Zur Homepage: www.erligheim.de
Lage
Erligheim liegt im Ensbachtal an den östlichen Ausläufern des Strombergs, etwa 20 km nordwestlich der Kreisstadt Ludwigsburg. Das Gemeindegebiet gehört zum Naturpark Stromberg-Heuchelberg.
Wappen
Das Wappen besteht aus einem Baum – vermutlich eine Erle – und einem Halbmond. Der Halbmond befindet sich nach oben schauend mittig vor dem Baum.
Geschichte
Erstmals urkundlich erwähnt wurde Erligheim im Jahre 793 im Lorscher Codex. In den folgenden Jahrhunderten wechselte der Ort häufig die Besitzer, bis er im Jahre 1785 zum Herzogtum Württemberg kam. 1822 wurde Erligheim eine selbständige Kommune.
Gemeinderat
Der Gemeinderat besteht aus zwölf Mitgliedern, darunter zwei Frauen. Alle Mitglieder gehören so genannten freien Listen an. Parteien sind im Rat nicht vertreten.
Partnerschaften
Erligheim unterhält partnerschaftliche Beziehungen zu Markersdorf in der Oberlausitz in Sachsen seit 2001, nachdem schon seit 1990 sich ständig vertiefende Kontakte bestanden.
Denkmäler
Im Rathaus steht das originale “Mainzer Rad” aus Stein. An seinem ursprünglichen Platz steht heute ein Imitat.
Wirtschaft und Infrastruktur
In Erligheim spielt die Landwirtschaft noch immer eine wichtige Rolle, mehr als 60 % der Gemeindefläche werden landwirtschaftlich genutzt. Auf mehr als 40 ha Fläche wird Wein angebaut, hauptsächlich die Sorten Blauer Portugieser, Schwarzriesling und Lemberger. Daneben gibt es etwa 30 ha Obstanbauflächen. Überregional bekannt ist die Erligheimer Kirschblüte, etwa 1200 Kirschbäume auf zusammenhängender Fläche locken bei schönem Wetter Tausende von Besuchern an.
Bildung
In Erligheim gibt es eine Grundschule. Eine Hauptschule und alle weiterführenden Schulen befinden sich in Bönnigheim.
Quelle: Wikipedia (siehe Impressum)
Im Jahr 2014 veröffentlicht der “Schöpsbote”, Dorfzeitung und Amtsblatt der Gemeinde Markersdorf mit den Ortsteilen Deutsch-Paulsdorf, Friedersdorf, Gersdorf, Holtendorf, Jauernick-Buschbach, Markersdorf und Pfaffendorf, Beiträge über die Markersdorfer Partnergemeinden, von Januar bis Mai über Erligheim:
NachrichtenPartnergemeinde Erligheim
Wie die Partnerschaft begann
Auf Initiative Erligheims
Kontakte zwischen Markersdorf und Erligheim bestehen seit 1990. Den Anstoß gab damals der Landrat von Ludwigsburg, Dr. Hartmann, dem Erligheimer Bürgermeister Albert Leiboldt. Im November 1990 fuhr dieser in den für ihn unbekannten Osten. Mit unserem Bürgermeister Gerhard Neumann kam es schnell zur Kontaktaufnahme. Wertvolle Anregungen über den Aufbau der kommunalen Infrastruktur konnten vermittelt werden, die in den ersten Jahren nach der Wende sehr willkommen waren.
Sehr bald entwickelte sich ein intensiver Gedanken- und Besucheraustausch zwischen den Gemeinden. Im Jahr 2001 konnte eine Gemeindepartnerschaft beurkundet werden. Beide Kommunen verpflichteten sich, intensive Begegnungen zwischen allen Interessengruppen, Vereinen und Verbänden zu fördern, vor allem in den Bereichen Bildung, Schule, Kultur, Sport, Umweltschutz, Wirtschaft, Soziales, Kirche und auf kommunaler Ebene, geprägt von gegenseitiger Achtung und Toleranz.
