Keine Zeit versprüht denselben Zauber wie die Wochen rund um das Weihnachtsfest!
Ich habe mich etwas umgehört und versucht, familiäre Weihnachtstraditionen einzufangen:
- “In unserer Familie treffen wir uns am 24. Dezember immer um 16 Uhr zum Essen und sitzen dann bis in die späten Abendstunden gemütlich beieinander.”
- “Beim Baum schmücken wird reichlich Lametta verwendet! Am Weihnachtstag bleibt die Stubentür bis zur Bescherung verschlossen. Gegessen wird in der Küche, dann wird diese aufgeräumt und alles schick gemacht und erst dann dreht sich der Schlüssel im Schloss der Stubentür.”
- “Der Weihnachtsgottesdienst und die Organisation des Krippenspiels gehörten für mich bis jetzt immer ganz fest zu Weihnachten.”
- “Meinem Vati war es jedes Jahr besonders wichtig, dass für jedes kleinere Kind in der Familie ein Vögelchen in den Zweigen des Weihnachtsbaumes sitzt. Sie durften sich dann eins aussuchen und nahmen es ganz stolz mit nach Hause. Nun ist inzwischen leider alles ganz anders und er wird in der Weihnachtszeit ein Vögelchen von den Kindern bekommen.”
- “Bescherung ist bei uns immer nach 18 Uhr. In der ganzen Weihnachtszeit wird viel geräuchert. Die Lichter am Weihnachtsbaum brennen wirklich erst am Heiligabend.”
- “So lange, wie unsere Eltern leben, trifft sich die ganze Familie am Weihnachtsabend bei ihnen. Gibt es noch Eltern und Schwiegereltern, teilt man sich. Bei den einen ist man dann am Nachmittag und bei den anderen am Abend und überall ist es so schön gemütlich. Am Abend vor dem Weihnachtsessen bekommt jeder eine Oblate. Diese wird mit jedem der Anwesenden geteilt und dabei wird ihm etwas Gutes gewünscht. Es wird auch immer für eine Person mehr eingedeckt, falls noch jemand Einlass begehren sollte, der hungert oder friert. Um Mitternacht gehen wir in die Kirche zum katholischen Gottesdienst, der ist ganz festlich und es werden viele schöne Weihnachtslieder gesungen.”
- “Frank Schöbel mit seiner Musik zu Weihnachten in Familie begleitet uns in der ganzen Adventszeit und am Weihnachtstag wird immer das Video dazu angeschaut. Um 14:30 Uhr gehen wir in die Kirche und danach ist Bescherung. Wenn alle Geschenke ausgepackt und ausprobiert wurden, erst dann essen wir.”
- “Viele Herrnhuter Sterne leuchten bei mir in der Weihnachtszeit – die gehören einfach dazu. Wir ziehen Lose in meiner Familie, sodass jeder nur ein Familienmitglied beschenkt und auch jeder nur ein Geschenk bekommt. Gern gehen wir um 23 Uhr zum Gottesdienst und schauen vorher immer, in welcher der umliegenden Kirchen das möglich ist. Als meine Kinder noch klein waren, habe ich schon in der Adventszeit begonnen, immer wieder mal ein schön verpacktes Geschenk auf die Treppe zu legen. Meine Kinder dachten, es wäre nur Deko! Aber am Weihnachtsabend wurde das Geheimnis gelüftet. Wir würfelten dann und wenn eines der Kinder eine Sechs auf seinem Würfel hatte, durfte es sich ein Päckchen von der Deko-Treppe holen.”
- “Unser Baum wird immer erst am Vormittag des 24. Dezembers geschmückt und die Beleuchtung bleibt bis zur Bescherung am Abend aus, der Fernseher natürlich auch!”
