In der Markersdorfer Schule wurde schon zu alten Zeiten von den Schülern unter der Anleitung der Lehrer Theater gespielt. Besondere Anlässe waren die Weihnachtszeit, Kinderfeste und Schulentlassungsfeiern. Viele Talente wurden hierbei entdeckt und hatten Freude am Theaterspiel. Diese wirkten später als Erwachsene in den verschiedensten Theatergruppen mit.
Unter der Leitung von Kantor Schulz führte 1946 bei zwei Veranstaltungen der Volkssolidarität der Schüler-Kirchenchor das Stück “Weihnachten im Zwergenheim” in der Gaststätte Brauerei auf. Die Sänger probten als Zwerge, Nixen und Elfen eingekleidet für das Weihnachtsfest und sangen in dem Stück eine Vielzahl von Weihnachtsliedern, begleitet vom Kantor auf seiner Zither.
Ebenfalls in den Jahren 1946 und 1947 spielten unter der Leitung von Schulleiter Wehner die Schüler in den Kirchen das Krippenspiel “König Herodes”.
Aufgrund der Trennung von Staat und Kirche übernahm nach 1950 die Kirchengemeinde die Aufführung von Krippenspielen. So ist es erfreulich, dass jährlich ein neues Krippenspiel aufgeführt wird, dargestellt von den einzelnen Gemeindegruppen mit Alt und Jung. Auch Mitglieder der “Jungen Gemeinde” spielten anlässlich des Kreisjugendsonntages 1973 ein Theaterstück von Pfarrer Baier über die Besiedlung von Markersdorf in unterhaltsamer Form.
Unter der Leitung von Hans Hertwig bildete sich nach dem Kriegsende eine Volkskunstgruppe mit den Sparten Volkstanz und Laienspiel, die bei den verschiedensten Veranstaltungen, zum Beispiel Erntefesten, mitwirkten.
Die Aufführung des Singspieles “Am Lindenbaum” im Gasthaus Friedenstal war ein besonderer Höhepunkt.
Tradition hatten in Markersdorf die Vergnügen der Freiwilligen Feuerwehr seit ihrer Gründung im Jahre 1921, die durch die Kriegsjahre unterbrochen wurden.
Die öffentliche Veranstaltung für alle Bürger war immer am Sonnabend vor dem ersten Advent in der Gaststätte Brauerei, während die geschlossene Veranstaltung für aktive und inaktive Mitglieder in der Faschingszeit im Gasthaus Friedenstal war. Der Höhepunkt bei jedem Vergnügen war die Aufführung eines Theaterstückes.
Nach dem Kriegsende waren im Vergnügungsausschuss Paul Bachmann, Max Heidelberger und Richard Usemann für die Beschaffung und Rollenbesetzung verantwortlich. Unter Leitung von Lehrer Kretschmer wurden in den ersten Jahren nach 1945 die Theaterstücke aufgeführt.
Ehemalige “Schauspieler” erinnern sich an so manche Aufführung und besitzen noch Fotos:
– Das Kreuz im Tannengrund
– Robert und Bertram
– Der Erbe von Schnobelpitsch
– Am Brunnen vor dem Tore
– Im Schwalbenhof
Das letzte Stück wurde auch in Friedersdorf in der Grützner-Gaststätte aufgeführt. Malermeister Straube hat in diesen Jahren das Bühnenbild gestaltet
und Frisörmeister Beilschmidt sorgte für Perücken und Schminke. Der wichtigste Mann war Stellmachermeister Bachmann als Souffleur.
Foto von “Im Schwalbenhof” 1956 mit Inge Jantke und Kurt MeyerUnterhaltsame Theaterstücke gab es in den Jahren 1956/57 immer weniger, es waren nur noch fortschrittliche Stücke beschaffbar, die aber keiner sehen wollte. Alfred Bergmann, der als Wehrleiter für die Veranstaltungsgenehmigung
zuständig war und auch jedes Theaterstück einreichen musste, war sehr verärgert, als er auf der Genehmigung für das letzte Stück den Vermerk “veralteter Kitsch” lesen musste.
Zu diesem Zeitpunkt wurde auch innerhalb der Freiwilligen Feuerwehr
der politische Einfluss derart verstärkt, dass auch das Laientheater seine Tätigkeit einstellte.
Schade – denn die Zuschauer hatten sich immer köstlich über die von den
Genossen verschmähten Stücke mit Gaunereien, Humor, Verwechslungen und Liebe amüsiert, zumal in den Rollen stets bekannte Gesichter aus dem Dorf zu erleben waren. Wenn auch die Einübung eines Stückes für alle Beteiligten wegen der täglichen Arbeit sehr mühsam war – die Geselligkeit der Truppe war immer gegeben, zumal es bei den Leseproben, die rundum bei den Spielern durchgeführt wurden, nicht an Glühwein und Pfannkuchen sowie anderen Leckereien gefehlt hat.
Theateraufführungen sind zurzeit nur noch unter freiem Himmel, im Festzelt oder in der Kirche möglich, da die ehemaligen Gaststätten mit Bühnen nicht mehr existieren. Vielleicht gibt es in der neuen Museumsscheune eine Möglichkeit. Erfreulich ist, dass auch heute noch an den Schulen Theater gespielt wird und Talente zu erkennen sind.
Bislang führten die Konfirmanden und ihre Eltern im Rahmen der Gemeindefeste der Kirchengemeinde immer ein Märchen oder Theaterstück auf, was bei den Zuschauern viel Heiterkeit auslöste. Leider geht im kommenden Jahr kein Jugendlicher zur Konfirmation, trotzdem hoffen wir auf ein Theaterstück.
Dieser Beitrag erhebt keinen Anspruch auf Vollständigkeit, da es keine Aufzeichnungen gibt. Deshalb ein besonderes Dankeschön an die beteiligten Künstler, ohne deren Mithilfe dieser Bericht nicht möglich gewesen wäre.
Manfred Rößler