Erligheim – kurz zusammengefasst
Erligheim liegt im Kreis Ludwigsburg (Baden-Württemberg) auf halber Strecke zwischen Heilbronn und Ludwigsburg, der früheren Residenzstadt.
Östlich des Ortes fließt die Enz, ein Nebenfluss des Neckar, im Westen befinden sich die Hügel des Stromberges, Namensgeber bekannter Rotweine. Die Region gehört zum Naturpark Stromberg-Heuchelberg.
Auf einer Fläche von 6,19 Quadratkilometern leben ca. 2.750 Einwohner. Die Bevölkerungsdichte beträgt 431 Einwohner je Quadratkilometer (Markersdorf: 62,4 Quadratkilometer, 4.013 Einwohner, 64 Einwohnerje Quadratkilometer).
Erligheim ist eine selbstständige Gemeinde, hat keine Ortsteile. Die Gemeinde wird von 12 Gemeinderäten vertreten, die parteiungebunden sind. Bürgermeister ist seit 2006 Rainer Schäuffele, vorher bekleidete dieses Amt Albert Leiboldt über 32 Jahre.
Die Geschichte reicht bis in die Zeit Karl des Großen zurück. Die Ersterwähnung datiert auf das Jahr 793, nicht zu vergleichen mit dem Alter unserer Ortschaften.
Zu den geschichtlichen, kulturellen, wirtschaftlichen und sozialen Gegebenheiten wird in den folgenden Ausgaben zu berichten sein. Nur so viel sei zunächst erwähnt, dass bisher die Landwirtschaft eine wichtige Rolle spielte, vor allem der Wein- und Obstanbau. In den vergangenen Jahren hat sich der Charakter des Ortes stark verändert, es entstanden größere Wohnsiedlungen, verbunden mit einer Reihe von leistungsfähigen mittelständischen Betrieben.
Das kulturelle, sportliche und gesellschaftliche Leben wird stark durch Vereine, Schule, Kindergarten, Kirche und Feuerwehr geprägt. Herzliche Gastlichkeit und Fröhlichkeit locken jährlich viele Besucher zu den Weintagen, dem Straßen- und Kirschblütenfest. Zahlreiche Markersdorfer werden das in großer Dankbarkeit bestätigen können.
Quelle: Gemeinde Erligheim
Hans-Jürgen Rothe
Nach einem Beitrag im Schöpsboten, Ausgabe Januar 2014
Die Entwicklung von Erligheim im Mittelalter
Die Ersterwähnung des Dorfes erfolgte im Lorscher Codex. “Am 16. Februar 793, im 25. Regierungsjahr des Königs Karl, schenkt die Gottgeweihte Hilteburc dem Kloster Lorsch verschiedene Güter, darunter auch Erligheim, all mein Eigentum.”
Sicherlich bestand die Siedlung zum Zeitpunkt der Ersterwähnung schon einige Jahrzehnte eher. Noch früher nutzte ein römischer Gutshof, wie Funde belegen, den fruchtbaren Lößboden. Vieles spricht dafür, dass im 7. Jahrhundert der Landausbau durch die Franken entlang des “Alten Speyrer Weges” begonnen hat.
452 Jahre ist keine weitere urkundliche Erwähnung zu finden. In den Jahren um 1300 ist Erligheim Spekulationsobjekt verschiedener Ritterfamilien, die durch Tausch und Verkauf Teile des Dorfes zu Geld machten. In den Urkunden finden sich zwischen den Zeilen auch Angaben über die Lebens- und Arbeitsbedingungen der einfachen Leute, der Bauern.