- “Mir ist es besonders wichtig, dass alle Fenster im Haus weihnachtlich geschmückt sind. Um 16 Uhr besuchen wir die katholische Christmesse. Kommen wir dann nach Hause, war inzwischen tatsächlich schon der Weihnachtsmann da, denn er kann ja nicht alle Kinder persönlich antreffen. Schnell wird sich von den “Großen” eine kleine Geschichte ausgedacht, warum der Weihnachtsmann auch in diesem Jahr wieder verpasst wurde! Vor der verschlossenen Stubentür werden dann Weihnachtslieder gesungen. Nun endlich dürfen die Geschenke unter dem Weihnachtsbaum bestaunt werden. Aber die Geduld der Kinder wird noch mal auf eine harte Probe gestellt, denn das Auspacken der Geschenke beginnt erst nach dem gemeinsamen Abendessen.”
- “In der Weihnachtszeit kann ich mich auch mal in ein Kind verwandeln und genieße es, mir ab und zu einen Märchenfilm anzusehen. Am schönsten sind die alten Verfilmungen aus meiner Kindheit und natürlich gehört »Drei Haselnüsse für Aschenbrödel« immer dazu.”
- “Wenn am Weihnachtsabend die Familie zu mir zum Essen kommt, dann wird der Tisch schön eingedeckt und für jeden liegt eine kleine, liebevolle, aber auch für ihn typische Überraschung auf dem Teller. Nun beginnt das große Rätselraten – welcher Platz könnte denn meiner sein?”
- “Wir sind am Heiligen Abend immer bei meinem jüngsten Sohn und gehen um 22 Uhr zur Christnacht in die evangelische Kirche. Am zweiten Weihnachtsfeiertag ist die ganze große Familie bei uns zu Gast und ich liebe diesen Trubel!”
- “Meine Enkeljungen bescheren am Vormittag des 24. Dezembers immer die Waldtiere. Da wird im Wald eine schöne Stelle gesucht und an dieser ein Bett aus Stroh und Heu gebaut. Darauf kommen dann Äpfel, Karotten, Kastanien, Eicheln, getrocknete Brotreste und ein paar Kohlblätter. Natürlich gibt es gleich an Ort und Stelle Kinderpunsch und Pfefferkuchen und manchmal versteckt sich für die Jungs auch ein kleiner Schokoladenweihnachtsmann zwischen dem grünen Moos.”
- “Ganz tief im Weihnachtsbaum wird bei uns jedes Jahr eine grüne Gurke, die aus dem Material von dem sonst üblichen Christbaumschmuck ist, versteckt. Derjenige aus der Familie, der die kleine Gurke zuallererst entdeckt, darf seine Geschenke auch zuerst auspacken.” Tipp: Passt mal auf beim Bummeln durch die Geschäfte, diese kleinen Gurken gibt es wirklich. Ich habe sie schon gesehen!
- “Mein Baum wird jedes Jahr gleich geschmückt, in den üblichen Weihnachtsfarben, rot, weiß und grün. Dazu gesellen sich noch kleine Äpfelchen und Strohsterne. Der ganze Weihnachtsbaumschmuck ist von meiner Mutti und ich hüte ihn wie einen kostbaren Schatz.”
- “Während der gesamten Adventszeit gibt es viele Räuchermännchen in unserem Haus, aber geweckt, also angezündet, werden diese erst am Weihnachtsabend.”
- “Bei uns wohnt Tomte der Weihnachtswichtel. Von Januar bis November befindet sich sein zu Hause in einem alten knorrigen Baumstamm in unserem Garten. Pünktlich zu Beginn der Adventszeit zieht er in unser Haus ein und hält uns dann mit seinen Wünschen und viel Schabernack im Kopf ordentlich auf Trab.”
- “Meist kommt der Weihnachtsmann bei uns persönlich vorbei. Hat er aber mal keine Zeit, dann klingelt in der Weihnachtsstube ein Glöckchen, als Zeichen dafür, dass die Wichtel da waren und die Bescherung beginnen kann.”
