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Klimawandel und Digitalisierung

Feuerwehren stellen sich der Zukunft

Foto: Helge Kudenholdt / Deutscher Feuerwehrverband “DSC_0025-hk 9. DFV-Bundesfachkongress am 12. September 2019 in Berlin.”
© Alle Rechte vorbehalten. Frei zur Berichterstattung über die Veranstaltung. Bildquelle Flickr.

Der Deutsche Feuerwehrverband (DFV) hat sich im September 2019 auf seinem 9. Bundesfachkongress in Berlin den Herausforderungen der Zukunft gewidmet, vor allem dem Klimawandel und der Digitalisierung.

“Wir müssen uns heute mit den Herausforderungen der Zukunft beschäftigen – ob beim Klimawandel oder der Digitalisierung!“, erklärte entsprechend DFV-Präsident Hartmut Ziebs vor den 150 Teilnehmern aus ganz Deutschland. Auf dem Kongress informierten spannende und praxisnahe Vorträge über die verschiedensten Aspekte beider Themenbereiche, Klimawandel wie auch Digitalisierung, zudem gab es Gelegenheit zum Netzwerken.

Udo Hemmerling, stellvertretender Generalsekretär des Deutschen Bauernverbandes, kombinierte in seinem Impulsvortrag Digitalisierung und Klimawandel mit Blick auf die Landwirtschaft. “Wir werden mehr Extremwitterungslagen haben – und die Trockenheit betrifft uns bereits, bevor sie der Feuerwehr einen Einsatz bringt”, schilderte er. Neben der geringeren Wasserverfügbarkeit durch Trockenheit seien auch die geänderten Bedarfe bei Hitze problematisch: “Ab 35 Grad muss in der Tierhaltung reagiert werden, etwa mit dem Versprühen von Wassernebel”, erklärte Hemmerling. Er berichtete, wie Drohnen genutzt werden, um beispielsweise Zustandskarten von Feldern zu generieren, und lieferte Ansatzpunkte für Kooperationen: “Nach den letzten zwei Jahren ist bei den Landwirten ein noch höheres Bewusstsein da, um mit der Feuerwehr gemeinsam zu üben und den Schaden im Ernstfall so gering wie möglich zu halten.”

Die beiden Module “Klimafolgen und Infrastruktur” sowie “Klimafolgen und Einsatzlagen” befassten sich sowohl mit dem Ausblick auf die künftigen Bedingungen als auch mit den Herausforderungen, die sich bereits heute durch den Klimawandel ergeben.

Thomas Loster von der Münchener Rück Stiftung führte in seinem Vortrag zum “Feuerwehr-Wetterbericht 2040” aus, dass die aktuellen Bemühungen nicht genügten, um einen signifikanten Anstieg der Erderwärmung zu verhindern. “Sobald man klimaschädliche Gase in die Atmosphäre entlässt, kommt es zwingend zu einer Klimaveränderung und insbesondere damit auch zu mehr Feuchtigkeit”, erklärte er. Unter diesen Bedingungen sei eine Prognose für den Feuerwehr-Wetterbericht 2040 äußerst vage und durch viele Faktoren noch beeinflussbar.

Der Migros-Genossenschafts-Bund ist in der Schweiz Partner der Lebensmittelversorgung in Krisenzeiten. Martin Kessler (Mitglied der Geschäftsleitung) hob hervor: “Ein Krisennetzwerk hilft, geeignete Vorplanungen zu treffen. Ein Blackout ist jedoch das schlimmste Ereignis unter allen, da hierbei die Kommunikation nicht mehr funktioniert und Nachschub nicht sachgerecht organisiert werden kann.”

“Fest definierte Hilfeleistungskomponenten des Katastrophenschutzes sichern personelle und technische Ausstattung sowie eine hinreichende Organisation im Ereignisfall”, resümierte Hans Meyrl als verantwortliche Führungskraft anerkennend aus dem Einsatz “Zehn Tage weißer Ausnahmezustand: Schneefall 2019 in Bayern”. Diese Infrastruktur des Katastrophenschutzes durch Ausrufung einer solchen Großschadenslage in Anspruch nehmen zu können, habe zum Einsatzerfolg beigetragen, um öffentliche und teils private Gebäude zu sichern.

