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Zeit- und Familiengeschichte erhalten

Die erstaunliche Geschichte des Bilderrahmens

Epitaphien – hier der Zittauer Epitaphienschatz in der Klosterkirche des Museums Franziskanerkloster Zittau – haben in gewisser Weise einen ganz besonderen Rahmen
Epitaphien – hier der Zittauer Epitaphienschatz in der Klosterkirche des Museums Franziskanerkloster Zittau – haben in gewisser Weise einen ganz besonderen Rahmen

Die Kunst, Bildern einen Rahmen – den Bilderrahmen – zu geben hat eine lange Geschichte. Zurückverfolgen kann man sie bis in die Zeit der Gotik, die etwa von der Mitte des 12. bis zum Ende des 15. Jahrhunderts reicht. Es war eine Zeit der architektonischen Wunderwerke.

Die Entstehung des Bilderrahmens

Die in der Gotik erbauten Kirchen wurden mit sehr schmalen Mauerabschnitten zwischen den hohen Fenstern gebaut, so dass es nicht mehr möglich war, wie noch in der vorangegangenen Epoche der Romanik biblische Szenen als Fresken direkt auf die Wände zu malen, ganz im Gegenteil: Der Schwerpunkt damals wurde auf die Darstellung biblischer Szenen in großen Buntglasfenstern gelegt, wie sie als “Das Buntglasfenster” Titel des Deutsch-Paulsdorfer Krippenspiels von 2019 waren.

Auf der Suche nach einer Lösung wurden freistehende Altäre erbaut. Auf diesen Altären war es nun möglich, Gemälde aufzustellen. Die ersten Rahmen wurden aus Stein, manchmal aus Metall und – wie noch heute oft – aus Holz gefertigt. Die Kunst der Herstellung von Rahmen ist ein ganz eigenes Handwerk und erfolgreiche Rahmenmacher galten als Künstler, die ihre Werke auch signierten, genau wie die Kunstmaler, die die Gemälde schufen.

Der Aufbau einer Epitaphie, einer Gedenktafel, meist in Kirchen angebracht, die ein Verstorbener schon zu Lebzeiten anfertigen ließ oder die nach seinem Tode für ihn gestiftet wurde, folgt Regeln der Ikonografie, die Inschriften enthalten meist genealogische Daten, eine Würdigung des Verstorbenen und Zitate aus der Bibel oder aus Liedern

In der Regel wurden die Rahmen mit Blattgold überzogen. Das hat mit dem Malgrund der Leinwand zu tun, denn diese wurde golden grundiert. Rahmen und Gemälde sollten miteinander verschmelzen und zu einer Einheit werden. Durch das Blattgold am Rahmen und die goldene Grundierung der Leinwand beginnt das Gemälde scheinbar zu leuchten. Das Gemälde unterstützt somit den Rahmen und der Rahmen das Gemälde.

Rahmen im Barock und im Rokoko

Erst im Barock und im Rokoko, also ab dem späten 16. und bis zum späten 18. Jahrhundert, zogen die Bilderrahmen, die sehr aufwendig und künstlerisch von Rahmenmachern geschaffen wurden, nach und nach in die Privathaushalte ein. Diese Rahmen waren so reich verziert und üppig gearbeitet worden, dass es dem Betrachter auch heute noch schwerfällt, sich zu fokussieren und sich zu entscheiden, wohin der Blick zuerst wandern soll, auf den Rahmen oder das Gemälde. Es herrscht zwischen beiden Elementen an Eindrücklichkeit ein völliges Gleichgewicht.

Bilderrahmen im Klassizismus

Im Klassizismus und in der Biedermeierzeit wurden die Rahmen zwar schlichter, blieben aber vergoldet. Erst in der Gründerzeit entstand eine große Nachfrage nach Bilderrahmen auch durch Privatleute, die ihren neuen Wohlstand zeigen wollten; Bilderrahmen wurden damals schon längst nicht mehr nur in Kirchen eingesetzt.

Neuer Aufschwung mit der Entstehung der Fotografie

Mit der Entdeckung der Fotografie im 19. Jahrhundert – die Büsten der drei Erfinder Talbot, Daguerre und Niepce sind noch heute in Görlitz auf der Löbauer Straße am Museum der Fotografie zu finden – stieg die Nachfrage nach kleineren und schlichteren Bilderrahmen, um die Fotografie als Kunstwerk in den Vordergrund zu setzen.

Das passende Passepartout rundet die Bilderrahmung ab

In dieser Zeit wurde das Passepartout entwickelt. Ein Passepartout schafft einen Übergang zwischen dem Bild und dem Rahmen und wurde und wird noch heute als Stilelement eingesetzt. Hier kann man einen farblichen Übergang schaffen zwischen Rahmen und Bild. Um Bild und Passepartout zu schützen, wurden die Bilder nun auch noch zusätzlich verglast.

Zeitgeschichte erleben und entdecken

Diese Vorgehensweise des Rahmens von Bildern hat sich bis heute nicht geändert. Fotos und Gemälde werden so auch für die kommenden Generationen geschützt und erhalten. Ein Beispiel dafür ist das in seiner Originalität beeindruckende Dorfmuseum Markersdorf, auch hier wird das Leben vergangener Tage bewahrt. Solche Bilder sind ein großer Schatz und es ist aufregend und spannend zugleich, anhand alter Fotos und der Ausstellungsstücke nachzuvollziehen, wie die Menschen früher aussahen, wie sie lebten und arbeiteten.

Ein Besuch im Dorfmuseum ist für die Markerdorfer und die Gäste in der Großgemeinde unbedingt zu empfehlen. Dorfmuseen generell sind für Kinder sehr spannend, weil sie Einblicke in die Vergangenheit und der Geschichte ihres Heimatortes und ihrer Region gewähren und die für die Entwicklung ihrer eigenen Identität so wichtige Frage nach dem woher und der Welt, in der sie leben, zu beantworten.

Zittauer Epitaphien

Ein weiteres sehr schönes Beispiel ist das Freilichtmuseum Museumsdorf Mühlenhof in Münster. Ähnlich wie in Markersdorf wird dort den Besuchern das Leben der Vorfahren, der Bauern und Handwerker nahegebracht. Die Kinder dürfen Zinn gießen, dem Bäcker beim Brotbacken in alten und noch ursprünglichen Öfen zuschauen, in einer wieder original aufgebauten Schule Fotos der Kinder anschauen, die damals eingeschult wurden und stolz ihre Zuckertüten in den Händen hielten und sich auf die Schulbänke setzen, auf denen vielleicht schon ihre Großeltern saßen.

Bilderrahmen erhalten ein Stück Zeitgeschichte, mit einem Bilderrahmen für die schönsten Fotos werden diese für weitere Generationen geschützt und ihrer Bedeutung gerecht präsentiert.

Quelle: PR/Ost!

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