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Garten und Wissen

Bauerngärten, altes Wissen und Gesundheit

Garten statt Rasen ist die Devise!
Garten statt Rasen ist die Devise!

Foto: wal_172619, Pixabay License

Wegen der steigenden Lebensmittelpreise geht der Trend deutlich wieder in die Richtung Selbstversorger, zumindest teilweise. Selbsterzeugte und selbstgemachte Lebensmittel – da weiß man, was drin ist. Der traditionelle Bauerngarten ist eine Option.

Der Bauerngarten ähnelt dem englischen Cottage Garden, auch dort findet man Blumen, Gemüse, Würzkräuter und Heilkräuter wie in einem deutschen Bauerngarten. Ein typischer Bauerngarten ist rechteckig oder quadratisch angelegt und wird durch Wege in Form eines Kreuzes geviertelt. Diese Wege geben dem Bauerngarten seine Struktur. Beliebte Beeteinfassungen sind der Buchsbaum, geflochtene Weidenzäune oder auch Steine. 

Die Pflanzen des Bauerngartens

Karl der Große gilt als der Begründer der Bauerngärten. Er erließ im Jahr 812 eine Landgüterverordnung, in der die Nutzpflanzen und Obstbäume, die von den Bauern in ihren Gärten gepflanzt werden sollten, festgelegt wurden.

Der Kaiser unterteilte den Bauerngarten in vier Abteilungen:

  • Gemüse,
  • Kräuter und Gewürze,
  • Obst und
  • auch einige Pflanzen für die Zierde wie Rosen, Lilien und Malven.

Außerdem pflanzten die Bauern damals zur Abschreckung böser Geister den Hauswurz.

Fast ausgestorben: der Diptam

Viele dieser Pflanzen sind auch heute noch in den Gärten zu finden, aber einige sind dem heutigen Gärtner vielleicht nicht mehr so präsent, so zum Beispiel der Diptam. Diese Pflanze nennt man auch Brennender Busch, Aschwurz oder Spechtwurz. Die Staude ist wunderschön gefärbt und duftet intensiv. Doch Vorsicht! Die Pflanze ist in allen Teilen giftig und sollte keinesfalls berührt werden, denn neben Hautreizungen können phototoxische Stoffe bei Sonnenlicht zu schweren Verletzungen, die einer Verbrennung ähneln, führen.

Brennender Busch wird der Diptam genannt, weil die Pflanze in ihren wohlriechenden, an herben Zitronenduft erinnernden ätherischen Ölen auch das hochentzündliche Isopren absondert. An windstillen Tagen kann es in der Reifezeit unterhalb der Blütenrispe mit einem Streichholz entzündet werden. Das Feuer läuft dann die Rispe hoch und erlischt, die Planze nimmt dabei keinen Schaden. Sogar eine Selbstentzündung ist möglich.

Im Mittelalter galt der duftende Diptam, besonders seine Wurzeln, als Heilpflanze und wurde in den Gärten angebaut. Allerdings konnten die angeblichen Wirkungen, so gegen Gallen-, Blasen- und Nierensteine sowie Arteriosklerose, nicht belegt werden, weshalb er heute – auch wegen seiner Giftigkeit und Standortansprüche – fast nicht mehr zu finden ist. Seit 1936 steht die vom Aussterben bedrohte Pflanze unter Naturschutz.

Wichtig ist es, den richtigen Standort für jede Pflanze zu bedenken.  Das Pflanzen von Heilkräutern, Gemüse und Obst erfordert einige Vorkenntnisse, um ein gutes Ergebnis zu erzielen.

Hildegard von Bingen, noch heute berühmt für ihr medizinisches Wissen

Hildegard von Bingen war Benediktinerin, Äbtissin, Komponistin, Dichterin und äußerst bewandert in der Naturheilkunde. Geboren wurde sie im Jahre 1098 in Niederhosen, das liegt bei Bingen am Rhein.

Klostergärten haben eine lange Tradition. Dort wurden Heilpflanzen zu medizinischen Zwecken, Obst und Gemüse für den eigenen Bedarf sowie Zierpflanzen zum Schmücken der Kirchen und Kapellen angebaut. Auch Hildegard von Bingen pflegte diese Tradition und legte ihren Schwerpunkt auf den Anbau von Heilkräutern zu medizinischen Zwecken. 