Weniger Kiefer-Reinkulturen mittels langfristigen Waldumbaus durch Anpflanzen widerstandfähigerer Gewächse, mehr Investitionen in eine geeignete Infrastruktur und gezielte Früherkennungsmethoden sind wirksame Maßnahmen zur Abwehr von Brandgefahren. Alexander Zeihe vertrat die Waldeigentümer (ADGW) mit der Gewissheit, dass solche an der Prävention interessiert sind: “Ein vorbeugender Waldbrandschutz als Gefahrenabwehrmaßnahme geht einher mit Wirtschaftlichkeit!”

Smarte FeuerwehrDie Digitalisierung nutzen

Mit neuen Entwicklungen und der Umsetzung von der Idee in den Alltag befassten sich die Module “Smarte Feuerwehr” und “Smarte Rettung in der Praxis”.

“Wer digital werden will, muss vergessen lernen. Man muss die alte Arbeitsweise vergessen und neu denken und nicht nur analoge durch digitale Technik ersetzen”, so Peter Breuer von der Firma MP-Soft-4-U GmbH in seinem Vortrag “Feuerwehr 4.0 – Neue Wege in die digitale Welt”. Er skizzierte verschiedene Handlungsfelder am Beispiel eines Brandeinsatzes: von der Anrufannahme und Alarmierung, über die Verfügbarkeit von Objektplänen bis hin zur Aufrüstung und Wartung der Ausrüstung. In diesem Zusammenhang wies er auf die besondere Bedeutung der Vernetzung der Systeme sowie den Datenaustausch hin.

“Die Lebenswirklichkeit der Teilnehmer von Lehrgängen ändert sich”, stellte Erwin Baumann zum Thema “E-Learning in der Feuerwehr” fest. Die Hessische Landesfeuerwehrschule entwickele die klassischen Lehrgänge von reinen Präsenzveranstaltungen zu kombinierten Präsenz- und E-Learning-Angeboten weiter. Durch Lerninhalte für Smartphone und Tablet würden wissensbasierte Inhalte im Selbststudium mit Unterstützung erarbeitet. Den Besuch an der Schule ersetze dies jedoch nicht vollständig; der Zeitansatz der Präsenzveranstaltungen sei allerdings deutlich reduziert.

Einsatzfahrzeuge schneller und sicherer an den Einsatzort zu bringen und dabei die Beeinträchtigung für den übrigen Verkehr so gering wie möglich zu halten, ist das Ziel des Projekts SIRENE, an dem unter anderen die Firma AFUSOFT, das Deutsche Zentrum für Luft- und Raumfahrt und die Feuerwehr Braunschweig arbeiten. Erreicht werden soll dies durch ein intelligentes Routing, das sowohl Streckenlängen und die dort fahrbaren Geschwindigkeiten als auch die jeweils aktuelle Verkehrslage berücksichtigt und auf dieser Route die Lichtanlagen schaltet. “Die Vernetzung ist der Knackpunkt an diesem Projekt”, so Sebastian Damm von der Berufsfeuerwehr Braunschweig.

Vom vernetzten Rauchmelder über digitale Lichtschalter und fernsteuerbare Waschmaschinen bis zum Sprachassistenten: Digitale und netzwerkfähige Technik findet immer mehr Einzug in die heimischen vier Wände. “Wir möchten die Smart Home-Welt mit der Feuerwehr-Welt verbinden”, berichtete Torben Sauerland von der Universität Paderborn. Im Projekt “Intelligente Rettung im Smarthome” werden Möglichkeiten erforscht. Denkbar sind automatische Alarmierungen aus dem Rauchmeldernetz ebenso wie die Rücksprache der Leitstelle über einen Sprachassistenten. Für die Einsatzkräfte können Informationen etwa zum kürzlich ausgelösten Bewegungsmelder Rückschlüsse auf Personen in Gefahr und ihren möglichen Aufenthaltsort geben.

Update:
Fördermittel für die Digitalisierung der gewerblichen Wirtschaft (KMU)

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