Beispielsweise musste ein Erligheimer Bauer, der den Hof des badischen Ministerialen Heinrich bewirtschaftete, jährlich sieben Malter Weizen, sieben Malter Spelz und acht Malter Hafer, also 2000 kg Getreide, und sechs Hühner liefern. Außerdem verlangte die Kirche noch den zehnten Teil der Ernte, die zum Teil auch nach Speyer ging. Die Bauern hatten im System der spätmittelalterlichen Herrschaft Abgaben und Dienste an den Grund-, Kirchen-, Land-, Leib- und Gerichtsherrn sowie an die Dorfgemeinde zu entrichten.
Im frühen und hohen Mittelalter richtete sich die Abgabe oft nach dem Ertrag, während später zunehmend gleichbleibende Leistungen gefordert wurden. Durch solche Knebelverträge war bei Missernten und Kriegsschäden der Hunger groß.
1338 befanden sich Bönnigheim und Erligheim im alleinigen Besitz von Friedrich von Sachsenheim. Er war der letzte alleinige Orts-, Gerichts- und Landesherr in beiden Dörfern. Nach seinem Tode übernahm eine Erbengemeinschaft den gesamten Besitz, das führte durch unterschiedliche Interessen schnell zu Konflikten.
1388 wurde vertraglich Burgfrieden geschlossen, es beginnt die Zeit der Ganerben. Eine Ganerbschaft war nach altdeutschem Erbrecht das gemeinsame Familienvermögen, vorwiegend Grundbesitz. Vier Adelsfamilien aus der Erbengemeinschaft unterzeichneten die Urkunde.
Damit war das Dorf in vier Teile aufgeteilt: Mainzisch, Gemmingisch, Neypperisch und Sachsenheimisch. Einzelne Teile wurden jedoch in kaum überschaubarer Weise verkauft, versetzt, verpfändet und aufgesplittet. Offensichtlich ist es den Bauern in Erligheim und Bönnigheim jedoch gelungen, wohl durch die komplizierten Herrschaftsverhältnisse, frei von der Leibeigenschaft zu bleiben.
Im Jahre 1500 teilten sich zehn verschiedene Herren die Landes- und Gerichtsbarkeit in beiden Dörfern. Das sollte noch ca. 300 Jahre so bleiben.
Eine Besonderheit im Spätmittelalter war die Abhaltung des Ruggerichts. Regelmäßig wurden die Bürger befragt, ob sie einen Mitmenschen bei einer Straftat beobachtet oder davon gehört haben. Viermal im Jahr tagte das Ruggericht, damit jeder Mitbewohner Strafbares (Rug) anzeigen konnte/musste.
Auf dem Rugzettel waren die Vergehen aufgeführt, beispielsweise: unchristliches, ärgerliches Leben, Fernbleiben der Predigt, stattdessen gezecht, getanzt, gespielt, spazieren gegangen, Gott das heilige Evangelium geschmäht und gelästert. Die Hilfsbedürftigen sollten nicht ihre Almosen oder erhaltenen Gemeindegelder mit täglichen Zechen, Spielen oder anderen Vergnügungen unnütz verschwenden.
Die Einhaltung der Vorschriften stand damit unter sozialer Kontrolle. Jede Abweichung wurde geahndet, dem Denunziantentum waren Tür und Tor geöffnet. Die gesellschaftlichen Verhältnisse waren reif für Veränderungen. Der Bauernkrieg und die Reformation kündigen sich an.
Quelle: Erligheim im Wandel der Zeit
Hans-Jürgen Rothe
Nach einem Beitrag im Schöpsboten, Ausgabe Februar 2014
Die Entwicklung Erligheimsvom Mittelalter bis zur Neuzeit
Im Frühjahr des Jahres 1525 schließen sich überall in Südwestdeutschland die Bauern zu bewaffneten Haufen zusammen, um gegen ihre Herren zu ziehen. Bis heute besteht Uneinigkeit über die Ursachen des Aufbegehrens der Bauern gegen ihre Obrigkeit. Begehrten sie zu Recht gegen die überzogenen Abgaben und Dienste auf oder waren sie nur die “räuberischen und mörderischen Rotten”, als die Luther sie dargestellt hat.
