Die liebliche Landschaft der Oberlausitz trügt zuweilen: Hier werden nicht nur berüchtigte Rauschgifte wie das “Polski Kompot”, dessen Herkunft schon der Name verrät, und Crystal Meth aus Tschechien umgeschlagen, sondern es werden auch illegale Cannabisprodukte konsumiert. Besonders Eltern sollten informiert sein und mit ihren Kindern über die Problematik sprechen und bei Anzeichen für Drogenkonsum aktiv werden.
Die von der neuen Bundesregierung ins Gespräch gebrachte liberalere Drogenpolitik mit kontrollierter Abgabe von berauschenden Cannabis-Produkten sorgt für Verunsicherung: Sind die sogenannten “weichen Drogen” etwa doch nicht so gefährlich? Hinzu kommt, dass Namen wie “sweet tooth” harmlos wirken sollen und die Beschreibung zudem recht sachlich klingt – doch ganz im Gegenteil: Der Anbau des “Süßen Zahns”, so die Übersetzung, und ähnlicher Pflanzen ist in Deutschland ganz eindeutig verboten und wird streng verfolgt!
Zwar werden Hanfprodukte heutzutage auf vielfältige Weise legal genutzt, doch sind sie – abgesehen von rezeptpflichtigen medizinischen Anwendungen – nur dann erlaubt, wenn der Anteil an Delta-9-Tetrahydrocannabinol (THC), einem psychoaktiven Cannabinoid, unter einem definierten geringen Grenzwert liegt und gegebenenfalls weitere Bestimmungen wie die Novel Food Verordnung der EU, in der es um “neuartige Lebensmittel” geht, beachtet werden.
Legal ist nicht weniger schädlich
Befürwortern des illegalen Cannabisgebrauchs, von denen die Schädlichkeit gern relativiert wird, muss man entgegenhalten, dass nicht nur die verbotenen, sondern auch legale Rauschmittel wie Alkohol und Tabakrauch weit schädlicher sind, als gemeinhin angenommen. Da hilft auch nicht der Verweis darauf, dass ein wenig Alkohol gut für die Blutgefäße sein könnte – es aber nicht sein muss. Und überhaupt: Was nützen erstklassige Blutgefäße, wenn nach anhaltendem Missbrauch die Leber hinüber ist?
Für Alkoholgenuss gelten drei Grundregeln:
- Alkohol ist eine Kulturdroge, die Hemmschwellen senkt – man kommt bei einem Glas Bier, Sekt oder Wein eben einfacher ins Gespräch. Aber genau daraus leitet sich die erste Regel ab: Alkohol nie alleine trinken!
- Die zweite Regel: So, wie manche auf der Straße die vorgeschriebene Höchstgeschwindigkeit mit einer Mindestgeschwindigkeit verwechseln, ergeht es bei manchen auch der von der Weltgesundheitsorganisation WHO empfohlenen täglichen Alkoholmenge, als Faustformel umgerechnet ungefähr ein kleines Glas Wein für Frauen und ein Bier für Männer, wobei “ein Bier” eine Halbliterflasche oder ein ebensolches Glas meint und nicht etwa den Superhumpen, der Grundlage für die Ausrede “Ich habe doch nur ein Bier getrunken!” ist. Wer jetzt grinst, hat schon ein Problem, oder?
- Regel Nummer Drei ist kurz und klar: Alkohol nicht täglich – auch auf diesem Gebiet gibt es kein Gewohnheitsrecht!
Zwar sind andere Staaten wie etwa Colorado und Kanada im Umgang mit berauschendem Cannabis inzwischen weniger streng als bislang Deutschland, jedoch: Besonders jüngere Leute bis zu etwa 25 Jahren sind durch den Cannabisrausch gefährdet, weil der Frontallappen des Großhirns erst in diesem Alter vollständig ausgebildet ist. Wird diese Entwicklung unter Einfluss von THC-haltigen Cannabisprodukten behindert, sind erhöhte Impulsivität wie auch mangelnde Planungs- und Problemlösefähigkeit die Folge. Umfassend dargestellt haben Elena Weidt und Veronika Simon vom SWR die möglichen Folgen einer kontrollierten Abgabe von Cannabis zu Rauschzwecken an Erwachsene.
