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Eine Herausforderung für unsere Gesellschaft

Knossi und die pathologische Glücksspielsucht

Immer dabei - Wer zocken möchte, muss nicht mehr ins Casino gehen.
Immer dabei - Wer zocken möchte, muss nicht mehr ins Casino gehen.

Bild von Aidan Howe auf Pixabay

Kennen Sie Jens Knossalla? Wenn nicht, dann fragen Sie doch mal Ihre Kinder oder Enkel, denn diese haben mit großer Wahrscheinlichkeit bereits einmal von dem Twitch-Streamer, besser bekannt als Knossi, gehört. 

Knossi ist einer der bekanntesten und erfolgreichsten Streamer im deutschsprachigen Raum. Er präsentiert seine Inhalte hauptsächlich auf Twitch, eine Online-Video-Plattform, in der Inhalte live gesendet werden und das Publikum über einen Chat interagieren kann.

Mit seiner unkonventionellen Art und seiner Fähigkeit, eine treue Fangemeinde zu schaffen, hat er sich zu einem der bekanntesten Gesichter der Plattform entwickelt. Selbst Prominente wie Kai Pflaume oder die Rapper Bushido und Sido zeigen sich zusammen mit Knossi. Zeitweilig spendierte man ihm eine eigene, inzwischen allerdings wieder abgesetzte Late-Night-Show im Privatfernsehen. Doch hinter dem Hype und der Popularität von Knossi gibt es auch Kritikpunkte, die nicht ignoriert werden sollten.

Kritik an Knossi

Denn Knossi beteiligt sich an illegalem Glücksspiel und streamt dies ganz ungeniert ins Internet. Seine Fans feiern ihn für seinen grenzüberschreitenden, nicht selten vulgär-aggressiven Humor, aber Menschen wie Ilona Füchtenschnieder vom Fachverband Glücksspielsucht schlagen Alarm. Sie betonen, dass Online-Casinos und Streamer vergessen lassen wollen, dass Glücksspiel Schäden verursacht. Und das nicht nur im finanziellen Bereich, sondern für die gesamte Gesellschaft. 

Die messbaren Schäden belaufen sich auf Beträge in Milliardenhöhe. Laut einer Erhebung des Handelsblatt von 2017 werden allein in Deutschland mehr als 1 Mrd. Euro in Online-Glücksspielen umgesetzt. Pikant daran: Diese Erhebung stammt noch aus einer Zeit, in der das Online-Glücksspiel in Deutschland in 15 von 16 Bundesländern verboten und nur Spielende mit ständigem Wohnsitz in Schleswig-Holstein teilnahmeberechtigt waren. Der gesamtgesellschaftliche Schaden wird nicht zuletzt dadurch verstärkt, dass die Gewinne ins Ausland fließen. Z.B. nach Malta, das mehr als 12% seiner Wirtschaftsleistung der Glücksspielindustrie verdankt, obwohl es nur 5% Steuern erhebt. Wichtige Mittel für Prävention und Behandlung, die in den Haushalten der Länder fehlen.

Das soll aber nicht davon ablenken, dass die größeren Schäden im persönlichen Umfeld entstehen. Suchtkranke berichten von zerbrochenen Familien, ruinierten Existenzen, zerstörten Selbstbewusstein und Groll gegenüber Twitch-Streams, wie beispielsweise dem von dem bereits angesprochenen Knossi.

Die Bank verliert nie – Der Streamer verdient mit

Denn Streamer wie Knossi verlieren zwar auch beträchtliche Summen im Online-Spiel, allerdings verdient er durch Provisionen auch an den Verlusten seines Publikums. Unter den Videos der großen Glücksspiel-Streamer finden sich nicht selten Empfehlungslinks zu den Online-Casinos. Wer darauf klickt, sorgt dafür, dass die Streamer an den Verlusten Provisionen verdienen. Nicht selten bis zu 50%. Wenn man bedenkt, dass die Verluste mancher Spieler*innen sechsstellige Summen erreichen – Kein übler Verdienst. 