Seit der Jahrhundertwende war es zu mehreren Missernten gekommen, die sich umso schwerer auswirkten, weil die jährlichen Abgaben gleich blieben. Selbst bei völligem Ernteausfall verlangte der Grundherr den festgelegten Betrag, ohne Rücksicht auf den Hunger der leidenden Familie. Die Herrschaft nutzte die Lage noch dahin gehend, dass die Rechte der Bauern (das niedere Jagdrecht, die Fischerei und die Allmende) eingeschränkt und die Leibeigenschaft ausgedehnt wurden.
Ostern 1525 rotteten sich in den benachbarten Dörfern die Bauern zusammen. Wahrscheinlich ist, dass auch Erligheimer Bauern dabei waren. Zahlreiche Schlösser und Burgen wurden erobert, geplündert und zerstört. In der Schlacht bei Böblingen kämpften 10.034 Mann gegen die erprobten Söldner.
Die Sache der Bauern war zum Scheitern verurteilt. Das Heer des Schwäbischen Bundes unter Führung des Truchsess von Waldburg schlug die Aufständischen am 12. Mai vernichtend. Es folgte ein großes Blutgericht: Dörfer wurden verwüstet, Tausende Bauern verbrannt, geköpft, geblendet, verstümmelt und verjagt.
Schon kurz nach dem Ende des Bauernkrieges beschließen die Ganerben, entgegen dem Erzbischof von Mainz, dass in der Bönnigheimer und damit in der Erligheimer Kirche evangelisch gepredigt werden solle. Nach dem Augsburger Religionsfrieden hat sich wenige Jahre später der neue Glaube in Erligheim etabliert.
Die Jahrzehnte um 1600 scheinen für Erligheim eine schwere Zeit gewesen zu sein. 1594 wird die Pest zum ersten Mal erwähnt. Das Kirchenbuch vermerkt zwischen Juli und Dezember 1607 insgesamt 163 Sterbefälle, das könnte die Hälfte der Bevölkerung gewesen sein. Vor allem die Kinder waren betroffen.
Das Sterben ging im 30-jährigen Krieg weiter. 1634 zieht die Soldateska der Kaiserlichen brennend, raubend und mordend durch die Gegend. Allein zwischen Januar und August 1634 gab es 40 Tote, gegenüber jährlich 15 vor dem Krieg.
Die überlebenden Erligheimer flüchteten hinter die Mauern von Bönnigheim. Dort erreichte sie das nächste Unheil, es wütete im Jahr 1635 die Pest. 1019 Menschen starben, darunter zwei Drittel Fremde.
Erst im Sommer 1648, nach dem Friedensschluss, kehrten die Überlebenden in das völlig zerstörte Dorf zurück. Nur die Hälfte der Einwohner hatte es überstanden und musste nun die verwüsteten Felder, Weinberge und abgebrannten Häuser wieder herrichten.
Bemerkenswert ist, dass es damals in diesem kleinen Ort relativ viele bettelarme Leute gegeben haben muss. Eine Erscheinung, die überall auftrat. Nicht umsonst wurde 1781 laut Gerichtsprotokoll ein Bettelvoigt eingesetzt. Dieser hatte folgende Aufgaben:
- Fremde Bettelleute auf das Schärfste abzuweisen.
- Hiesige Arme zweimal in der Woche durch das Dorf zu führen, damit sie Almosen sammeln konnten.
- Die Bettelleute vom Pfarramt und dem Schultheißhaus (Bürgermeister) fernzuhalten und sie eventuell dem Schultheiß zuzuführen.
An Arme wurden Blechmarken verteilt, für die sie bei den Bäckern
Brot bekamen.