Worauf Eltern achten sollten
Das allergrößte Problem ist, dass Eltern den Kontakt eines Kindes mit Drogen nicht verhindern können. Kinder lernen die Welt zu einem großen Teil aus Erfahrungen kennen und wer als Teenee nie eine Zigarette oder Alkohol ausprobiert hat – nun, an dem oder der ist der Kelch halt vorübergegangen.
Doch das Risiko, mit anderen Drogen in Berührung zu kommen, ist auch in der Oberlausitz hoch und dann kommt es darauf an, ob das Kind die Thematik bereits kennt und ob es sich einer eventuellen Gruppendynamik – “Du bist ja zu feige!” – entziehen kann. Wichtig ist also, dass Elternhaus und Schule die Drogenproblematik thematisieren, bevor es zu spät ist. Einen wichtigen Beitrag leisten auch die jährlichen “Präventionstage im Landkreis Görlitz”, die erstmals im Jahr 2010 in Pfaffendorf, einer der sieben Markersdorfer Ortschaften, stattfanden.
Eltern sollten die Anzeichen für Drogenkonsum kennen – die natürlich auch andere Ursachen haben können:
- Der Freundeskreis des Kindes ändert sich, es will nichts mehr gemeinsam mit der Familie unternehmen. Das Hobby wird aufgegeben, die Schule wird unwichtiger.
- Das Kind reagiert immer wieder ungewöhnlich gereizt oder aggressiv – oder es zieht sich zurück und macht einen depressiven Eindruck.
- Fahle Gesichtshaut, Schlaf- oder Appetitlosigkeit können auf Drogenkonsum hindeuten, Unruhe oder Zittern dagegen auf Entzug.
- Erhöhter Geldbedarf des Kindes, in der Familie “verschwindet” Geld.
Konsumenten von illegalen Drogen aller Art und auch von Tabak und Alkohol sind sich der gesundheitsschädlichen Folgen meist bewusst, können jedoch nur selten – selbst wenn sie wollen – ohne Hilfe damit aufhören. Außerdem wird von ihnen das Problem oft schöngeredet, indem etwa auf noch schädlichere Substanzen oder darauf verwiesen wird, dass das ja “viele” machen.
Was Eltern tun können
Grundsätzlich sollten sich Eltern Hilfe holen, etwa bei der Psychosozialen Beratungs- und Behandlungsstelle Görlitz. Weder erzieherische Strenge noch Verbote und Sanktionen oder gar Gutmütigkeit und Verbergen der Sucht können das Problem des Drogenkonsumenten lösen.
Erster Schritt muss sein, beim Betroffenen ein Problembewusstsein herzustellen. Nötig ist der eigene Wille, von Drogen wegzukommen! Auf dem Weg dorthin sind Vorwürfe nur schädlich, im Gespräch kann man allenfalls die eigenen Wahrnehmungen und Empfindungen zum Ausdruck bringen, ohne eine Wertung vorzunehmen. Durch vorsichtige Fragen kann man seinem Kind helfen, seine Situation zu beschreiben, um ihm Hilfe anzubieten.
Eine Polizeimeldung aus Bautzen vom 26. November 2021 illustriert, dass Drogenrausch keine Privatsache ist: Am Abend dieses Tages hatte ein 37 Jahre alter, unter Amphetamineinfluss stehender Deutscher mit einer – zum Glück nur – Schreckschusspistole in seiner Wohnung geschossen, bis eine Bürgerin die Polizei rief. Nun ermittelt die Kriminalpolizei.
Edit: Auch Pathologische Glücksspielsucht ist eine weit verbreitete Herausforderung für unsere Gesellschaft.
Ein Beitrag der Redaktion markersdorf.de