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Berufswahl

Die Weichen gleich richtig stellen

Berufswünsche von Kindern ändern sich immer wieder, doch irgendwann muss eine Enscheidung her, wie es nach der Schule weitergehen soll
Berufswünsche von Kindern ändern sich immer wieder, doch irgendwann muss eine Enscheidung her, wie es nach der Schule weitergehen soll

Foto: Thomas Jäger, Pixabay License

Wer sich als junger Mensch für einen Berufsweg entscheiden muss, ist meist überfordert. Selbst gute Ratschläge von Verwandten, Freunden oder Berufsberatern sind wenig hilfreich, wenn diese nur auf der jeweiligen eigenen Lebenserfahrung beruhen. Was sollte man bei der Berufswahl bedenken?

Wer kennt sie nicht, die einst geflügelten Worte wie “Die Industrie ernährt immer ihren Mann!” oder “Ist der Handel noch so klein, bringt er doch mehr als Arbeit ein!”? Schon der Blick auf die Region Markersdorf zeigt: Industriestandorte etwa in Görlitz schrumpfen und der Einzelhandel leidet unter der Konkurrenz der Online Angebote. Einzig bewahrheitet hat sich wohl nur, dass Handwerk goldenen Boden hat.

Händeringend gesucht sind in der Oberlausitz – freilich nicht nur dort – gut ausgebildete Facharbeiter und Handwerksgesellen, ganz gleich, welchen Geschlechts. Die vielleicht wichtigste Anforderung ist, Aufgaben weitestgehend selbständig lösen zu können, kurz Mitdenken genannt. Der Umstand, dass ein vorliegenden Arbeitsauftrag zum allerersten Mal so vorkommt, ist nämlich eher der Normalfall als die Ausnahme. Anders gesagt: Wer nur nach Bauanleitung wie beim Stabilbaukasten arbeiten kann und Zusammenhänge nicht versteht und auch gar kein Interesse daran hat, ist weniger hilfreich im Betriebsgeschehen.

Kurzer oder langer Bildungsweg?

Allerdings muss man sich zunächst selbst klar werden, ob man schnurstracks ein berufliches Ziel ansteuern möchte oder sich möglichst lange Optionen für die endgültige Berufsentscheidung offenhalten möchte. Die krummen Wege zum Beruf sind nicht unbedingt die schlechtesten, wie eine Markersdorferin erläutert: Als gelernter Konditorin öffnete ihr ihr Chef alle Türen: Weiterlernen bei den Chocolatiers in Belgien, Übernahme der Kosten für die Meisterausbildung. Doch sie entschied sich, erst einmal das Fachabitur im Bereich Informatik abzulegen. Es folgte ein Studium der Innenarchitektur, das sie als Master of Arts beendete. Heute arbeitet sie erfolgreich als Innenarchitektin und kann das Wissen aus ihrem gesamten beruflichen Werdegang verwenden, denn die für eine Architektin nötige Kreativität ist sowohl in der Konditorei wie in der Informatik ausgeprägt worden.

Viele Eltern werden solch einen langen Bildungsweg wohl eher mit Stirnrunzeln sehen und fragen, wann denn der Nachwuchs gedenkt, endlich einmal selbst Geld zu verdienen. Andererseits: Wann soll man lernen und sich ausprobieren, wenn nicht in jungen Jahren?

Welche Berufe haben Zukunft?

Wenn man heute fragt, welche Berufe zukunftsrobust sind, zeigen sich schnell zwei Felder: Die meisten Bereiche des Handwerks und die Informatik sind eher wenig von Robotern und dem, was Künstliche Intelligenz genannt wird, bedroht.

Natürlich entwickeln sich auch diese beiden beispielhaften Bereiche immer weiter. Im Handwerk etwa kommt neben dem grundlegenden handwerklichen Geschick immer mehr Technik ins Spiel, wenn man etwa an computergesteuerte Bearbeitungsmaschinen und den 3D-Druck und anderes mehr denkt.

Handwerk umfasst nicht nur traditionelle Berufe, sondern auch moderne Technologien bis hin zur industrienahen Fertigung

Foto: Franz / fsHH, Pixabay License

Spricht man mit Arbeitgebern, dann ist immer wieder zu hören, dass eine solide Ausbildung im Handwerk gefragter sei als ein Studienabschluss und außerdem der Abwanderung junger Leute entgegenwirke. Diese Argumentation ist nicht von der Hand zu weisen, zumal Handwerksberufe weitere Bildungschancen bis hin Meisterbrief oder Studium eröffnen.

In der Informatik hingegen wird Software zunehmend komplexer und erfasst immer mehr Lebensbereiche.