Was kann ich tun?

Laut Sächsischem Drogen- und Suchtbericht 2021 lassen sich 3,7% der Befragten als auffällig Glücksspielende einordnen. In unserer Gemeinde wären das immerhin um die 150 Betroffene. Ein guter Grund, nicht wegzusehen.

  1. Persönliche Ansprache
    Vielen Betroffenen ist ihr pathologisches Verhalten entweder nicht bewusst oder sie schämen sich dafür. Daher ist es gerade im engsten Kreis wichtig, ein vertrauensvolles Verhältnis zu erhalten. Das kann schwerfallen, wenn beispielsweise eine private Leihgabe verspielt wurde und nicht zurückgezahlt werden kann. Doch wichtiger als das Geld, ist der Mensch.
  2. Sprechen Sie mit Ihrem Hausarzt
    Ihr Hausarzt kann Sie zu einem Spezialisten überweisen oder Ihnen eine Liste von Einrichtungen zur Verfügung stellen, die Behandlungen für Suchterkrankungen anbieten.
  3. Beratungsstellen kontaktieren
    Sie können sich an eine Beratungsstelle, eine ambulante oder stationäre Einrichtung oder eine Selbsthilfegruppe wenden. Der Kreis Görlitz informiert detailliert über Möglichkeiten einer Suchtberatung. Auch karitative Organisationen wie die Caritas Görlitz bieten Angebote.
  4. Rechtliche Schritte prüfen
    Zwar ist es seit der der Neuauflage des Glücksspielstaatsvertrag in 2021 möglich, auch in Deutschland legale Online-Casinos zu betreiben, allerdings wird dafür zwingend eine deutsche Lizenz benötigt. Liegt diese nicht vor oder wurde das Glücksspiel vor diesem Jahr getätigt, können eventuelle Verluste bis zu zehn Jahre rückwirkend zurückgefordert werden. Viele benötigen dafür einen Anwalt, um Geld zurück aus dem Online Casino zu holen. Eine Reihe von Kanzleien bietet hierzu kostenfreie Beratungsangebote.
  5. Vermeiden Sie Auslöser
    Meiden Sie Orte, die zu Rückfällen führen können. Dazu zählen die Online-Casinos selbst, aber natürlich auch die Glücksspiel-Streams auf Twitch und YouTube.
  6. Pflegen Sie Ihre Gesundheit
    Es ist wichtig, auf Ihre Gesundheit zu achten, um eine stabile Grundlage für Ihre Suchttherapie zu schaffen. Essen Sie eine ausgewogene Ernährung, schlafen Sie ausreichend und treiben Sie regelmäßig Sport.
  7. Bleiben Sie motiviert
    Eine Suchterkrankung kann ein langer und schwieriger Weg sein, aber es ist wichtig, dass Sie sich motivieren, um Erfolg zu haben. Setzen Sie sich realistische Ziele und feiern Sie Ihre Erfolge, um positiv zu bleiben

Fazit

Zusammenfassend ist es wichtig, professionelle Hilfe in Anspruch zu nehmen, wenn Sie oder Angehörige von Glücksspielsucht betroffen sind. Sprechen Sie mit Ihrem Hausarzt oder suchen Sie direkt eine Beratungsstelle auf. Pflegen Sie Ihre Gesundheit, vermeiden Sie Auslöser und bleiben Sie motiviert und geduldig auf Ihrem Weg zu einer erfolgreichen Suchtbewältigung.

Ergänzung: Bei dem Fokus dieses Artikels sollte natürlich nicht vergessen werden, dass es auch eine Reihe anderer Suchterkrankungen gibt, die unsere Aufmerksamkeit verlangen. Egal ob Alkohol, Cannabis oder synthetische Drogen: Das Wichtigste bleibt die Prävention, am besten schon ab dem Kindesalter.

Ein Beitrag der Redaktion markersdorf.de

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