Mit Jauernick-Buschbach grenzt eine der sieben Markersdorfer Ortschaften direkt an den Berzdorfer See. Welches Dorf kann schon damit punkten, so ein großes und abwechslungsreiches Naherholungszentrum direkt vor der eigenen Haustür zu haben?
Immerhin handelt es sich beim Berzdorfer See mit rund 960 Hektar Wasserfläche nach dem Bärwalder See um den zweitgrößten See in Sachsen. Rund um den Berzdorfer See herum sind viele Freizeitangebote entstanden, besonders am südlichen und nordöstlichen Ufer. Der südliche Teil des Westufers hingegen ist einem Naturschutzgebiet vorbehalten. Einen Überblick über die möglichen Aktivitäten, Gastronomie, Übernachtungsmöglichkeiten und Parkplätze bietet eine Übersichtskarte zum Berzdorfer See, die auf der Webseite der Stadt Görlitz veröffentlicht wurde.
Jetzt kommen die Ausflugsdampfer!
Noch im Jahr 2022 sollen erstmals Schiffe – wenn auch sicher keine Dampfschiffe – auf dem See, der bisher Segelbooten und Surfern vorbehalten ist, fahren. “Bootsauflüge mit herrlichem Blick zur Landeskrone werden schon bald Wirklichkeit”, freut sich Sachsens Verkehrsminister Martin Dulig. Der Weg zum Schiffsverkehr auf dem Berzdorfer See war paradoxerweise steinig, denn der Aufwand war für das Sächsische Staatsministerium für Wirtschaft, Arbeit und Verkehr (SMWA), die Lausitzer und Mitteldeutsche Bergbau-Verwaltungsgesellschaft mbH (LMBV) und die Landesdirektion Sachsen (LDS) enorm. Dulig dankte ausdrücklich der LMBV, die als Saniererin und Gewässereigentümerin die Schiffbarmachung ausdrücklich unterstützte, obgleich noch nicht alle Sanierungsarbeiten abgeschlossen sind.
Aktuell stimmen die LMBV und die LDS die letzten Detailfragen für einen rechtssicheren Abschluss des verfahrens zur Schiffbarmachung ab. Ab 2023 soll dann die verkehrsrechtliche Unterhaltungspflicht der schiffbaren Wasserfläche beim Freistaat Sachsen beziehungsweise der LDS, die ein Merkblatt für die weitere Nutzung des Sees erstellen will, liegen.
Was am Berzdorfer See nicht geht
Die Bade- und Wassersportfreunde interessieren die bürokratischen Verfahren im Hintergrund herzlich wenig, für sie steht im Mittelpunkt, welche Möglichkeiten es gibt und natürlich auch das, was am Berzdorfer See nicht geht.
Gar nicht typisch für die ostdeutschen Gefilde ist das Verbot der Freikörperkultur, bekannter als FKK, am Berzdorfer See. Gebadet werden darf nur in den dafür ausgewiesenen Bereichen. Das Tauchen mit professioneller Ausrüstung ist nicht gestattet, Schnorcheln hingegen bis in dreieinhalb Meter Tiefe erlaubt. Untersagt am Berzdorfer See ist wegen der nahen Starkstromleitungen das Kite-Surfen. Segler und Bootsfahrer müssen ihre Jollen und Boote an den dafür vorgesehenen Stellen zu Wasser lassen. Zu den Verboten am Berzdorfer See gehört zudem das wilde Campen, ob nun im Zelt oder in einem Gefährt mit Rädern unten dran.
Übernachten einfach gemacht
Auch die Stealth Camper, die unauffälligen “Tarnkappen-Camper” sollten besser die kostenfreien Wohnmobil- und Caravan-Stellplätze am Nordstrand oder auf dem Parkplatz an der Halbinsel – hier ist eine Anmeldung direkt im Hafen-Café erforderlich – nutzen. Wer lieber in einem richtigen Bett liegt, ist im “Gut am See” und im Hotel “Insel der Sinne” gut aufgehoben. Wer zu Gast im Berggasthof Jauernick-Buschbach ist, kann sich hier nach Übernachtungsmöglichkeiten in der malerischsten Markersdorfer Ortschaft, gelegen oberhalb des Sees, erkundigen.
