Bei den allermeisten Unternehmen besteht höchst selten die Chance, einmal einen Blick hinter die Kulissen zu erhaschen. Deshalb fanden sich am 11. Juni 2019 auch knapp 30 Interessenten ein, nachdem der Unternehmerverband Markersdorf e.V. zum Treff und zur Betriebsbesichtigung bei der Rieger Betten & Naturwaren GmbH & Co. KG in Görlitz-Schlauroth eingeladen hatte.
Der Betriebsrundgang mit Geschäftsführerin Birgit Rieger gestaltete sich zur Zeitreise: Immerhin kann die Familie Rieger auf 114 Jahre Unternehmertum zurückblicken. So richtig los ging es aber 1930, als Oskar Rieger eine Polsterwatte-Firma im Kreis Reichenberg (heute Liberec) gründete. Nach der Vertreibung dann der Neuanfang 1946 in Schönau auf dem Eigen und schließlich 1959 der Umzug an den heutigen Standort in Schlauroth.
Exakt am Ort des Beginns vor 60 Jahren, im Seitenflügel eines Bauernhofes, in dem zuvor Baracken vorgefertigt wurden, begann der Rundgang, der vielen erst einmal die Dimension des Unternehmens, in dem 20 Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen beschäftigt sind, verdeutlichte: Rohmateriallager, Fertigwarenlager, Versand – und immer wieder die Hinweise “Das hat der Großvater eingerichtet, das hat der Vater gebaut.”
So macher hat sicherlich zum ersten Mal gesehen, wie Steppdecken und Stuhlkissen genäht werden. Spätestens in der Federnreinigung kamen Kindheitserinnerungen auf: Stimmt, da gab es dunkelblaue Federbetten, später rote und heute auch weiße. Und man konnte einiges lernen von Felicitas Catalano, der Tochter der Geschäftsführerin, über den Unterschied von Enten- und Gänsefedern und weshalb das Siegel “reine Daunen” so wichtig ist. Wie lange Federbetten halten und wie oft sie gereinigt werden sollten ergab ebenso viele Aha!-Effekte wie die Vorführung eines fernbedienbaren Lattenrostes, dem nur noch die Morgens-aus-dem-Bett-Schubs-Automatik fehlte.
Wer das Ladengeschäft in Schlauroth kennt (es gibt ein weiteres in der Görlitzer Straßburg-Passage) weiß, dass beim Stichwort Schlafen – Betten, Lattenroste und Matratzen – der Rundgang im oberen der beiden großzügigen Verkaufsräume angekommen ist. Der ebenerdige Verkaufsraum hingegen macht Wolle, Wollerzeugnisse, Möbel und Naturwaren zugänglich, dazu Bezüge, Kissen aller Art, Bettwäsche und Decken, Tischwäsche und Geschenkartikel und viel mehr, was bei einem Besuch zu entdecken ist.
Rolf Domke, Vorsitzender des Unternehmerverbandes, bedankte sich für den Rundgang und betonte eine der Eigenheiten des Markersdorfer Unternehmerverbandes: Man kann hier unkompliziert zusammenkommen und sich austauschen, sogar Bürgermeister Thomas Knack oder sein Stellvertreter Siegfried Rohne sind regelmäßig mit von der Partie, diesmal sogar beide.
Vielleicht es es ja gerade diese Atmosphäre, die das Zusammenwirken der Unternehmer in der Großgemeinde auch für Unternehmer aus Görlitz interessant macht. Für den nächsten Betriebsbesuch hat sich jedenfalls schon ein Görlitzer mittelständisches Unternehmen bereiterklärt.
Inhaber- oder familiengeführte Unternehmen, so eben auch Rieger Betten und Naturwaren, zeichnen sich immer wieder durch solides Wirtschaften mit Verantwortungsbewusstsein für die Mitarbeiter und unkompliziert-direkten Kundenservice aus. Wer Fragen zu seinen Betten oder rund ums Schlafen hat: Einfach mal hinfahren – die Auswahl an traditionellen, modernen und individuell zugeschnittenen Lösungen ist zumindest für den Laien umwerfend. Das ist es gut, dass im Rieger-Geschäft ein Bett meist gleich in der Nähe steht.
Ein Beitrag von Thomas Beier
Update:
Der Strukturwandel macht auch um die Markersdorfer und die Görlitzer Unternehmen keinen Bogen. Über Veränderungen im Energiemarkt und Unternehmen, die von ihrem Knowhow und dem Internet leben, berichtet ein Artikel vom 14. Januar 2022.