Kamen kranke Bettler in die Ortschaft, dann wurden diese innerhalb von 24 Stunden auf einem Wagen in das nächste Dorf gefahren, damit sie dem Flecken nicht zur Last fielen. Sollte der Bettelvoigt seiner Aufgabe nicht gewachsen sein, drohte eine harte Leibesstrafe.
Bei den oben geschilderten Gegebenheiten musste es zu diesen sozialen
Missständen führen.
Quelle: Erligheim. Ein Weinort im Wandel
Hans-Jürgen Rothe
Nach einem Beitrag im Schöpsboten, Ausgabe März 2014
Erligheim im 18., 19. und 20. Jahrhundert
er äußere Zustand des Dorfes war nach dem 30-jährigen Krieg desolat. Die große Armut verhinderte eine gezielte Erneuerung der Häuser und Scheunen.
Erst im Laufe des 18. Jahrhunderts kam es unter dem Grafen von Stadion zu einem gewissen Aufschwung. Im Zentrum von Erligheim wurden die drei Dinge, die das Leben in einer Gemeinde bestimmten, errichtet: Rathaus, Kirche und Kelter (Obrigkeit – Gebet – Arbeit ).
Zur damaligen Zeit war Erligheim in der ganzen Gegend verschrien, weil Kesselflicker und anderes Gesindel dort Nachtlager fänden. Den Bürgern war es verboten, einen Ausgang über den umgebenden Dorfgraben zu machen, damit sich kein Unterschlupf ergebe.
Erschütternd war damals das Los armer Waisenkinder. Diese Kinder wurden jedes Jahr an den versteigert, der es für den billigsten Preis aufnahm. Wie muss es diesen Kindern ergangen sein, wenn man folgende Vorschriften benötigte: Das Kind ist in die Schule zu schicken, zu Hause zum Gebet anzuhalten, zum Besuch der Kirche, ordentliche Kost, Kleidung, Bett und Reinlichkeit bereitzustellen, nicht nach Brot im Dorf betteln zu lassen, keine über die Kräfte gehenden Arbeiten zu fordern und auf ordentliches Aussehen der Kinder zu achten.
Weltgeschichte in Erligheim
Die Auswirkungen der Französischen Revolution betrafen auch Erligheim. Im 2. Koalitionskrieg gegen Napoleon fand auch das einzige Ereignis statt, bei dem Erligheim in den Blick der “großen” Geschichte geriet: das Gefecht bei Erligheim zwischen deutschen und französischen Truppen am 3. November 1799.
Der französische Marschall Ney wurde von dem österreichischen General Prinz Hohenlohe über Erligheim zurückgedrängt. Die Franzosen verschanzten sich im Dorf und in der Umgebung. Die einheimischen “Jäger” kämpften Erligheim Straße für Straße wieder frei. Die Franzosen wurden von den Österreichern vertrieben und mussten einen Verlust von 1000 Mann verzeichnen.
Heute halten die “Schwarzen Jäger” dieses Ereignis im Bewusstsein wach. Letztlich schloss der württembergische Herrscher mit Napoleon einen Vertrag und die Erligheimer waren nun Verbündete Napoleons und Bürger im neuen Königreich.
Nach der Reichsgründung
Allgemein gelten die vier friedlichen Jahrzehnte zwischen 1871 und 1914 als “gute alte Zeit”. Erligheim wird in dieser Zeit an das Stromnetz angeschlossen, verbunden mit der einschneidenden Mechanisierung der Landwirtschaft.
Dagegen herrschten im Weinbau katastrophale Zustände, bedingt durch Krankheiten und Schädlinge. Darlehenskassen wurden eine Notwendigkeit.
Der 1. Weltkrieg verzeichnete für Erligheim 31 Tote und sechs Vermisste. Die Nachkriegszeit und der nächste Krieg waren von ähnlichen gesellschaftlichen und wirtschaftlichen Ereignissen geprägt, so wie in ganz Deutschland. Am 8. April marschierten französische Truppen in Erligheim ein, die ihre Macht bald an die amerikanische Militärführung abgaben.
