Das Redaktionskollegium des “Schöpsboten” ist bei der Vorbereitung einer Weihnachtsausgabe auf einen handwerklich wohl besonders versierten Vorfahren aus unserer Gemeinde gestoßen.
Soll doch einst in der Markersdorfer Kirche ein “Krippel” aufgestellt gewesen sein, gefertigt von einem Markersdorfer Schmied. Beweglich sei es gewesen, dieses Krippenspiel. Später soll es nach Görlitz ins Museum gekommen sein.
Als Standort der Schmiede ist das Bauerngehöft Neumann (hinter dem Gasthof “Zur Brauerei”) genannt, wo sich eine eingemauerte Steintafel noch heute im Giebel befindet. Die alte Handelsstraße “Via Regia” führte einst zwischen Brauerei und Gehöft entlang.
Mitarbeiter des Städtischen Museums in Görlitz haben sich der Suche nach diesem “Krippel” angenommen und tatsächlich Spuren gefunden.
So steht in der Veröffentlichung “Die Oberlausitzer Gedenkhalle mit Kaiser-Friedrich-Museum 1902/1912 (Ruhmeshalle)” von Ludwig Feierabend auf den Seiten 48/49 folgender Text: “Angegliedert ist in einem Nebenraume ein Werk der Volkskunst, wie es etwas Eigenartigeres kaum geben kann: das nach seinen Stiftern (Es ist ein Geschenk des Gutsbesitzers Herrn Karl Oefler, früher in Nieder-Kiesdorf O/L Rittergutspächter in Kreppelshof bei Landshut i. Schl. und seiner Gattin Agnes, geb. Bernd, der Enkelin des Erbauers) das “Oeflersche Krippel” genannt wird.”
Es dürfte sich um die besagte Markersdorfer Krippe handeln. “Es ist dies eine Darstellung des Lebens und Leidens Christi von der Geburt bis zur Auferstehung in acht Bildgruppen und zwar mit beweglichen Figuren, die zum Teil den Mund zur Rede öffnen; ja die Kriegsknechte legen Leitern an das Kreuz Christi und nehmen den toten Leichnam herab, um ihn Nicodemus zur Beerdigung zu übergeben, während der langsam sich erhebende Mond die lebensvolle Szene des Gebets von Gethsemane und der Gefangennehmung des Herrn erhellt, und die aufgehende Sonne das Morgenrot verscheucht, das den Auferstehungsmorgen beleuchtet, / Bilder von zum Teil tiefempfundenem poetischem Reiz. Ein Hufschmiedemeister, Traugott Henkel in Markersdorf bei Görlitz, der Großvater der Stifter, hat dreißig Jahre seines Lebens um die Mitte des vorigen Jahrhunderts mit staunenswerter religiöser Hingebung an diesem in seiner Art einzigen Kunstwerke gearbeitet, das seit 1905 das bewunderte Ziel zahlloser Kinder und Erwachsener, besonders zur Weihnachts- und Osterzeit, bildet.“
Kurz gesagt: Das Kunstwerk wurde 1904 durch Herrn Oefler und seine Gattin, die die Enkelin des Erbauers Traugott Henkel war, gestiftet, zu deren Ehren die Namensgebung “Oeflersches Krippel” erfolgte. In der Inventurbeschreibung, Eintrag am 16. November 1904, I Kulturgeschichte der Oberlausitz, werden sechs Einzelbilder beschrieben, die sämtlich beweglich sind.
In den Markersdorfer Kirchenakten ist im Jahre 1840 im Taufregister A. Therese eingetragen, als Vater Johann Traugott Henkel, Guts- und Waffenschmied, auch Hausbesitzer im Stiftsanteil zu Niedermarkersdorf.
Die Suche nach dem verschollenem Kulturgut aus dem Museum der Ruhmeshalle (vor dem Kriegsende 1945 ausgelagert) hatte noch keinen Erfolg. So konnte bis jetzt kein Bild des Oeflerschen Krippels aufgefunden werden. Hoffnung, einen Teil des Kleinods wiederzufinden, besteht wohl nicht mehr.
H. Kreisch (redaktionell bearbeitet)