ThisIsEngineering ist eine Initiative der Royal Academy of Engineering, die für eine Ausbildung oder ein Studium in den Ingenieurswissenschaften wirbt und dabei auch auf nicht ganz ernstgemeinte Berufsbezeichnungen wie "Code-Komponist" für Software, "Zukunftslandwirt", "Flutbekämpfer", "Wundermacher" oder "Flugperfektionierer" setzt

Foto: ThisIsEngineering, Pexels Lizenz

Neben Entwicklungen in Großunternehmen – denkt man nur an die an Bedeutung weiter zunehmende Sprachsteuerung – sind es Unternehmen vor Ort, die ohne Software nicht mehr arbeiten können und entsprechende Betreuung durch IT Systemhäuser benötigen. Wer sich Anbieter aus der Softwareentwicklung und Anwendungsbetreuung näher anschaut, muss schnell erkennen: Hier hat sich eine Welt von Fachbegriffen herausgebildet, die für den Nutzer der Software ein Buch mit sieben Siegeln ist. Das steht jedoch zugleich dafür, dass entsprechende qualifizierte Informatiker wohl auf Dauer eine am Arbeitsmarkt gefragte Berufsgruppe sein werden.

Wofür bin ich geeignet?

Grundfrage jeder Berufswahl ist jedoch, welche beruflichen Anforderungen auf Dauer Spaß machen – schließlich will wohl niemand sei Arbeitsleben nur als Last empfinden, die man auf sich nehmen muss, um sich seinen Lebensunterhalt zu verdienen. Spaß an der Arbeit ist gefragt, wogegen notorische Nörgler allerdings einwenden, zu viel Spaß sei auch nicht gut.

Wer einen körperlich belastenden Beruf ergreift muss damit rechnen, ihn nicht bis zur Rente ausüben zu können, also rechtzeitig an Alternativen denken

Foto: Michael Gaida, Pixabay License

Der Markersdorfer Unternehmensberater Thomas Beier viele Menschen zur Berufszielfindung und in beruflichen Umbruchsituationen beraten. Er hat zehn Grundfragen zusammengestellt, die man sich zur Berufswahl selbst beantworten oder mit anderen diskutieren sollte:

  • Arbeite ich lieber allein an einer klaren Aufgabenstellung oder lieber in einem Team, in dem sich alle gegenseitig ergänzen? Anders gefragt: Kann ich auch mit Leuten gut zusammenarbeiten, die mir sonst eher unsympathisch sind?
  • Sitze ich lieber im Büro oder arbeite ich lieber in einer Werkstatt oder auf einer Baustelle, wo ich am Ende des Tages etwas sehe, das ich mit meinen Händen geschaffen habe?
  • Arbeite ich lieber jeden Tag routiniert ähnliche Aufgaben ab oder liebe ich Abwechslung durch immer wieder neue, vielleicht sogar überraschende Herausforderungen?
  • Finde ich schnell einen Draht zu anderen Menschen, macht es mir Spaß, zu kommunizieren – auch mit schwierigen Zeitgenossen?
  • Will ich die Verantwortung für die Tätigkeit und Arbeitsergebnisse anderer übernehmen, also Mitarbeiter führen – oder mich lieber nur fachlich entwickeln?
  • Komme ich gut mit Zeitdruck und eher stressigen Arbeitsbedingungen zurecht oder fällt es mir schwer, von solchen Belastungen wieder abzuschalten?
  • Sind für mich wechselnde Arbeitszeiten und vielleicht Bereitschaftsdienste in Ordnung oder brauche ich einen geregelten Tagesablauf?
  • Kann ich mich gut in Hierarchien und vorgeschriebene Arbeitsabläufe einfügen oder fühle ich mich schnell gegängelt?
  • Wie wichtig sind für mich die Entlohnung und die Work-Life-Balance, etwa die Möglichkeit, in Teilzeit, mit flexibler Zeiteinteilung oder zu Hause zu arbeiten?
  • Kommt für mich eine Unternehmensgründung oder die Übernahme eines Unternehmens infrage?

“Natürlich gibt es weitere berufliche Anforderungen, wenn man etwa an schnelle Reaktionsfähigkeit, Entscheidungsfreude oder das Erfassen komplexer Zusammenhänge denkt”, sagt Beier. Hier könne das Gespräch mit einem guten Berufsberater weiterhelfen – aber Obacht: Auch der sei von seiner eigenen Lebenserfahrung und seinem Umfeld geprägt. Das habe schon dazu geführt, dass jungen Leuten große berufliche Ziele wieder ausgeredet werden sollten, die sie allerdings dann trotzdem erreicht haben. Selber denken ist halt durch nichts zu ersetzen.

Manchen macht Büroarbeit nichts aus, andere könnten nicht den ganzen Arbeitstag lang am Bildschirm sitzen

Foto: sigre, Pixabay License

Auch der Unternehmerverband Markersdorf e.V. interessiert sich immer wieder für die Schul- und Berufsausbildung und hat zu diesem Thema sogar einen Unternehmerabend veranstaltet – nicht ohne Eigeninteresse, denn, um mit einem weiteren geflügelten Wort zu enden: “Gute Leute sind immer gefragt.”

Ein Beitrag der Redaktion markersdorf.de

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