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Das verruckte Dorf

Marketing fürs Dorf

Das Nonseum ist das bedeutendste Museum Herrenbaumgartens
Das Nonseum ist das bedeutendste Museum Herrenbaumgartens

Wird aktives Marketing für eine Kommune betrieben, dann hat das im Grunde genommen immer nur ein Ziel: Es sollen Leute herkommen. Dabei kann der Schwerpunkt darauf liegen, neue Einwohner zu gewinnen, Wirtschaftsunternehmen anzusiedeln oder man will Ausflügler anlocken und den Tourismus beleben. Über Letzteres freuen sich dann – angenommen, es würde auf Markersdorf zutreffen –  die Gaststätten und Übernachtungsanbieter, aber auch Läden wie etwa Blums in Markersdorf. Außerdem profitieren , wenn die Sache richtig greift, auch Selbstvermarkter und Künstler und mancher kommt vielleicht auf die Idee, nebenher einen Laden oder einen Imbiss einzurichten.

Ein Dorf erklärt sich für verrückt

Sind das für Markersdorf Hirngespinste? Immerhin ist Dorfentwicklung für alle interessant und das LEADER-Programm soll auch über 2020 hinaus weitergehen.

Man kann sich ja mal ein Beispiel ansehen: Das Beispieldorf liegt in Österreich im Weinviertel und heißt Herrenbaumgarten. Vielleicht hat ja der Wein dazu beigetragen, dass ein paar tatkräftige Herren und Damen auf die Idee kamen, aus ihrem Dorf “Das verruckte Dorf” – tatsächlich mit u statt ü geschrieben – zu machen. Sobald man wieder reisen darf, ist das ein famoses Ziel für einen Kurzurlaub. Am schnellsten kommt man in das verruckte Dorf, wenn man die Strecke über Reichenberg (Liberec), Prag (Praha) und Brünn (Brno) wählt – dann sind es knapp fünf Autostunden.

Was man in Herrenbaumgarten nicht verpassen darf

Das verruckte Dorf lockt nicht nur mit Essen und – im Weinviertel selbstverständlich – gut Trinken, ob nun im Gasthaus, in Weinkellern oder auf einer Ranch, sondern mit eine Anzahl höchst bemerkenswerter Sehenswürdigkeiten, die von Einwohnern selbst geschaffen wurden.

Größte und vielleicht bedeutendste Sehenswürdigkeit des Örtchens mit nicht einmal 1.000 Einwohnern ist das von Fritz Gall geschaffene große NONSEUM. Hier zeigt der Verein zur Verwertung von Gedankenüberschüssen seine “Erfindungen, die wir auch nicht brauchen”, so etwa eingelegte Birnen als elektrisches Kompott aus Glühbirnen oder ein Urinalzusatzgerät für das WC für Männer, die im Stehen.. na, Sie wissen schon.

Museumsgründer Fritz Gall erläutert die Funktionsweise des mechanisierten Nasenpoblers

Wer es ernsthafter mag, kann die Gebeine des letzten k.u.k.-Doppeladlers bestaunen. Rund um das Museum rankt sich eine Vielzahl von Angeboten wie etwa ein Kurprogramm für Ganztagesaussteiger oder ein Lachmuskeltraining.

Noch recht jung – die Eröffnung war im Jahr 2018 – ist das First Austrian Kitchen Museum, das Erste Österreichische Küchenmuseum. Eine Zeitreise in die Jahrzehnte zwischen 1900 und 1970 verdeutlicht, wie die Küche seitdem technisch aufgerüstet wurde.

Überhaupt wird es nicht langweilig im verruckten Dorf angesichts der Angebote, die sich die Einwohner ausgedacht haben: Es gibt Traktorrundfahrten, einen Einzelsocken-Lehrpfad oder etwa das 24-Stunden-Weinbergschneckenrennen, an dem wegen des Jugendschutzes allerdings keine Nacktschnecken teilnehmen dürfen.

Eine der Kellergassen am Langen Berg in der Herrenbaumgartner "Griamstatt"

Unbedingt erwähnenswert sind auch das Kinomuseum, das Greißler-Museum – eine Greißlerei ist in Österreich ungefähr das, was man in Deutschland einen Tante-Emma-Laden nennt – und neben vielen anderen Erlebnissen der Labyrinthkeller Umschaid

Ja, der Weinbauer Friedl Umschaid hats faustdick hinter den Ohren: Er hat tief unter der Erde ein Labyrinth aus zehn Weinkellern geschaffen.

Weinbauer Friedl Umschaid in seinem riesigen Weinkeller-Labyrinth, wo zehntausende Flaschen lagern und auf Verkostung warten

Da am Ende eines jeden Ganges eine Verkostungsstelle zu sehen ist, ist seine Führung kaum unter zwei Stunden zu absolvieren. Wer sich verläuft und eingeschlossen wird, braucht keine Angst zu haben: Verdursten wird er jedenfalls nicht.

Kann sich Markersdorf was abgucken?

Wenn man mal über den Tag hinaus denkt, könnte Markersdorf seine Potentiale als Ausflugsziel und für Mehrtages-Touristen Stück für Stück entwickeln. Das kostet nicht einmal Geld, sondern dazu braucht es zuallererst nur ein paar Leute, die bereit sind, sich einzubringen, Ideen zu entwickeln und Schritt für Schritt umzusetzen – und das vor allem auch dann, wenn viele andere meinen, dass das doch soundso nichts wird. Klar kann man auch wie anderenorts üblich DIN A5 Prospektständer aufstellen und Flyer auslegen, doch richtig sinnvoll wird das eben erst dann, wenn man tatsächlich auf dem Weg ist, sich zur Attraktion zu entwickeln.

Markersdorf hat doch mehr Potential als vergleichbare Gemeinden in der Region! Aus der Geschichte bieten sich die Hussiten an und aus napoleonischer Zeit gibt es spannende Geschichten – und was es nicht gibt, wird halt geschaffen, siehe Herrenbaumgarten. Vielleicht kann Markersdorf in ein paar Jahren zur Tagesreise durch seine sieben Ortschaften einladen, zu einem Landprogramm der Extraklasse mit dem Besuch historischer Orte, des Dorfmuseums, von Künstlern, Kirchen, besonderer Unternehmen und nicht zuletzt der Gaststätten in der Großgemeinde.

Wer Lust hat, sich nach dem Corona-Lockdown zu einer Spinnstunde zu diesem Thema zu treffen, kann sich gern in der Redaktion unter redaktion@markersdorf.de oder per Telefon 03581 738881 melden.

Der Autor Thomas Beier ist Unternehmensberater und widmet sich in diesem Beruf besonders gern verrückten Projekten.

Zugabe: Poysdorf

Einmal in Herrenbaumgarten zu Besuch, wartet auch das benachbarte Poysdorf, die “Weinstadt Österreichs”, mit ungewöhnlichem Anspruch und ebensolchen Attraktionen auf:

Das ist der Anspruch: Das Ungedachte erschaffen
Unerwartete Begegnung: Papst und Dalai Lama bei einem Flascherl Wein
FKK im Alltag: Straßenszene in Poysdorf
Denkmal für Conchita Wurst, ESC-Gewinnerin von 2014
Haus in Poysdorf

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