Welcher Bildungsweg ist für unser Kind der richtige? Viele Eltern stehen erstmals vor dieser Frage, wenn ihr Kind eine Bildungsempfehlung etwa für die Oberschule – gern wird dann Reichenbach gewählt – oder ein Gymnasium – hier liegt Görlitz nahe – erhält.
In Sachsen wird die Bildungsempfehlung für ein Gymnasium ausgesprochen, wenn der Notendurchschnitt aus den Fächern Deutsch, Mathematik und Sachunterricht mindestens 2,0 oder besser ist. Außerdem muss zu erwarten sein, dass das Schulkind mit den Anforderungen des Gymnasiums zurechtkommt.
Besonders Eltern, die selbst kein Abitur abgelegt haben, zögern bei dieser Entscheidung. Oft wird argumentiert, man könne ja dann dem Kind beim Lernen nicht helfen. Doch darauf kommt es gar nicht an. Vielleicht spielen eher Bedenken mit, das Kind könnte schlauer werden als man selbst? Auch der Gedanke, Kinder könnten zum Studium wegziehen und dann nicht wiederkommen, spielt gerade im ländlichen Raum eine Rolle.
Bildung ist wertvoll
Bedenken sollte man: Die sächsische Bildungsempfehlung ist nicht bindend, in keiner Richtung; ausführlich erläutert wird das auf bildung.sachsen.de. Dennoch gilt grundsätzlich: Bildung ist wertvoll – und wer sie frei oder günstig bekommen kann, sollte sie mitnehmen und dann beruflich verwerten. Dabei geht es nicht nur um die Chance auf ein höheres Einkommen.
Ein 86-jähriger Physiker aus Leipzig, befragt nach seiner Berufsentscheidung, sagte neulich: “Ach, eigentlich ist es völlig egal, was du studierst. In jedem Fall erweiterst du deinen Horizont und lernst, wie man Herausforderungen angeht und Probleme löst. Darauf kommt es an!”
Die Rolle der Abschlüsse
Wer es so sieht, für den sind akademische Titel und Grade nicht so wichtig – für Berufsanfänger hingegen schon. Im nachweisverliebten Deutschland wird oftmals weniger Wert auf Fähigkeiten als auf formale Abschlüsse und Titel gelegt. Paradox: Einen ausländischen Arbeitnehmer, dessen Qualifikation in Deutschland nicht anerkannt wird, darf man beauftragen, solange er die Tätigkeit nicht in Deutschland, sondern eben im Heimatland online ausübt (vgl. Fachkräftegewinnung mithilfe von Remote Work, erschienen in ihk-wirtschaft 12-2022, S. 26, Herausgeber IHK Dresden).
Moderne Studienabschlüsse in Deutschland sind der Bachelor, am ehesten vergleichbar mit dem Diplomabschluss der Fachhochschulen, während der Masterabschluss eher dem Diplom einer Universität oder gleichgestellten Hochschule entspricht. Beide Abschlüsse haben einen Bezeichnungszusatz, etwa beim Bachelor of Arts (Bachelor der Künste, kurz B.A.) oder beim Master of Science (Master der Wissenschaft, kurz M.Sc.). Verbreitet ist im technischen Bereich auch der Zusatz “of Engineering” (des Ingenieurwesens) wie beim M.Eng. oder der Master of Laws, der – kurz LL.M. – für einen juristischen Postgraduiertenabschluss vergeben wird.
Woran man Praktiker erkennt
Arbeitgeber im Mittelstand schätzen Beschäftigte mit praktischem Hintergrund oftmals ganz besonders. Schaut man auf die Abschlüsse, dann sind drei Indikatoren interessant:
- Ausgehend mit den guten Erfahrungen mit der dreijährigen “Berufsausbildung mit Abitur” aus “DDR”-Zeiten hat Sachsen als einziges Bundesland die vierjährige duale Berufsausbildung mit Abitur (DuBAS) eingeführt. Während Gymnasiasten weiter ziemlich abgeschirmt in einer schulischen Welt leben, haben die per DuBAS Qualifizierten einen klaren Praxisbezug und zudem wichtige soziale Erfahrungen in Unternehmen gemancht. Eine weitere Möglichkeit ist FOS+, die Kombination von beruflicher Ausbildung mit dem Erwerb der Fachhochschulreife. Erläutert wird das im SMK-Blog des Sächsischen Staatsministeriums für Kultus.
- Ausgesprochenen Praxisbezug haben auch die Absolventen des dualen Studiums, wie es etwa an der Staatlichen Studienakademie Bautzen angeboten wird. Binnen drei Jahren gelangt man hier an der Seite eines Praxispartners zu einem staatlichen Abschluss als Bachelor.
- Wer bereits studiert und Praxiserfahrung hat, “es aber noch einmal wissen will”, für den könnte das MBA Studium passen. Während normale Studiengänge auf eine gewisse Spezialisierung hinauslaufen, sind beim Master of Business Administration (MBA) Studium etwa Management und Mitarbeiterführung viel stärker integriert. Es eignet sich daher – nicht nur – für Fachexperten, die Führungsverantwortung übernehmen möchten. Die Zugangsvoraussetzungen sind durchlässiger als viele annehmen, weshalb man sich detailliert informieren sollte.
Fachlich spezialisieren oder ins Management wechseln?
Vorteil des MBA-Studiums ist, dass es in Vollzeit oder nebenberuflich und trotzdem in sehr überschaubarer Zeit binnen ein bis weniger als zwei Jahren absolviert werden kann. Die Kosten dafür sind nur auf den ersten Blick hoch und betragen im internationalen Vergleich in Deutschland sogar oft nur einen Bruchteil. Von Fall zu Fall steuern Arbeitgeber oder Stipendien Geld bei, auch aus steuerlicher Sicht kann das Studium interessant sein. Zum Schluss jedoch rechnet sich alles meist über einen Karrieresprung oder andere positive berufliche Veränderungen.
Klar ist aber auch: Wer eine fachliche Karriere anstrebt, ist gegebenenfalls mit einem Masterstudium und vielleicht einer Promotion besser bedient. Das allerdings ist eine Frage eines stringent angelegten Hochschulstudiums in jüngeren Jahren, während ein entwicklungsförderndes MBA Studium eher für Leute mit Berufserfahrung infrage kommt, die ein Führungsposition anvisieren.
Unter dem Strich
Wer seine Kinder Bildungschancen nutzen lässt, hält ihnen Optionen für das gesamte Leben offen. Nicht ohne Grund sagen die Chinesen: “Lerne! Nach und nach kannst du tun, was du willst.” Zu solchen Gedanken kommt man, wenn Lernen und Erfahrungen zu Weisheit werden.