Ein Tipp ist das Campen am Kühlhaus im nahen Görlitz-Weinhübel. Zehn Minuten mit dem Fahrrad oder bequem eine Station mit dem Zug sind es bis zu diesem Tempel der Industriekultur, der eine vollständige Infrastruktur für das Camping bietet.
Es ist Badesaison!
Die Badesaison endet im Jahr 2022 am 3. Oktober. Mit seinem mit den üblichen Textilien verdeckten Körper in die Fluten steigen darf man am Nordstrand, am Nordoststrand, an der Halbinsel sowie an der Blauen Lagune. An den Wochenenden und in den Ferien bei Badewetter generell tagsüber gibt es eine Badeaufsicht. Für Hundefreunde interessant ist der Hundestrand südlich des Hotels am Ostufer des Sees.
Während der Segelsport in Görlitz eine bis in tiefe DDR-Zeiten reichende Tradition hat – bevor die Braunkohlengrube zum Berzdorfer See wurde was der Quitzdorfer See das bedeutendste Seglerparadies in der Görlitzer Region – haben sich das Windsurfen und das StandUp-Paddling erst später verbreitet.
Paddeln für jedermann
Besonders unkompliziert und gut für den Körper ist das erwähnte StandUp-Paddling (SUP), das Paddeln auf einem Brett. Es ist grundsätzlich auf allen Fließgewässern erlaubt, jedoch gegebenenfalls nicht auf Talsperren, in Parks und in Erholungsgebieten. Zu beachten ist, ob auf einer Wasserfläche nur Teilbereiche für das Paddel freigegeben sind.
Anders als beim Windsurfen bewegt man sich beim Stehpaddeln aus eigener Kraft und das ständige Balancieren trainiert ganz nebenbei die Tiefenmuskulatur. Schwierig ist das nicht, nach eine halben oder spätestens einer ganzen Stunde kommt man gut zurecht. Als Anfänger sollte man ein aufblasbares Paddel Board auswählen, aus einem einfachen Grund: Anders als die sogenannten Hardboards, die zerkratzt werden können, verzeihen die aufblasbaren SUP-Boards schon einmal die Berührung mit Steinen am Ufer – und wenn man unfreiwillig absteigen muss, ist das Verletzungsrisiko bei der luftgefüllten Variante geringer.
Wer allerdings von einem “aufblasbaren Paddelbrett” spricht, gibt sich als Anfänger zu erkennen, Insider sprechen von “inflatable SUP-Boards”. Die gibt es in etlichen Ausführungen, vom auch für flache Gewässer geeigneten Universalboard bis zum auf Geschwindigkeit optimierten Touren- oder sogar Rennboard. Wer hingegen einfach nur rauspaddeln will, um sich liegend treiben zu lassen, sollte eine besonders breite Ausführung wählen. Außerdem gibt es spezielle SUP-Boards für Kinder, solche mit zusätzlicher Segelmöglichkeit und sogar für die Lebensrettung.
Um den Berzdorfer See herum
Auch wer nicht aufs Wasser will, findet am Berzdorfer See eine hervorragende Umgebung zum Spazierengehen, Wandern, Joggen, Radfahren (es gibt eine Verleihstation) oder Skaten – und wer hoch hinaus will, steigt auf’s Pferd. Erdnäher mit fremder Kraft getrieben kommt man vorwärts, wenn man sich einen E-Scooter ausleiht.
Bewegung versprechen auch die beiden Beachvolleyballplätze und für die Kinder die Spielplätze und das Ponyreiten auf der Ranch am See.
Ist das jetzt alles, was der Berzdorfer See bietet? Sicherlich nicht, denn etwa die Adventure Golfanlage und der Aussichtsturm, der Hafen und Schloss Tauchritz sind noch nicht erwähnt. Doch wenn man zu Gast in Markersdorf oder in der Umgebung ist, dann ist es sicherlich eine gute Idee, den Berzdorfer See einmal selbst zu erkunden. Wer den Berzdorfer See einmal komplett umrunden möchte, sollte sich auf eine knapp 17 Kilometer lange Tour einstellen.
