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Für ein gedeihliches Zusammenleben im Dorf

Was gibt es Schlimmeres als alte Zankhähne, die das Kriegsbeil nicht begraben können?
Was gibt es Schlimmeres als alte Zankhähne, die das Kriegsbeil nicht begraben können?

Foto: Roland Steinmann, Pixabay License (Bild bearbeitet)

Ein wohlwollendes und inspirierendes Umfeld am Wohnort oder etwa in der Gemeinschaft eines Vereins ist für viele angenehm, andere wiederum wollen einfach nur in Ruhe gelassen werden. Gleiches gilt übrigens auch am Arbeitsplatz. Aber wie kommt es dann zu mehr oder weniger offen ausgetragenen Feindschaften und anderen Störungen im Zusammenleben und wie kann man sie eindämmen?

Der schon aus Urzeiten herrührende Gedanke der Dorfgemeinschaft ist auch heute noch sympathisch, allerdings ist ein Dorf keine homogene und von Widersprüchlichkeiten freie Siedlungsgemeinschaft. Oft entstehen Konflikte neben vielen weiteren Ursachen allein dadurch, dass sich jemand übergangen oder wegen zu wenig Beachtung gekränkt fühlt.

Will man das näher beleuchten, muss man ein Stück weit in die Psychologie eintauchen. Das ist nicht ganz ohne, wie man so sagt. Vor allem muss man sich vor der Meinung hüten, auf einen selbst träfe das alles nicht zu und man stünde selbstverständlich weit darüber. Auch  sollte man nicht der Versuchung erliegen, anhand einiger Grundkenntnisse seine Mitmenschen umfassend analysieren, belehren oder gar therapieren zu wollen. Das wäre nicht nur lächerlich, sondern kann sogar Schaden verursachen. 

Wissen hilft

Andererseits ist es natürlich immer spannend, sich weiterzubilden und – um beim Thema zu bleiben – die Verhaltensweisen anderer und auch das eigene Verhalten besser zu verstehen. Es liegt auf der Hand: Mit bestimmten Verhaltensweisen kann man besser umgehen und sie vielleicht sogar leichter tolerieren, wenn man weiß, warum sich jemand so verhält, wie man es wahrnimmt.

Ein einfacher Zusammenhang besteht darin, dass jedem Verhalten eines psychisch gesunden Menschen ein Motiv zugrunde liegt – und die Bandbreite solcher Motive – vom “Helfersyndrom” bis zur Anerkennung und zum Geltungsbedürfnis, von Überleben bis Zugehörigkeit sowie etwa auch Neid und Rache – ist groß. Nicht ohne Grund spricht man von motivieren, wenn ein bestimmtes Verhalten erwartet wird: Man muss dem Menschen ein Motiv geben, das er verstehen und akzeptieren kann. Grundlegende, dem Menschen innewohnende Bedürfnisse, die zu ihrer Befriedigung motivieren, beschreibt die inzwischen als veraltet geltende Bedürfnispyramide nach Abraham Maslow (1908-1970).

Motivieren heißt, Motive zu geben

Im Grunde ist es simpel: Menschen reagieren beziehungsweise verhalten sich stets und ständig, um Schmerzen – im Sinne von Benachteiligungen jeder Art – zu vermeiden und um Lustgewinn – also Vorteile – zu erfahren. Wenn man also jemanden motivieren möchte, etwas zu tun, kann man ihm demnach Prügel anbieten für den Fall, dass er es nicht macht, oder eine Prämie, die auch ein Gewinn in einem Wettbewerb sein kann, wenn er es macht. Das mit dem Verprügeln ist natürlich verboten, kann aber leicht durch andere Nachteile ersetzt werden, aber auch das Prämienprinzip hat Grenzen: Der auf diese Weise Motivierte gewöhnt sich daran, für jede Fingerbewegung eine Prämie zu erhalten und wird dann ohne Prämie erst recht nichts mehr tun, andererseits aber immer höhere Prämien einfordern. Wer jetzt an Motivationsmethoden für Kinder denkt, die im Haushalt helfen sollen, liegt nicht ganz falsch, allerdings auch nicht ganz richtig.

Fakt ist: Im Grunde sind alle Menschen von Natur aus motiviert, voranzukommen, Anerkennung zu finden und Ziele zu erreichen, nur wird diese – die intrinsische – Motivation häufig durch falschen Umgang miteinander zerstört. Dann wächst über mehrere Stufen Frust, der schnell eine Sch…egal-Stimmung oder gar die Bereitschaft, Schaden um seiner selbst willen zu machen, erreicht.

Tipp:
Um in der Familie, im Verein oder am Arbeitsplatz die Motivation zu erhalten, sollte oft gelobt werden, am besten unter vier Augen, damit bei anderen kein Neid aufkommt. Oft reicht ein kurzes und uneingeschränktes “Toll gemacht!” – man muss es eben nur aussprechen.