- “Vor der Bescherung ist es bei uns Tradition, dass wir gemeinsam ein Stück spazieren gehen. Wir Erwachsenen in der Familie bewichteln uns und lassen Wochen vorher schon das Los entscheiden, wer wen beschenkt, sodass jeder auch nur ein Geschenk bekommt. Es sollte etwas Selbstgemachtes und wenn möglich auch etwas Nachhaltiges sein und vom Materialeinsatz her nicht viel kosten. Spät am Abend gibt es mit meinen Geschwistern immer eine Videokonferenz, wir wünschen uns gegenseitig frohe Weihnachten und erzählen von der ein oder anderen lustigen Begebenheit des Abends.”
- “Am Vormittag des 24. Dezembers treffen wir uns alle bei den Eltern und bereiten Mohnklöße vor. Das geht so: Zuerst eine Schicht Weißbrot, dann gemahlener Mohn darauf, nun Zucker und warme Milch. Jedes Familienmitglied ist für eine Schicht verantwortlich und es wird so lange geschichtet, bis die Schüssel voll ist. Am Nachmittag treffen wir uns alle bei den Eltern zum Kaffee und dann werden die Mohnklöße verputzt und das ist sooo lecker.”
- “Bei uns ist es Tradition, dass jeder aus der Familie, der ein Musikinstrument spielt oder in seiner Kindheit mal eins erlernt hat, dieses am Heiligabend mitbringt. Dann werden gemeinsam Weihnachtslieder gespielt und dazu gesungen. Die Männer der Familie machen sich einen Spaß daraus und singen besonders laut, um die schiefen Töne der Instrumente zu vertuschen. Die Auswahl der Weihnachtslieder wird auch vorher nicht bekannt gegeben, damit keiner heimlich üben kann. Wir haben jedes Jahr so viel Freude dabei und nachher tut uns der Bauch weh vom vielen Lachen. Erst dann beginnt die Bescherung!”
- “Für das Aussuchen und Kaufen einer Nordmanntanne bin immer ich als Frau verantwortlich. Geschmückt wird das Bäumchen dann jedes Jahr anders. Bei uns wird immer um 16.30 Uhr gegessen am Heiligabend und dann ist Bescherung. Da die Familie immer kleiner geworden ist, haben wir den Weihnachtsbraten des ersten Feiertages von einer Gans auf eine Ente reduziert.”
- “Im November war bei meinen Großeltern immer Stollenbackzeit. Der Teig wurde zu Hause in großen Wannen vermengt und nahe an den warmen Ofen gestellt, damit die Hefe auch ordentlich geht. Zur vereinbarten Uhrzeit wurde er dann in die Bäckerei zum Abbacken gebracht. Beim Rücktransport musste man achtsam sein, damit keiner zerbricht. Um 17 Uhr traf sich die ganze Großfamilie bei Oma und Opa, um die ersten zwei meist noch warmen Stollen zu verkosten. Leichtes Bauchweh nachher, vom noch warmen Hefeteig, wurde gern in Kauf genommen. Es war nicht nur unglaublich lecker, sondern auch das Gefühl, das alle zusammen sind, war immer wunderschön.”
- “Am Vormittag des 24. Dezembers ist es die Aufgabe meines Mannes, den Weihnachtsbaum aufzustellen. Dann ist Sperrstunde in der Stube für alle anderen, außer mir. Den Baum schmücke ich ganz alleine und erst zur Bescherung dürfen alle anderen herein, um das Bäumchen zu bestaunen und zu bewundern. Ich habe auch noch so viele schöne Fotos von meinen Kindern, als diese noch klein waren und versucht haben, durch das Schlüsselloch zu schauen, um irgendetwas von den Heimlichkeiten zu erspähen.”
