Schülerinnen und Schülern, die sich für einen Ausbildungsberuf oder für einen anderen Bildungsweg entscheiden müssen, steht die Welt offen. Doch anstelle Chancen, wie sie auch in Markersdorf und in der Region geboten werden, beherzt zu ergreifen, müssen Arbeitgeber viel Aufwand treiben, um geeignete Bewerber zu finden.
Das Bemühen um gute Auszubildende und Beschäftigte ist groß
Junge Leute in Ausbildung zu bringen und Fachleute in der Region zu halten oder hierher zu bringen, dafür gibt es in der Oberlausitz unterschiedliche Initiativen. Eine davon ist die INSIDERTREFF Ausbildungsmesse, die ihre nächste Auflage am 11. Juni 2023 im Messepark Löbau erleben soll.
Einen furiosen Start haben zudem in diesem Jahr die Oberlausitzer Karrieretage am gleichen Ort hingelegt. Die regionale Messe für Arbeit, Ausbildung und Studium hat ihren nächsten Termin am 23. und 24. September 2022 und findet ebenfalls im Löbauer Messepark statt.
An den Arbeitgebern und ihren Servicepartnern kann es also kaum liegen, wenn der Mangel an Mitarbeitern bedrohlich groß geworden ist. Tatsächlich hat der Mangel an gutem Berufsnachwuchs mehrere Ursachen.
Fachkräfte? Wo liegt der Mangel?
Die Frage, ob es einen Fachkräftemangel gibt oder überhaupt einen Mangel an beschäftigungsfähigen Bewerbern ist sicherlich rhetorischer Natur und hilft keinem der Unternehmen, das händeringend Mitarbeiter sucht.
Und trotzdem lohnt sich ein Blick auf die aktuelle Berufseinsteigergeneration, die sogenannte Generation Z, geboren in den Jahren von ungefähr 1995 bis spätestens 2010. Eine Studie der Unternehmensberatung PwC Deutschland charakterisierte die Generation Z im Jahr 2020 als digital sowie gesundheits- und umweltbewusst.
Vielleicht besser noch beschreibt etwas anderes diese Generation: Die Frage, ob man gut geschlafen hat, wird nicht mit dem Gefühl nach dem Aufstehen oder durch Erinnerungen an die Nacht beantwortet, sondern anhand der in der Smartwatch gespeicherten Daten der Nacht.
Eine andere Eigenheit macht der Generation Z in der Arbeitswelt allerdings zu schaffen: Der Anspruch der Berufseinsteiger an eine scharfe Trennung zwischen möglichst kurzer, von klaren Rahmenbedingungen gekennzeichneter und gut bezahlter Arbeitszeit und ungestörter Freizeit. Gerade in kleineren Unternehmen, die auf Gedeih und Verderb ihre Leistungsverpflichtungen erfüllen müssen und dazu auf flexible Mitarbeiter angewiesen sind, führt das zu Konflikten.
Statt Berufsberatung mehr Berufsmotivation
Ein anderes Problem, das zum Bewerbermangel oder zu mangelhaften Bewerbungen beiträgt, ist die Berufsberatung. Hier wird viel zu oft auf Standard-Lebensläufe gesetzt, die für junge Leute wenig spannend sind. Das sollte man nicht vorschnell beurteilen, Fakt ist aber, wenn man junge Leute motivieren möchte, dann geht das über herausragende Ziele. Die Aussicht, ein Arbeitsleben lang werktäglich zur gleichen Zeit beim Arbeitgeber aufzutauchen, ist nun einmal für viele nicht sonderlich prickelnd.
Immer wieder berichten angehende Azubis, dass ihnen angesichts ihrer beruflichen Vorstellungen geraten worden sei, doch lieber erst einmal “etwas Richtiges” zu lernen und sich für eines der klassischen Berufsbilder zu entscheiden. Das ist tragisch, weil damit unter Umständen Karrieren ausgebremst werden, noch bevor sie begonnen haben.
Es ist das Vorrecht der Jugend, sich auszuprobieren – und sei es in unterschiedlichen Berufen. Für Unternehmen lautet die Herausforderung, mögliche künftige Mitarbeiter nicht aus den Augen zu verlieren und den Kontakt nie ganz abreißen zu lassen. Sicher scheint nur: Wer sich gegenüber möglichen Mitarbeitern nicht rechtzeitig positioniert, geht leer aus im Wettbewerb um die Besten.
Schaut man sich auf einschlägigen Portalen um, so finden sich freilich Empfehlungen für Berufswege, denen man besser nicht folgen sollte – oder glaubt wirklich jemand an eine karriere als “lebende Vogelscheuche” oder als “Schlussmacher”, also jemand, der im Auftrag eines anderen dessen Beziehung zu einem oder einer Dritten beendet.
Berufsziel: Einzigartigkeit
Mit infrage kommenden Berufsbildern sollte man sich genau befassen, bevor man sich entscheidet. Wer etwa Seiler werden möchte, braucht nicht nur Mathematik, Physik, handwerkliches Geschick und Interesse an Maschinen, sondern lässt sich auf einen Beruf ein, den manche als wenig abwechslungsreich empfinden, denn immer geht es um Seile und Netze. Andere hingegen interessieren sich für die Einsatzszenarien, Materialien und Technologien und empfinden den Einsatz auf Montage als motivierend und ihren Beruf als einzigartig .
Noch interessanter wird es jedoch, wo es um Zusatzqualifikationen oder um Querschnittsqualifikationen geht. Gute Schweißer werden wohl immer gefragt sein, wer aber mit den entsprechenden Befähigungen als Unterwasserschweißer arbeitet, hat einen spannenden Job. Ähnlich ist es für Industriekletterer, die Dachdecker-, Montage- oder Abrissarbeiten erledigen.
Noch ein Beispiel: Wer sich für Design interessiert, Techniker oder Konstrukteur ist und obendrein die Welt der Medizintechnik spannend findet, dem stehen unter Umständen im Medical Design die Türen offen. An der Schnittstelle von Bedienbarkeit, mechanischer Realisierung und Elektronik umfasst das Medical Design die Produktgestaltung für medizinische Geräte und Ausstattungen.
Unter dem Strich
Wer vor dem Start ins Berufsleben steht kann oft gar nicht absehen, an welche Stelle ihn oder sie der Weg in einem Unternehmen oder einer anderen Organisation führen wird. Wichtig ist, einen Beruf zu wählen, in dem man sich wohlfühlt – und dann aber auch wirklich nie aufzuhören, zu lernen.
Ein Beitrag der Redaktion markersdorf.de