Gruppendynamik erkennen

Neben diesen einfachen Beispielen aus dem “psychologischen Werkzeugkasten” wirken freilich auch komplexere Zusammenhänge. Auch hier ist Grundwissen wichtig, um überhaupt zu erkennen, was da läuft, und entsprechend reagieren oder gegensteuern zu können.

Durchaus typisch ist das oft beschriebene Phänomen, wie es bei einem Unfall an einer Kreuzung in einer Stadt eintritt. Schnell bildet sich eine Wolke von Gaffern, aber niemand hilft den Verletzten. Nur wer sich dieser gruppendynamischen Wirkung bewusst ist und weiß, wie er vorgehen muss, kann die Situation aufbrechen: Man muss schnell abschätzen, wer von den Zuschauern als Helfer infrage kommt und diesen oder einige mit Bestimmtheit und klaren Handlungsanweisungen auffordern, zu helfen: “Sie rufen jetzt bitte einen Krankenwagen!” – Rufen Sie bitte jetzt die Polizei!” – “Sie kommen bitte mit, um Erste Hilfe zu leisten!”

Mobbing: sich helfen lassen

Andere gruppendynamische Effekte wirken subtiler, etwa wenn es zu einem Mobbing kommt, sich also eine Gruppe von Menschen gegen eines ihrer Mitglieder zusammenschließt. Betroffene, die sich nicht mehr zu helfen wissen, sollten eine Mobbingberatung in Anspruch nehmen, wie sie etwa Gewerkschaften anbieten. Mobbing kann übrigens dadurch ausgelöst werden, dass das spätere Opfer die oft ungeschriebenen Regeln einer Gruppe nicht akzeptiert und wenn die am Mobbing Teilnehmenden – besonders unter Kindern – zugleich nicht wissen, was sie mit dem Mobbing anrichten. Mobbing wird übrigens gern verwechselt mit dem Bossing, wenn ein Vorgesetzter seine Macht ausnutzt, um zu schikanieren.

Gerade selbstverliebte Persönlichkeiten, sogenannte Narzissten, neigen dazu, andere zu instrumentalisieren, um gegen eine bestimmte Person oder mehrere vorzugehen. Beispiele dafür finden sich überall, in Familien, bei Beziehungen, am Arbeitsplatz und – allerdings seltener – in Vereinen, wenn dort das Zusammenleben unter schwacher Führung auseinanderdriftet.

Narzissten und ihre Helfer

Auch beim Narzissmus ist es hilfreich zu wissen, was dahintersteckt. Oft sind es auf den ersten Blick starke, aber eben nur scheinbar starke Persönlichkeiten oder solche, die bewusst Mitleid erregen, die andere um sich scharen und zu regelrechten Fans machen. Diese Fans handeln dann im Sinne des Narzissten und gehen – von diesem instrumentalisiert – gegen jene vor, mit denen der Narzisst die direkte Auseinandersetzung scheut. Bezeichnet werden diese Fans nach dem The Flying Monkey Effekt als “fliegende Affen”, angelehnt an die geflügelten Affen aus dem Kinderbuch “Der Zauberer von Oz”.

Besonders Menschen mit eher ängstlichen Bindungsverhalten neigen dazu, scheinbar starke Partner zu wählen. Entpuppt sich dieser jedoch als narzisstischer Diktator und die Beziehung zerbricht, wird nicht nur das Bindungsverhalten weiter geschwächt, sondern der sich verletzt fühlende Narzisst aktiviert seine Flying Monkeys, um Rache zu nehmen. Konkret geht es dabei etwa um üble Nachrede, Telefonterror oder nachteilige Posts in den Netzwerken des Internets und um Sachbeschädigungen. Betroffenen hilft oft nur, Kontakte vollständig abzubrechen und sich gegebenenfalls professionelle Hilfe zu suchen.

Ein guter Rat zum Schluss

Haben sich im Zusammenleben – eben auch im Dorf – bei jemandem Probleme angestaut, dann gebietet die Vernunft im Grunde zwei Möglichkeiten. Die Erste: Man spricht mit dem Konfliktpartner darüber. Bei ernsthaften Differenzen ist es hilfreich, einen erfahrenen Vermittler einzuschalten, der die methodische Vorgehensweise beherrscht und eine schnelle direkte Konfrontation der Konfliktparteien verhindert. Das funktioniert jedoch nur, wenn alle Beteiligten für die Bearbeitung des Problems gewonnen werden können.

Die zweite Methode – bevor man etwa rechtliche Schritte einleitet – ist die kühle Abwägung, ob die Angelegenheit den ganzen Aufwand mit allen Folgen überhaupt wert ist. Vielen fällt es schwer, trotz der vermeintlich oder vielleicht tatsächlich richtigen Position nachzugeben – aber im Grunde unwichtige Probleme im Bodensatz versinken zu lassen, das ist zumindest langfristig gesehen auch eine Methode der Problembearbeitung, die Aufwand, Streit und Hass vermeidet.

So oder so: Unter Probleme und Konflikte muss man irgendwann einen Strich ziehen. Das Leben ist zu kurz für andauernden Ärger.

Ein Beitrag der Redaktion markersdorf.de

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