Ein Aktionsausschuss bildete den Gemeinderat, der die erste ordentliche Sitzung am 28. Juli 1945 abhielt. Die Einwohnerzahl erhöhte sich durch die Zuweisung von über 200 deutschen Heimatvertriebenen auf reichlich 800.
Lebensmittel, Textilien und Schuhe gab es bis 1949 nur auf Karten und Bezugsscheine.
Die Fünfzigerjahre waren gekennzeichnet durch den Kanalisations- und Straßenbau. Die Bebauung der Siedlungsgebiete stieß bei der einheimischen Bevölkerung auf Widerstand. Der Gemeinderat verhängte 1957 und 1960 ein Bauverbot, mit der Begründung: “Erligheim ist eine rein bäuerliche Siedlung und sollte für Auswärtige keinen Platz haben, die bei einer eventuellen Arbeitslosigkeit der Gemeinde zur Last fallen.” Die Gemeindeverwaltung hat dann die geplanten Bauvorhaben doch noch durchführen können. Heute zählt Erligheim 2700 Einwohner und der dörfliche Charakter hat sich geändert.
Kommunale Selbständigkeit bewahrt
Eine besondere Bewährungsprobe hatte die Gemeinde im Jahr 1973 zu bestehen. Im Zuge der Gebietsreform sollte sie nach Bönnigheim eingemeindet werden. Alle Gemeinderatsmitglieder waren der Meinung, dass die Bürger in Erligheim schon jetzt die gleichen Dienstleistungen haben wie in größeren Verwaltungseinheiten. Selbst Lothar Späth als Ministerpräsident bemühte sich um Klärung und befürwortete die kommunale Selbstständigkeit.
Bleibt zu hoffen, dass Markersdorf auch einen Fürsprecher findet.
Quelle: Erligheim im Wandel
Hans-Jürgen Rothe
Nach einem Beitrag im Schöpsboten, Ausgabe April 2014.
Christen in Erligheim
Der Michaelsberg ist das Wahrzeichen der Gegend um Erligheim. 793 wird in einer Urkunde die Kapelle auf diesem Ausläufer des Stromberges erwähnt. Die Erligheimer zogen seit jeher auf den Michaelsberg, um zu beten, bevor um 1290 im Dorf eine eigene Kapelle genutzt wurde.
Um 1480 wird vom Umbau der Kapelle zur Kirche berichtet, die Johannes dem Täufer geweiht wurde. Die Glocke, die noch heute zum Gottesdienst ruft, hat ein Gewicht von 540 kg. Sie stammt aus dem Jahre 1489 und ist damit die älteste Glocke im Kreis Ludwigsburg.
Die Reformation wurde nach 1537 eingeführt. Zunächst wurde neben dem evangelischen auch der katholische Gottesdienst abgehalten. Der Geistliche aus Bönnigheim versorgte die Erligheimer Gemeinde mit, bevor 1571 eine selbstständige Pfarrei gestiftet wurde.
Ihre heutige Gestalt erhielt die Kirche erhielt sie im Jahre 1740 zur Amtszeit des Magisters Magnus Conrad Zeller. Die Inneneinrichtung war damals sehr einfach. Die Bänke hatten häufig Schilder mit den Namen der dort Sitzenden, die dafür zwei Gulden jährlich bezahlten. Die Jugend war im 18. Jahrhundert verpflichtet, bis zum 25. Lebensjahr an der Christenlehre teilzunehmen, ansonsten drohte Strafe.
Die gegenwärtige christliche Gemeinschaft besteht aus 1500 evangelischen, 700 katholischen und 78 freikirchlichen Gläubigen. Der katholische Gottesdienst findet in Bönnigheim statt. Die evangelische Gemeinde zeichnet sich durch eine lebhafte Tätigkeit unter Führung von Frau Pastorin Döbler aus.