- “In unserer Familie ist es Tradition, dass immer am ersten Advent Plätzchen gebacken werden. Meistens ist die Schüssel am Abend schon leer und wir müssen nochmal ran. Am 24. Dezember werden bei uns drei Bäumchen geschmückt. Die Kinder bestehen darauf, dass in jedem Kinderzimmer eins steht und das dritte findet natürlich im Wohnzimmer seinen Platz. Stehen die Bäumchen sicher im Ständer, dann holen wir unseren ganzen Christbaumschmuck und die Beleuchtungen herbei. Die Kinder haben immer den Vorrang beim Aussuchen des Schmucks und können ihr Bäumchen zuerst schick behängen. Der verbliebene Rest wird dann für die im Wohnzimmer wartende Tanne verwendet. Ist mal viel zu Bruch gegangen, dann muss ein Familienmitglied noch mal los und neuen Christbaumschmuck kaufen. Schon vor dem Abendbrot kommt der Weihnachtsmann bei uns vorbei, egal wie alt die Kinder inzwischen auch schon sind. Er fragt nach guten und nach schlechten Taten und jedes Familienmitglied muss etwas vortragen. Oh weh, den Erwachsenen fällt das meistens ganz schön schwer. Erst nach dem Essen darf das Geheimnis der Päckchen, die wir vom Weihnachtsmann bekommen haben, gelüftet werden. Wie man sich denken kann, ist das besonders hart für die Kinder!”
Was Heiligabend auf den Tisch kommt
Ich war natürlich auch ein bisschen neugierig, was alle so am Weihnachtsabend essen. Gewinner ist das für unsere Gegend hier typische Essen: Bratwurst, Kartoffelbrei und Sauerkraut. Für viele der Befragten ist es oft die erste Kostprobe vom selbstgemachten Sauerkraut. Bei einigen Familien gibt es als Beilage auch Rotkraut und Rosenkohl oder der Kartoffelbrei verwandelt sich in Salzkartoffeln oder in Kartoffelklöße.
Platz zwei gehört dem Kartoffelsalat mit Würstchen oder Schnitzel, aber auch bei den Würstchen gibt es Besonderheiten, denn in einer Familie müssen es dreierlei Würstchen sein. Dazu gehören Wiener Würstchen, Kamenzer Würstchen und weiße Wiener Würstchen.
Die einen lassen das Mittagessen an diesem Tag ganz ausfallen, um am Abend reichlich essen zu können, bei manchen ist die Linsensuppe mittags ein “Muss”. Andere essen die Bratwurst schon am Mittag und am Abend gibt es dann ein wahrlich großes Festmahl mit Kaninchenbraten, Klößen, Beilagen und einem süßen Nachtisch. Aber auch an früher erinnert man sich, da gab es, solange die Eltern noch lebten, gebratene Forelle mit Salzkartoffeln und brauner Butter.
Viele Töpfe, Pfannen und Zeit braucht es für folgendes traditionelles polnisches Weihnachtsessen von einer der befragten Familien: das Zwölferlei aus Rote-Beete-Suppe, Piroggen mit Pilzen, Piroggen mit Sauerkraut, Hering, Suppe von Waldpilzen, Kraut mit Erbsen, Karpfen griechisch, Karpfen gebraten, Nudeln mit Mohn, Mohnstollen, Kompott aus Trockenfrüchten und einer Süßspeise aus Nüssen, Honig, Mohn und Rosinen. Da kann man nur noch “Smacznego!” sagen!
Ich bedanke mich bei Ihnen für Ihre Geduld zum Lesen und vielleicht wurden auch ein paar Erinnerungen geweckt. In diesem Sinn möchte ich mich von Ihnen verabschieden und wünsche allen im Namen des Erzieherteams aus dem Kinderhaus Wirbelwind in Markersdorf noch eine wunderbare und geheimnisvolle Weihnachtszeit!
Ich hoffe, dass alle in der Geborgenheit der Familie Weihnachten feiern konnten, denn das ist in der heutigen Zeit wohl das Schönste aller Geschenke!
Ihre Sylvia Rößler
Nach einem im Schöpsboten vom 25. November 2022 erschienenen Beitrag, geringfügig redaktionell bearbeitet.