge auf einen Bruchteil sinken.

Resümee

Schon dieses Beispiel verdeutlicht, dass Neid oft fehl am Platze ist – oder will jemand neidisch sein auf etwas, dem der Beneidete gar nicht ausweichen kann? Und man weiß nie, welchen Preis jemand, der beneidet wird, für das, was ihm vielleicht geneidet wird, gezahlt hat.

Ein Beitrag der Redaktion markersdorf.de

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