Noch heute haben ihre Rezepte großenteils ihre Berechtigung und werden weitergegeben und angewandt. Hildegards Gärten enthielten aber nicht nur heimische Pflanzen, denn im Mittelalter war es üblich, dass die Ordensschwestern und Ordensbrüder Pflanzen und Samen untereinander tauschten. So kam etwa der Liebstöckel, gerne auch Maggikraut genannt, nach Mitteleuropa, denn ursprünglich stammt diese Pflanze aus dem Mittelmeerraum. Junge Brombeerblätter verabreichte Hildegard ihren Patienten als entzündungs- und schleimlösendes Mittel, das obendrein noch eine krampflösende Wirkung hat. Wasserminze wurde verabreicht bei Verdauungsbeschwerden, als krampflösendes und durchblutungsförderndes Mittel, Beinwell oder auch Wallwurz genannt hingegen wirkt wundheilend und entzündungshemmend. Heute allerdings weiß man um die leberschädlichen und krebserregenden Alkaloide im Beinwell, weswegen er nicht mehr verzehrt werden sollte. Vor der – allenfalls kurzzeitigen – äußerlichen Anwendung sollte ein Arzt konsultiert werden.

Rolle der gesunden Ernährung

Ein besonderer und weiterer Schwerpunkt Hildegard von Bingens Wirken war das Entschlacken und Entgiften des Körpers durch Heilfasten und das Erstellen von unterschiedlichen Ernährungsplänen für bestimmte Leiden. Die moderne Ernährung und Lebensweise jedoch – Fast Food, noch dazu in Aluminium verpackt, Genussgifte, Umweltgifte, zu wenig Bewegung, negativer Stress und anderes mehr – bereitet Leiden und Erkrankungen den Boden.

Eine Rolle dabei spielt die als Übersäuerung bezeichnete Verschiebung des Säure-Basen-Haushalts des Menschen in Richtung Säure. Wer sich an seine Schulzeit erinnert, kennt den pH-Wert, der von 0 bis 14 angibt, wie sauer oder basisch eine Lösung ist. Dabei gilt 7 als neutral, kleinere Werte stehen für zunehmend mehr Säure, größere Werte für zunehmend basische Lösungen.

Sauer sein – mehr als ein Sprichwort

Zwar kann man seinen Blut pH-Wert selber messen, allerdings ist – wie auf der verlinkten Webseite geschildert wird – der Nutzen meist gering. Abweichungen vom Normbereich, der beim Blut bei einem pH-Wert von 7,35 bis 7,45 liegt, werden durch die Pufferfähigkeit des Blutes verhindert. Tritt eine Abweichung ein, dann sind die Symptome der akuten Notsituation bereits gegeben und der Rettungsdienst gefragt. Interessanter ist es, diese Pufferkapazität, die Auskunft über die Basenreserven gibt, zu messen; sie gilt als als frühes Warnsignal für bestimmte Stoffwechselerkrankungen. Für Mediziner interessant ist zudem der Säuregehalt innerhalb der Zellen beziehungsweise im Gewebe.

Ausgelöst werden kann eine lebensbedrohliche akute Übersäuerung etwa durch Nierenversagen, Störungen der Lungenfunktion oder Diabetes mellitus, während eine chronisch latente Übersäuerung sich vor allem durch eine ungesunde Lebensweise aufbaut, wobei auch Diäten, Fasten und organische Störungen Einfluss nehmen können. Ursachen, Anzeichen, Folgen und Risikogruppen der Azidose, wie die Übersäuerung genannt wird, sollte man kennen, jegliche Diagnose aber dem Arzt überlassen.

Den Körper entsäuern

Während eine akuten Übersäuerung einen lebensbedrohlichen medizinischen Notfall darstellt, kann die chronische Übersäuerung ärztlich und von den Betroffenen selbst beeinflusst werden. Auch hier gilt: Keine Selbsttherapie, sondern ärztlichen Rat einholen!

Unterstützend kann in Abstimmung mit dem Arzt eine Ernährungsumstellung mit basischen Lebensmitteln wirken – eine vorbeugende Wirkung für Gesunde ist allerdings nicht endgültig belegt. Jedenfalls war Hildegard von Bingen auch in Bezug auf die gesunde Ernährung eine Vorreiterin und ein Vorbild; im Internet sind viele Rezepte und Anregungen von ihr zu finden.

Der Bauerngarten im Dorfmuseum Markersdorf

So schnell kommt man vom Garten auf die gesunde Ernährung und Lebensweise, die vielen sogenannten Zivilisationskrankheiten vorbeugen. Das Dorfmuseum Markersdorf jedenfalls hat einen schönen Bauerngarten, den man besichtigen kann, nicht zuletzt, um sich Anregungen den eigenen Bauerngarten zu holen.

Tipp:
Im Dorfmuseum Markersdorf findet am 4. September 2022 eine öffentliche Führung über das bäuerliche Leben vor 100 Jahren statt.

Der Bauerngarten des Dorfmuseums ist zwar kein Klostergarten und auch kein mittelalterlicher Garten, aber interessant ist er allemal. Mit der im Tipp genannten Führung gewinnt man Einblick, wie es früher einmal war – und Wissen hat noch nie geschadet, denn:

„Man ist so alt wie eine Kuh und lernt immer noch dazu!“

- Gudrun Beier, Grafikerin, geb. 1924, im Alter von 97 Jahren

Ein Beitrag der Redaktion markersdorf.de.

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