Noch immer geht unter medizinischen Laien das Meinungsspektrum zur Bedeutung einer Infektion mit dem Coronavirus weit auseinander. Auf die leichte Schulter nehmen sollte man das Thema jedoch nicht, wie die Vielzahl jener zeigt, die unter den Symptomen von Long COVID oder Post COVID leiden. Und es gibt weitere Ansteckungsrisiken wie etwa das Respiratorische Synzytial-Virus (RSV).
Zwei Corona-Spätfolgen
Long COVID und Post COVID stehen für mögliche gesundheitliche Langzeitfolgen nach einer – trotz aller Gesundheitswünsche – Infektion mit dem Coronavirus SARS-CoV-2:
- Long COVID beschreibt Symptome, die später als vier Wochen nach einer Infektion mit dem Coronavirus weiterbestehen, sich verschlimmern oder neu auftreten.
- Post COVID – auch Post-COVID-Syndrom (PCS) genannt – beschreibt Beschwerden, die noch nach drei Monaten bestehen und mindestens zwei Monate lang anhalten oder wiederkehren.
Angemessener Infektionsschutz als Daueraufgabe
Auch wenn sich immer stärker die Sehnsucht nach dem “normalen Leben” Bahn bricht und auch die Vorgaben zum Infektionsschutz zurückgefahren werden, entbindet das jedoch den Einzelnen nicht von seiner Verantwortung für sich selbst und andere.
Das ist übrigens nichts Neues: Schon immer hat, wer sich etwa einen grippalen Infekt eingefangen hatte, auf das Handgeben verzichtet, oft mit der Entschuldigung: “Ich hab’ die Seuche!” Da erscheint es seltsam, wenn viele Mitbürger angesichts der aktuell verbreiteten Infektionsrisiken mit
- der echten Virusgrippe,
- dem Respiratorischen Synzytial-Virus (RKI-Ratgeber) und noch immer
- dem Coronavirus
selbst auf einfachste, aber wirksame Infektionsschutzmaßnahmen verzichten.
Wer glaubt, für sich auf jeglichen vorsorglichen Schutz verzichten zu müssen, sollte dennoch Rücksicht auf Risikogruppen nehmen. Leider sieht der Alltag meist ganz anders aus: Zu einem 98. Geburtstag fielen im Vorjahr um die 50 Gäste der Jubilarin händeschüttelnd um den Hals – die Dame hatte gar keine Chance, sich zu schützen. Rücksichtsloser geht es wohl kaum.
Risiken vermeiden
Um bei den COVID-Spätfolgen zu bleiben: Mögen die Infektionen mit der aktuellen Virusvariante zwar oftmals weitgehend harmlos verlaufen, ein Restrisiko für Spät- oder Langzeitfolgen bleibt.
Die Annahme, dass beim Coronavirus mit jeder neuen Infektion das Risiko von Langzeitschäden weiter ansteigt, wird von Fachleuten allerdings zurückgewiesen: Das Risiko für Langzeitfolgen sei bei der Erstinfektion am größten.
Tipp:
Fachlich gesicherte Informationen zu Long COVID gibt es unter anderem auf den Webseiten der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung wie etwa longcovid-info.de.
Verglichen wird mangelnder Infektionsschutz in Bezug auf Corona-Spätfolgen dennoch mit Russisch Roulette: Man nimmt ganz bewusst in Kauf, dass es einen treffen kann. Kein Wunder also, dass rund jeder zehnte Corona-Infizierte unter Langzeitfolgen leiden soll, jeder 25. musste deshalb mehrfach krankgeschrieben werden. Übrigens wirkt die Corona-Schutzimpfung auch vorbeugend gegen die Langzeitfolgen beziehungsweise kann diese mildern.
COVID-Spätfolgen – und nun?
Hat es jemanden – ob nun durch das eigene Verhalten begünstigt oder nicht – erwischt, steht die Frage nach Therapiemöglichkeiten. Wer den Eindruck hat, eventuell an Corona-Spätfolgen zu leiden, sollte keine Selbstdiagnose stellen, sondern den Hausarzt aufsuchen. Ebenso wenig ist es ratsam, dem Rat von Laien zu folgen oder die Therapieansätze anderer auf sich selbst zu übertragen. Hinzu kommt, dass der Erkenntnisgewinn rund im die COVID-Erkrankung und die Diagnose und Behandlung ihrer Folgen ständig voranschreitet. Einzelne Verfahren und Wirkstoffe, oft noch im experimentellen Stadium und nicht ausreichend durch Studien belegt, kursieren.
Immer wieder im Gespräch sind etwa Verfahren der Apherese genannten Blutwäsche, nicht zu verwechseln mit der Dialyse, bei der maschinell Stoffe aus dem Blut entfernt werden, die sonst eine gesunde Niere über den Harn abführen würde. Bei der Apherese werden außerhalb des Körpers aus dem Blut oder dem Blutplasma ganz gezielt bestimmte Bestandteile oder krankheitsverursachende Stoffe herausgefiltert. Das FOCUS Magazin berichtete im April 2022 in einem Interview mit Dr. med. Richard Straube, Chefarzt am INUS Medical Center in Cham in der Oberpfalz und Spezialist der therapeutischen Aspherese, über “erstaunliche Einzelerfolge” mit der INUSpherese®, einer Sonderform der Apherese für die Therapie unter anderem von Long COVID.
Ärztlicher Rat bleibt unabdingbar
Für den medizinischen Laien sind die Therapiemöglichkeiten und deren Erfolgschancen nicht beurteilbar, keinesfalls sollte man sich aufs Hörensagen verlassen, sondern stets ärztlichen Rat einholen.
Natürlich kann ein Arzt besser beraten, wenn sich Patienten vorab zu einem Thema informiert haben. Auf Webseiten wird etwa die Frage beantwortet, für wen die INUSpherese sinnvoll ist oder, besser gesagt, sein kann und für welche Krankheitsbilder und Bereiche sie unter Umständen angewendet wird. Allerdings sollte man sich tunlichst verkneifen, seine Diagnose inklusive Therapievorschlägen gleich in die Sprechstunde mitzubringen.
Ein Beitrag der Redaktion markersdorf.de