So sind jährlich 20 bis 23 Konfirmanden zu unterrichten und mit Projekten zu betreuen. Das 2013 renovierte Gemeindehaus wird durch mehrere Jugendkreise, die Jungschar, den Frauentreff, das Frauenfrühstück, Themenabende, Chortätigkeit, Feinschmeckerabende mit Männern und weitere Aktivitäten belebt.
Schulgeschichte
Wann die erste Schule eingerichtet wurde, ist nicht ganz sicher. 1563 wird ein Jakob Auterriedt als Schulmeister genannt. Da zu dieser Zeit niemand von dem geringen Lehrergehalt leben konnte, verdiente er sich nebenher sein Brot noch als Büttel und Messner.
Damals wurde allerdings auch nur ein bisschen Lesen, Schreiben gelehrt und die Grundkenntnisse des Katechismus beigebracht. Das Schulfach Rechnen kam erst 1767 dazu. Jeder, der von der Gemeinde als geeignet befunden wurde, konnte “Schulmeister” werden.
In einem Prüfungsprotokoll von 1815 heißt es über den neuen Schulmeister: “Er zeigt Kenntnisse der Grundregeln der deutschen Sprache, er liest mit Verstand, schreibt ziemlich fertig und richtig, rechnet mit Schnelligkeit, besitzt Kenntnisse in der Religion und weiß seine Gedanken in einem Satz ordentlich zu Papier zu bringen.”
1839 erhielt der Schulmeister 84 Gulden und 32 Kreuzer, sowie Naturalien (Getreide, Wein, Holz). Dafür musste er 106 Kinder unterrichten.
Mitte der 50er Jahre stiegen die Schülerzahlen ständig an. Das alte Schulhaus war in schlechtem Zustand. Dies hatte zur Folge, dass auch im Saal des “Grünen Baumes” und im Rathaus unterrichtet werden musste. Vertreter des Oberschulamtes schlugen ein gemeinsames Schulhaus mit dem Dorf Hofen vor.
Nach zwei Jahren fand man eine Einigung über den Standort der zu errichtenden Schule. 1961 konnte diese am Rand von Erligheim eingeweiht werden.
Nach einem halben Jahrhundert macht sich der demografische Wandel auch in Erligheim bemerkbar. Zum ersten Mal reicht die Zahl der Erstklässler nicht mehr aus, um zwei Klassen zu bilden. Im Moment werden sieben Klassen unterrichtet. In den nächsten beiden Jahren sind es wieder zwei erste Klassen, dann geht es deutlich bergab.
Langfristig werden die Weichen in Richtung Ganztagsschule gestellt. Gegenwärtig fängt die Gemeinde den Bedarf an Betreuung mit der sogenannten Kernzeitbetreuung auf. Diese wird über den Schulträger bzw. Kindergarten organisiert. Berufstätige Eltern haben die Möglichkeit, ihre Kinder bis 16 Uhr betreuen zu lassen. Davon machen ca. 20 Familien Gebrauch, bei einer Schülerzahl von 120.
Den Haupt- oder Realschulabschluss erreichen die Jugendlichen mit dem Besuch der Werkrealschule in Bönnigheim mit dem Abschluss der 9. bzw. 10. Klasse. Für den Abschluss der Hochschulreife (Abitur) sind verschiedene Varianten auf den Gymnasien oder Berufsfachschulen in Bönnigheim, Besigheim, Laufen oder Bietigheim möglich. Diese Ausbildung beginnt ebenfalls mit zehn Jahren, also mit der 5. Klasse.
Quellen:
Erligheim – ein Weinort im Wandel
Festschrift: Grundschule Erligheim-Hofen
Schulleiter, Herr Karl-Heinz Pfitzer
Hans-Jürgen Rothe
Nach einem Beitrag im Schöpsboten, Ausgabe Mai 2014