Heute lag die Ankündigung der Strompreiserhöhung der SachsenEnergie im Briefkasten und trotz der drastischen Steigerung muss man sagen: Sie fiel glimpflicher aus als befürchtet. Andererseits steigt nun für viele wieder der Anreiz, über eine teilweise oder möglichst weitgehend autarke Stromversorgung nachzudenken.
Wenn man überlegt, wie man seine Energiekosten besser im Griff behalten kann, dann gibt es drei Ansatzpunkte:
- Technik:
Durch technische Maßnahmen den Energieverbrauch reduzieren, ohne auf Komfort zu verzichten. In diesen Bereich fallen etwa die Wärmedämmung oder der Austausch besonders “energiefressender” Altgeräte. Grundsätzlich gilt, dass sich Maßnahmen zur Wärmedämmung über kurz oder lang amortisieren, weil sie bei einmaligem Aufwand zu fortlaufenden Einsparungen führen. Wer jedoch erwägt, ein funktionsfähiges Altgerät allein wegen der Energieeinsparung auszutauschen, muss kalkulieren: Energie- und eventuell zu erwartende Wartungs- bzw. Reparaturkosten für das Altgerät gegen die Anschaffungs- und Verbrauchskosten für ein neues. Auch im Sinne der Nachhaltigkeit kann es der bessere Weg sein, ein Altgerät weiterzunutzen, bis tatsächlich eine größere Reparatur ansteht und der Zeitpunkt für die Verschrottung gekommen ist. - Sparen:
Ein weiterer Ansatzpunkt ist es, den Energieverbrauch durch verändertes Nutzungsverhalten zu senken. Gleich vorab: Das hat seine Grenzen, eine Familie mit Kindern etwa hat gewöhnlich kaum Ansatzpunkte, beim Warmwasser oder bei der Heizung zu sparen. Was Erwachsene bereits sind, sich anzutun, kann man auf Kinder oder auch Senioren eben nicht so einfach übertragen, wenn es etwa um die Absenkung der Zimmertemperatur oder den Verzicht auf Warmwasser geht. Und überhaupt: Wohl die meisten Haushalte konnten sich schon in der Vergangenheit keine große Energieverschwendung leisten, entsprechend dürfte das Einsparpotential in diesem Punkt eher gering sein. - Eigenerzeugung:
Bleibt noch eine Möglichkeit: Elektrischen Strom und Warmwasser selbst erzeugen und sich damit möglichst weitgehend unabhängig von den öffentlichen Versorgungsnetzen machen. Das hängt natürlich von den individuellen Möglichkeiten ab, aber Immobilienbesitzer haben hier grundsätzlich gute Karten.
Tipp:
Wer Vermieter ist, muss sich eventuell noch weitergehende Gedanken machen. So dürfen etwa angekündigte Preissteigerungen für Energie nicht sofort auf die Nebenkosten-Vorauszahlungen umgelegt werden – allerdings ist es sinnvoll, das mit Mietern im Einzelfall zu besprechen und zu vereinbaren, damit nicht irgendwann der große Kostenschreck kommt. Auch an die Bestimmungen der Heizkostennovelle von 2021 ist zu denken, die unter bestimmten Bedingungen bereits jetzt monatliche Informationspflichten gegenüber Mietern mit sich bringen.
Solarthermie und Geothermie
Ein Ansatzpunkt ist die Solarthermie für die Warmwasserversorgung und vielleicht auch Heizungsunterstützung, vor allem beim Neubau gegebenenfalls die Geothermie – momentan aber dürfte sich das Hauptinteresse auf die Erzeugung elektrischen Stroms richten.
Kleine Windkraftanlagen
Kleine Windkraftanlagen sind zumindest eine – wenn auch teurere – Option, etwa wenn keine Flächen für Solarmodule zur Verfügung stehen, dafür die Windlage aber günstig ist. Wichtigster Vorteil: Auch nachts und in der lichtarmen Jahreszeit weht der Wind – wenn er denn weht.
Außer in reinen Wohngebieten können sogenannte Kleinwindkraftanlagen
- mit einer Nennleistung von weniger als 100 Kilowatt und
- mit bis zu zehn Metern Gesamthöhe bis zum höchsten Punkt, den die Rotorblätter erreichen, und
- bis zu einem Rotordurchmesser von maximal drei Metern
in Sachsen verfahrensfrei errichtet werden; allerdings hat gegebenenfalls der Denkmalschutz ein Wörtchen mitzureden. Auch sollte man an seine Nachbarn denken: Oft sind die über Windräder “not amused”. Grundlegende Informationen über Kleinwindkraftanlagen für den Eigenbedarf sind auf amt24.sachsen.de zu finden.
Photovoltaik
In Bezug auf die Kosten des selbst erzeugten Stroms sind Photovoltaikanlagen die wohl günstigste technische Lösung. Vieldiskutiert sind aktuell sogenannte Balkonkraftwerke, die gegebenenfalls auch Mieter Zugang zum Sonnenstrom verschaffen können.
Aber auch kleine und mittlere Anlagen sind vor allem für die Selbstversorgung sinnvoll, wenn etwa mit dem Betrieb der Waschmaschine gewartet wird, bis die Sonne scheint, oder genau dann die immer häufiger akkubetriebenen Geräte aufgeladen werden. Wer jedoch eine in gewisser Weise “grundlastfähige” eigene Solarstromerzeugung wünscht, kommt um einen Solarstrom-Akku nicht herum.
Tipp:
Die Sächsische Energieagentur – SAENA GmbH hat einen Leitfaden Photovoltaik zum Download bereitgestellt.
Wer an die Elektromobilität denkt, hat ein weiteres Argument für eine Solarstromanlage. Pragmatiker nutzen in der kühleren Jahreszeit überschüssigen Solarstrom für große Warmwasserboiler oder für die elektrische Heizung: Hier dreht sich das Prinzip des Nachtspeicherofens um: Nun wird dieser tagsüber mit Sonnenstrom aufgeheizt, um abends Wärme abzugeben. Damit entfällt ein Nachteil des früher verbreiteten echten Nachtstroms, bei dem der Ofen dann am Abend vielleicht bereits ausgekühlt war.
Wer jetzt Photovoltaik installieren möchte wird allerdings feststellen, dass nicht nur die Handwerkerkapazitäten knapp sind, sondern auch die Wartezeiten auf die Technik durchaus mehrere Monate betragen kann.
Tipp:
Solartechnik muss man nicht fabrikneu beziehen, Bestände aus Solarparks, Insolvenzen, Lagerräumungen oder etwa B-Ware werden auf Solarmodul Auktionen versteigert.
Der richtige Zeitpunkt
Zögern bei der ganz persönlichen Energiewende zahlt sich wohl nicht mehr aus, auch wenn sicherlich niemand künftige technologische und Preisentwicklungen – Update: Stichwort Gas- und Strompreisbremse – vorhersagen kann. So gesehen ist der richtige Zeitpunkt, in Photovoltaik und/oder Solarthermie einzusteigen, wohl jetzt.
Ein Beitrag der Redaktion markersdorf.de