So langsam – Oder ist es schon höchste Eisenbahn? – kann man sich Gedanken machen, wen man zu Weihnachten alles bedenken muss und möchte und vor allem womit. Kinder und deren Partner, Enkel, selbstverständlich den eigenen Partner, die Eltern, Großeltern, Freunde, vielleicht auch Geschäftspartner oder andere Leute, denen man für ihre über das Jahr geleistete Arbeit oder Hilfe mit einem Weihnachtsgruß danken möchte – da kann einem schon mal der Kopf schwirren. Es soll Menschen geben, die Listen oder detaillierte Datenbanken anlegen, um niemanden zu vergessen und auch deshalb, weil die Finanzen im Überblick gehalten werden müssen.
Wohl jeder freut sich über eine kleine Aufmerksamkeit – doch was kann man schenken, was passt, was ist angemessen? Mancher schaut sich gern auf den Weihnachtsmärkten um, doch werden sie in diesem Jahr stattfinden oder nicht? Auch im Landkreis Görlitz steigt aktuell die Zahl der mit dem Coronavirus Infizierten wieder deutlich an. Dennoch freuen sich alle auf die Weihnachtsmärkte in den Markersdorfer Ortschaften und natürlich den in Görlitz und hoffen, dass sie durchgeführt werden können. Auf dem Weihnachtsmarkt im St. Wenzeslaus-Stift zu Jauernick-Buschbach beispielsweise ist so mancher auf der Suche nach einem Geschenk noch in letzter Minute fündig geworden.
Einen Wermutstropfen müssen die Markersdorfer zur Weihnachtszeit 2020 leider schlucken: Das beliebte alljährliche Deutsch-Paulsdorfer Krippenspiel ist abgesagt, die Corona-Infektionsgefahr wäre zu groß.
Was also soll man seinen Lieben schenken?
Jeder möchte überrascht werden und möglichst persönlich soll es auch sein. Manchmal artet das richtig in Stress aus. Deshalb gibt es in vielen Familien unter den Erwachsenen Vereinbarungen wie etwa “Nein, wir schenken uns diesmal nichts!” – aber klappt das wirklich? Der Heilige Abend ganz ohne Geschenke wäre doch etwas fad und erst recht unangenehm wird es, wenn dann doch jemand etwas schenkt und man nichts erwidern kann.
Eine weitere Frage ist, ob man den größeren Kindern Geld schenkt. Um ehrlich zu sein: Kinder können immer Geld gebrauchen. Ach, es ist schwierig – und das jedes Jahr aufs Neue. Für die Enkelkinder haben die Eltern oft genug eigene Ideen, neue Winterschuhe, ein tolles Spiel oder etwa Kopfhörer, um die Nerven der Eltern zu schonen. Ein Tipp für alle, die eher eine Aufmerksamkeit verschenken möchten: Vielleicht nicht auf dem ersten, aber auf den zweiten Blick sind liebevoll gestaltete Schlüsselanhänger für Handwerker, Musiker, Sportler, Tierfreunde oder einfach nur Anhänger mit Herzchen und Blümchen ein schönes Geschenk. Wer nicht selbst basteln möchte, kann solche Anhänger für kleines Geld erwerben. Zum ganz persönlichen Geschenk werden sie, wenn sie so ausgewählt sind, dass sie auf den Beschenkten passen.
Auch Selbstgemachtes, das gut schmeckt, wie etwa Liköre oder Gewürzöle erfreuen sicherlich jeden. Werden solche Gaben mit guten Zutaten, darunter viel Liebe, selbst fabriziert, verstauben sie, wenn sie verschenkt sind, bestimmt nicht nicht in irgendeiner Ecke und man erhält sie zudem im nächsten Jahr garantiert nicht beim Schrottwichteln zurück. Generell werden Geschenke, die sich verbrauchen lassen und nicht zur Last fallen immer beliebter – vorausgesetzt, es gibt keine ausdrücklichen Wünsche.
Das Weihnachtsessen und seine Bedeutung für die Familie
Natürlich darf man Weihnachten nicht auf Geschenke und Dekorationen reduzieren. Es ist die Zeit des Innehaltens und der Besinnlichkeit, aber auch der Vergebung und der Mitmenschlichkeit. Für Familien ist das Schönste, wenn sich an den Weihnachtstagen alle Lieben versammeln und als Höhepunkt zum Weihnachtsessen am größten Tisch im Hause Platz nehmen. Aber was kommt auf den Tisch?
Auf die Frage “Was wollen wir denn essen?” oder “Was sollen wir in diesem Jahr kochen?” kommt von größeren Kindern oftmals die Antwort: “Wie kannst du das fragen? Natürlich das, was wir in jedem Jahr essen, dass ist doch Tradition!” Das lässt einen schmunzeln und macht zugleich etwas nachdenklich: Da denkt man, die Jugend ist fortschrittlich und will immer etwas Neues, aber eben genau in diesem Punkt eigentlich gar nicht. Obgleich in vielen Familien beliebt kommt auf den Vorschlag, es mit Kartoffelsalat und Würstchen oder der traditionellen Schlesischen Bratwurst einfach zu halten, umgehend die Antwort: “Mama! Wie kannst du nur so etwas vorschlagen? Wir machen wie immer Sauerbraten mit Kraut und Klößen!” Und natürlich alles selbstgemacht, allerdings selten von den Kindern selbst – die Eltern oder Großeltern werden als Koch und Köchin wie jedes Jahr Stunde um Stunde in der Küche stehen.
Das Interessante daran ist, wie sehr Kindern die weihnachtlichen Traditionen und Rituale eine Sicherheit geben und wie intensiv sie sich wenn sie später selbst Kinder haben daran erinnern. Das ist definitiv die Arbeit und die Mühe wert, denn das kann den Kindern niemand nehmen: Die Heimat und die Wärme, die ein Elternhaus vermitteln.
Was in Schlesien auf den Tisch kommt
Markersdorf gehört wie das benachbarte Görlitz und weitere Orte zum westlich der Neiße verbliebenen Teil früheren Provinz Niederschlesien, was in vielen Familien noch heute das Weihnachtsessen bestimmt. So etwa die “Schlesische Bratwurst”, auch “Görlitzer Bratwurst” genannt, die mit Zitrone hergestellt wird. Ihre Wurzeln hat sie in der schlesischen Weißwurst, die mit einer typisch schlesischen Tunke serviert wird.
Während heutzutage Bratwurst vor allem aus Schweinefleisch besteht, werden für die echte Schlesische Weißwurst vor allem Kalbfleisch und Schweinespeck unter Zugabe von Eis gekuttert und mit Zitronengewürz und Weißwein verfeinert, wie Clair Schweikert beschreibt, die in ihrem Blog außerdem auf die schlesische Lebkuchensoße eingeht. Mancherorts wurde der schlesischen Weißwurst wohl auch Milch zugegeben, dann waren die Würste allerdings nur für sehr kurze Zeit haltbar.
Milch gehört auf jeden Fall in die Schlesischen Mohnklöße, wie sie etwa der Görlitzer Bäckermeister Tschirch, Jesus-Bäcker genannt, noch immer als “Mohnkließla” herstellt und beispielsweise auf dem Schlesischen Christkindelmarkt zu Görlitz verkauft.
Im katholisch geprägten Oberschlesien kommt übrigens noch heute am Heiligen Abend nur Fisch auf den Tisch – die Schlesische Bratwurst gibt es dann in manchen Familien am ersten Weihnachtsfeiertag zum Frühstück.